Österreichs Wirtschaft baut Position in Zentral- und Osteuropa weiter aus  

erstellt am
11. 05. 05

Wien (oenb) - Mit einem Investitionsvolumen von 5,8 Mrd Euro haben österreichische Investoren den Höchstwert an Direktinvestitionen aus 2000 nur leicht verfehlt. Mehr als die Hälfte der Investitionen entfiel auf Zentral und Osteuropa, womit Österreichs Wirtschaft ihre starke Position in diesem Raum weiter ausbauen konnte. Dabei erscheint Südosteuropa erstmals auf dem Radarschirm österreichi­scher Investoren. Die Übernahme der rumänischen Petrom durch die OMV war die größte bisher registrierte österreichische Direktinvestition. Der 2004 verzeichnete Rückgang an passiven Direktinvestitionen wurde durch einzelne größerer Desinvestitionen verstärkt. Das Wachstum um insgesamt 3,9 Mrd Euro erfolgte primär aus erwirtschafteten Gewinnen. Deutsche Firmen blieben mit einem Anteil von 43 Prozent die mit Abstand wichtigsten Investoren.

Die aktiven Direktinvestitionen verfehlten im Jahr 2004 mit einen Wert von 5,8 Mrd Euro netto den Höchstwert aus dem Jahr 2000 nur knapp. Betrachtet man die Bruttoinvestitionen an Eigenkapital, so wurde noch nie so viel Geld im Ausland investiert wie 2004. Entscheidend für dieses außerordentliche Ergebnis war die historisch größte Einzelinvestition eines österreichischen Unternehmens, die Beteiligung der OMV an der rumänischen Petrom im Dezember 2004. Gleichzeitig waren aber auch die Desinvestitionen mit 2.620 Mio Euro relativ hoch. Die Immobi­lieninvestitionen lagen mit 190 Mio Euro in der gewohnten Größenordnung. Da die Investoren annähernd die Hälfte des erwarteten Gesamtertrags der ausländischen Tochterunternehmen ausge­schüttet haben (1.760 Mio Euro) liegen die reinvestierten Gewinne leicht über den Werten der Vorjahre (1.680 Mio Euro). Konzerninterne Kreditbeziehungen führten netto zu einer geringen Re­duktion des investierten Gesamtkapitals um 240 Mio Euro.

Österreich bestätigte 2004 erneut seine Rolle als bedeutender Investor in Zentral- und Osteuropa. Mehr als die Hälfte des Investitionsvolumens entfiel auf diese Region. Dabei fällt auf, dass sich der Schwerpunkt des Interesses in Richtung Südosteuropa verlagert: So waren die Investitionen in den traditionellen Zielregionen Polen (190 Mio Euro), der Slowakei (105 Mio Euro) und der Tschechischen Republik (150 Mio Euro) im Vergleich zu früheren Jahren nicht sehr hoch. Nur Ungarn erreicht mit 660 Mio Euro einen vorderen Rang in der Statistik der Zielländer. Besonders attraktiv erscheint österreichischen Investoren derzeit der Südosten Europas: Auf den unangefochtenen Spitzenreiter Rumänien mit 1,7 Mrd. Euro folgen das neue EU-Mitglied Slowenien und der EU-Kandidat Kroatien mit jeweils 220 Mio Euro Investitionsvolumen. In Serbien und Montenegro wurde mit 150 Mio Euro ein Rekordwert erreicht, und mit dem Kauf der Albanischen Sparkasse durch die Raiffeisen Zentral­bank Österreich erscheint erstmals auch Albanien als Zielland von Direktinvestitionen (105 Mio Euro) auf. Die große Desinvestition in Bulgarien ist Ausdruck einer Änderung der Eigen­tümerstruktur der dortigen Mobilkom. Unter den sonstigen Investitionszielen führt Deutschland dank hoher reinvestierter Gewinne mit 780 Mio Euro vor Italien mit 470 Mio. Weitere wichtige Zielländer waren das Vereinigte Königreich und Australien (jeweils 210 Mio Euro) und Frankreich (190 Mio Euro). Die breite regionale Streuung der Auslandsaktivitäten lässt sich auch daran erken­nen, dass 2004 in insgesamt 40 Staaten der Welt jeweils mehr als 10 Mio Euro investiert wurden.

Treibende Kraft der Investitionsaktivitäten war - abgesehen von der OMV - einmal mehr der österreichische Finanzsektor, der seine Aktivitäten in Mittel- und Osteuropa systematisch ausbaut. Der Handel, die E-Wirtschaft, die Baustoff- und die Lebensmittelindustrie haben neben vielen anderen Investoren größere Projekte im Ausland verwirklicht.

Die passiven Direktinvestitionen lagen mit netto 3,9 Mrd Euro deutlich unter dem Ergebnis des Jahres 2003 (6,5 Mrd Euro). Obwohl der Zustrom an neuem Eigenkapital mit 3.580 Mio Euro hoch war, resultierte wegen der gleichfalls hohen Desinvestitionen von 1.860 Mio Euro nur ein Nettozufluss von 1.720 Mio Euro. Ein Drittel des gesamte Nettozustroms an Beteiligungskapital (570 Mio Euro) war auf den Liegenschaftserwerb durch Ausländer bzw. durch ausländische Immobilienfonds in Öster­reich zurückzuführen. Die reinvestierten Gewinne erreichten ein Volumen von 1,9 Mrd Euro und übertrafen damit die frischen Kapitalzuflüsse. Konzerninterne Kreditbewegungen trugen weitere 300 Mio Euro zum Jahresergebnis 2004 bei.

Die Regionalstruktur der Direktinvestitionszuflüsse ändert sich nur wenig: Der mit Abstand wich­tigste Investor bleibt weiterhin Deutschland (1.680 Mio Euro) gefolgt von den Niederlanden (370 Mio Euro) und den Vereinigten Staaten (310 Mio Euro). Gemeinsam kommen diese drei Länder auf einen Anteil von über 60% an den gesamten Neuinvestitionen. Die größte Investition des Jah­res war die endgültige Abwicklung der Übernahme der Brau AG durch den Heineken Konzern. Weitere Ziele ausländischen Interesses waren der Finanz- und der Telekommunikationssektor. Insgesamt verzeichnete die Statistik etwa 150 Investitionsprojekte mit einem Wert von mehr als 1 Mio EUR, denen auf der Seite der aktiven Direktinvestitionen mehr als 300 Fälle gegenüberste­hen. Die mit Abstand größte Desinvestitionen betraf den vollständigen Rückzug der bisherigen italienischen Eigentümer aus der Telekom Austria, weitere prominente Fälle betrafen die Wiener­berger AG, die BAWAG und KTM.
     
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