Gehrer: Die Museen haben sich als vollrechtsfähiger Anstalten bewährt
Wien (pk) - "Die Museen haben sich als vollrechtsfähige wissenschaftliche Anstalten bewährt
und sind zu einem bestimmenden Faktor im Hinblick auf das Image Österreichs als Kulturland geworden",
schreibt Bundesministerin Elisabeth Gehrer im Vorwort zum Kulturbericht 2003, der kürzlich dem Nationalrat
vorgelegt wurde und der am Freitag, dem 13. Mai, im Kulturausschuss enderledigt werden soll. Das Bundesmuseengesetz
werde in vielen Staaten Europas als vorbildhaft angesehen, schreibt Gehrer weiter. Nach der Schaffung der rechtlichen
Grundlagen wurden inzwischen die Erfahrungen der Museen mit der Vollrechtsfähigkeit überprüft, eine
im Berichtsjahr 2003 in Auftrag gegebene Evaluierungsstudie liegt bereits vor.
Gehrer nennt in ihrem Vorwort zum Kulturbericht Höhepunkte und Schattenseiten des Berichtsjahres: zum einen
die Wiedereröffnung der Albertina und die große Dürer-Ausstellung im renovierten Haus, zum anderen
den Diebstahl von Cellinis Saliera aus dem Kunsthistorischen Museum. Erfreut zeigt sich die Ressortchefin über
die Entwicklung bei den BesucherInnenzahlen, wobei Gehrer die Österreichische Nationalbibliothek mit einem
Zuwachs von 26 % hervor hebt.
BesucherInnenschwund und BesucherInnenzuwachs in den Bundesmuseen
3,623.573 BesucherInnen kamen im Jahr 2003 in die österreichischen Bundesmuseen, ist in dem Bericht zu lesen;
das sind um über 630.000 oder 21 % mehr als im Jahr 2002. Allerdings geht der Zuwachs zur Gänze auf das
Konto der Albertina, die am 14. März 2003 wieder eröffnet wurde. 804.678 BesucherInnen kamen in die Albertina,
fast 472.000 von ihnen zur großen Dürer-Ausstellung. Insgesamt wiesen allerdings die meisten Bundesmuseen
Rückgänge bei den BesucherInnenzahlen aus - nicht nur "einzelne", wie es in dem Bericht heißt,
sondern alle außer dem Museum für angewandte Kunst (1,97 %) und der Nationalbibliothek (26,39 % Zuwachs).
(Die Steigerung bei der Albertina von null BesucherInnen im Jahr 2002 - wegen Renovierung war das Haus ja 2002
geschlossen - auf 804.678 entspricht im übrigen nicht einer Steigerung von 100 %, sondern ist in Prozenten
schlicht nicht ausdrückbar - ein kleiner Schönheitsfehler des recht ansprechend gestalteten Berichts.)
Die Rückgänge bei den BesucherInnenzahlen im einzelnen: KHM 4,03 %, Volkskundemuseum 17,38 %, Ethnongraphisches
Museum 5,18 %, Museum moderner Kunst 13,82 %, Technisches Museum 13,6 %, Pathologisch-Anatomisches Museum 14,15
%, Naturhistorisches Museum 16,48 %, Österreichische Galerie 6,72 %.
Die Museen im Einzelnen
Nach Darstellungen über die Förderungen, den Österreichischen Museumspreis 2003 (der Hauptpreis
wurde dem neuen Niederösterreichischen Landesmuseum in St. Pölten zugesprochen, Anerkennungspreise gingen
an das Jenbacher Museum und an das "Burgenländische Geschichte(n)haus Bildein), über das Bibliotheken-Service
für Schulen und über das Thema EU-Kultur folgen in dem Bericht Abschnitte über verschiedene Stiftungen,
ehe dem Leser Einzeldarstellungen über die Bundesmuseem angeboten werden.
"Jeder Rückblick über das Jahr 2003 im Kunsthistorischen Museum ist überschattet vom Diebstahl
der Saliera am 11. Mai des Jahres", heißt es dazu im Bericht. An besonders hochwertigen und international
beachteten Aktivitäten des KHM wird zunächst auf die Sonderausstellung "Zeit des Aufbruchs - Wien
und Budapest zwischen Historismus und Avantgarde" hingewiesen, die bisher größte gemeinsam von
Österreich und Ungarn durchgeführte Veranstaltung. Ein wichtiger kulturpolitischer Akzent sei auch mit
der Ausstellung "Thesauri Poloniae - Schatzkammer Polen" gesetzt worden. Die große Ausstellung
"Der Turmbau zu Babel - Ursprung und Vielfalt von Sprache und Schrift" im Schloss Eggenberg sei die erfolgreichste
Veranstaltung im Rahmen der Kulturhauptstadt Graz 2003 gewesen.
