Politische Gegner ja, aber nie wieder Feinde  

erstellt am
12. 05. 05

Jubiläumslandtag anlässlich 60 Jahre Kriegsende, 50 Jahre Staatsvertrag, 10 Jahre EU
Graz.(lk) - Militärmusik im Grazer Landhaushof, Bundespräsident Dr. Heinz Fischer links und Landeshauptmann Waltraud Klasnic auf der rechten Seite, dahinter Landtagspräsident Reinhold Purr und Militärkommandant Generalmajor Heinrich Winkelmayer schreiten die Ehrenkompanie ab. Angesagt war die Jubiläumssitzung des Steiermärkischen Landtages "60 Jahre Zweite Republik - 50 Jahre Staatsvertrag - zehn Jahre Mitgliedschaft zur Europäischen Union" am 10. Mai.

Nachdem Landtagspräsident Reinhold Purr den weiten Bogen von den ersten Stunden der befreiten Steiermark bis hinauf zur europäischen Einigung gespannt hatte, trat Festredner Chefredakteur Prof. Paul Lendvai ans Mikrofon. Und wer Paul Lendvai kennt, weiß, dass er sein Publikum nicht nur fasziniert, sondern auch die Betroffenheit eines selbst Betroffenen erzeugen kann.

"Ohne Überwindung des selbstzerstörerischen Nationalismus kann es keine europäische Identität geben", betonte Lendvai und mahnte weiter: "Politische Gegner dürfen nie wieder politische Feinde werden, deswegen ist die Toleranz eine der wichtigsten Säulen einer Demokratie." Als zweite Säule für das Funktionieren der Demokratie in der schwierigen Phase des Wiederaufbaues nannte Lendvai die Sozialpartnerschaft. Lendvai ließ auch keinen Zweifel daran, was er in den letzten Wochen an tagespolitischen Ereignissen nicht goutierte.

Anerkennung sprach der im Jahre 1956 aus Ungarn geflüchtete Paul Lendvai Österreich als jenem Land aus, das mit Kriegsende vor der Hungerkatastrophe stand und wenige Jahre später ein wahres Wirtschaftswunder schaffte, dabei aber immer seiner Rolle als Tor zur Freiheit gerecht geworden sei. "Das war nach der Ungarn-Revolution so, das galt für den Einmarsch der russischen Truppen in die Tschechoslowakei im Jahre 1968 und auch für die Zeit des Jugoslawienkrieges."

Unter den zahlreichen Ehrengästen in der Landstube befanden sich unter anderen auch Diözesanbischof Dr. Egon Kapellari, Superintendent Mag. Hermann Miklas und Gerard Sonnenschein als Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde, die Altlandeshauptleute Dr. Josef Krainer und Dr. Friedrich Niederl, LH-Stellvertreter a. D. DDr. Peter Schachner-Blazizek, die Landesräte a.D. Josef Gruber und Erich Pöltl, Landtagspräsident a. D. Dipl.-Ing. Franz Hasiba sowie Bürgermeister Mag. Siegfried Nagl mit Vertretern des Grazer Stadtsenates.
     
zurück