Im Naturhistorischen Museum, das mit Beginn des Jahres 2003 in die Vollrechtsfähigkeit übergetreten ist,
sei im Gefolge der notwendigen Erhöhung der Eintrittspreise ein deutlicher Rückgang der BesucherInnenzahl
(16,48 %) zu registrieren gewesen, stellt der Bericht fest. Als Erfolg wird angesehen, dass die Zunahme der Zahl
der zahlenden Besucher um fast ein Viertel und der Vollzahler um rund 32 % den Eigenfinanzierungsgrad auf rund
10 % gesteigert hat.
Für die Österreichische Galerie Belvedere bleibe als Ziel bestehen, "ihre Position im Rahmen der
Österreichischen Museumslandschaft weiterhin klar zu definieren und die Rolle des Museums als zentralen Ort
österreichischer Kunst im Bewusstsein des Publikums zu festigen", wird im Kulturbericht 2003 über
die Museumspolitik mit Bezug auf das genannte Museum festgestellt.
Ausführlich wird dann auf die Albertina eingegangen, die 2003 nach fast zehnjähriger Schließung
wegen Renovierung wieder eröffnet wurde. Zur Eröffnung gab es in dem neu gestalteten Haus - so wurde
nach einem halben Jahrhundert der Haupteingang an seinen historischen Ort zurück verlegt - die größte
je in Österreich gezeigte Edvard Munch-Schau, eine "Geschichte der Fotografie" aus eigenen Beständen
und den jüngsten Zyklus von Robert Longo. Über 800.000 BesucherInnen in den restlichen neun Monaten des
Jahres 2003 werden in dem Bericht als Beweis für die Richtigkeit der Neupositionierung der Albertina gewertet.
Die Dürer-Ausstellung sei gar die "erfolgreichste jemals in Österreich gezeigte Ausstellung"
gewesen.
Als "Ort der Sammlung, Ort der Handlung und Ort der Ermöglichung von Kunst" positioniere sich hingegen
das Museum für Angewandte Kunst (MAK). Konsequent dem Leitgedanken "Experiment und Tradition" verpflichtet,
integriere das MAK essenzielle Aufgaben einer modernen Kulturinstitution. Dies offenbar mit Erfolg, wie der BesucherInnen-Zuwachs
von knapp 2 % zeigt.
Nach Abschnitten über das MUMOK, das Technische Museum (mit österreichischer Mediathek) und das Pathologisch-anatomische
Museum folgt ein Abschnitt über die Österreichische Nationalbibliothek. Als Schwerpunkte des Berichtszeitraums
werden Bauprojekte, die Katalogkonversion, die Objektdigitalisierung und der Beginn des Projekts Langzeitarchivierung
elektronischer Medien sowie der Abschluss der Provenienzforschung genannt. Ausführlich wird in dem Bericht
auch auf wissenschaftliche Projekte der Nationalbibliothek eingegangen. Der Jahresüberschuss von knapp 2,3
Mill. € dient dem Aufbau des Eigenkapitals.
Neue Orgel für Wiener Hofmusikkapelle
Die Wiener Hofmusikkapelle gilt als die älteste musikalische Institution Europas und wird als "Wiege
der Musik in Österreich" angesehen. Die Orgel der Kapelle war in einem Zustand, der eine Sanierung nicht
mehr sinnvoll erscheinen ließ. Daher wurde eine neue Orgel in Auftrag gegeben; die neue Orgel wurde am 18.
September 2003 vom Wiener Erzbischof Kardinal Schönborn für ihre Bestimmung gesegnet.
Von Volkskunst, Büchereiwesen, Kulturinformation und Denkmalschutz
Nach kurzen Darstellungen zu den Themen Volkskultur, öffentliche Büchereien und Österreichische
Kulturinformation schließt der Bericht mit einer umfassenden Darstellung zum Thema Denkmalschutz. Aus einer
Tabelle über die Förderung der Denkmalpflege geht hervor, dass die entsprechenden Ausgaben gegenüber
dem Jahr 1994 - also innerhalb von zehn Jahren - von knapp 13,4 Mill. € um (nominell) fast 30 % auf knapp 9,6 Mill.
€ zurück genommen wurden.
Der Kulturbericht 2003 steht auf der Tagesordnung der Sitzung des Kultursausschusses am 13. Mai. Die Koalitionsfraktionen
planen die Enderledigung im Ausschuss. |