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Vollrechtsfähigkeit der Bundesmuseen |
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erstellt am
23. 05. 05
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Gehrer: Vier-Augen-Prinzip
soll an allen großen Bundesmuseen ausgebaut werden
Kuratorien mit Umsetzung Vier-Augen-Prinzip beauftragt
Wien (bm:bwk) - Der vorliegende Rechnungshofbericht zur Prüfung des Kunsthistorischen Museums
wird vom Ministerium als wichtige Anregung für die Einführung eines Vier-Augen- Prinzips an den großen
österreichischen Museen aufgegriffen. Für alle Museen, deren jährliches Gesamtbudget über 10
Millionen Euro liegt, sollen die Kuratorien ein Vier-Augen-Prinzip festlegen und darüber dem Ministerium berichten.
Weiters ist es nötig, die interne Revision weiter auszubauen. "Dadurch wollen wir sicherstellen, dass
die Direktoren großer Museen ihre erfolgreiche inhaltliche Arbeit weiterentwickeln können und gleichzeitig
in wirtschaftlichen Belangen entlastet werden", sagte Bundesministerin Elisabeth Gehrer am Freitag (20. 05.).
KHM Vorreiter bei Umsetzung der Vollrechtsfähigkeit der Bundesmuseen
Die Vollrechtsfähigkeit der Bundesmuseen hat sich bewährt. Das KHM und Generaldirektor Seipel
haben als Vorreiter bei der Umsetzung des Bundesmuseengesetzes unbestrittene Verdienste erworben. "Wie bei
jedem Betrieb, muss auch bei der Beurteilung des KHM die Gesamtleistung im Vordergrund stehen". Die Prüfung
des KHM durch den Rechnungshof stellt die inhaltliche Arbeit von Generaldirektor Seipel nicht in Frage. Das KHM
unter der Leitung von Generaldirektor Seipel hat sich seit der Überführung in die Vollrechtsfähigkeit
zu einem erfolgreichen, dynamischen Museumsbetrieb entwickelt. Das ist auch im Zuge der Evaluierung der Bundesmuseen
eindrucksvoll bestätigt worden. So hält der Evaluierungsbericht zum KHM explizit fest: "In Österreich
übertrifft kein anderes Museum den Rang und die Vielseitigkeit des musealen Lebens im KHM. Das KHM ist ein
national und international gesuchter Partner."
Das Kuratorium unter der Leitung von Sektionschef Dr. Rudolf Wran, dem mit Generaldirektor Dkfm. Peter Püspök
auch ein anerkannter Experte aus der Privatwirtschaft und mit Univ.-Prof. Dr. Theo Öhlinger ein anerkannter
Jurist angehören, stellt fest, dass es eine erfolgreiche Gesamtentwicklung des KHM gibt. "Es gibt keine
Veranlassung, an der Beurteilung dieser anerkannten Experten zu zweifeln", stellt Bildungsministerin Gehrer
klar.
RH beanstandet finanztechnische und buchhalterische Fragen
Bei der Überprüfung durch den Rechnungshof ist gegen den Generaldirektor des Kunsthistorischen
Museums kein Vorwurf einer persönlichen Bereicherung oder eines wirtschaftlichen Fehlverhaltens festgestellt
worden. Der Rechungshof hat allerdings finanztechnische und buchhalterische Fragen beanstandet. "Es wird wohl
keinen Bundesbereich geben, wo nach den strengen Prüfungen des Rechungshofes keine Beanstandungen zu vermerken
sind. Wichtig ist, dass man aus den Fehlern lernt, die Anregungen aufgreift und Verbesserungsmaßnahmen zügig
umsetzt", so Gehrer.
Empfehlungen des Rechnungshofes werden umgesetzt
Die Kritikpunkte des Rechnungshofes wurden von Anfang an ernst genommen. Das KHM ergriff bereits auf Grund
des Rohberichts Maßnahmen, um entsprechende Verbesserungen vorzunehmen. So wurde eine Reihe von Anregungen
des Rechnungshofrohberichtes in der Zwischenzeit bereits umgesetzt, wie etwa die Auflassung des Palais Harrach
aus rein wirtschaftlichen Gründen, die Kündigung der Versicherung für die Sammlungsobjekte oder
die Verbesserung bei der Dokumentation der Repräsentationsspesen. Ministerin Gehrer: "Ich hoffe, dass
der Bericht des Rechungshofes so schnell wie möglich im Rechnungshofausschuss behandelt wird, damit er in
einer sachlichen Diskussion möglichst bald auch auf parlamentarischer Ebene abgeschlossen werden kann".
Größe des KHM braucht 4-Augen-Prinzip
Bildungsministerin Elisabeth Gehrer hat das Kuratorium des Kunsthistorischen Museums als zuständiges
Aufsichtsorgan aufgefordert, entsprechende Maßnahmen zur Umsetzung des Vier-Augen-Prinzips zu setzen. Das
KHM hat sich seit der Eingliederung des Theatermuseums und des Völkerkundemuseums zu einem Unternehmen entwickelt,
das aufgrund seiner Größe ein Vier-Augen-Prinzip, z.B. mit einem künstlerischen und einem wirtschaftlichen
Direktor nach dem Modell der Bundestheater rechtfertigt. Die interne Revision soll durch eine regelmäßige
Berichtspflicht bis hin zum Kuratorium verbessert werden. Wie bei den Bundestheatern soll der künstlerische
Geschäftsführer ein Dirimierungsrecht haben.
"Bei den Bundestheatern hat sich dieses Modell bewährt. Die Installierung in den großen Museen
kann ebenso wie bei den Bundestheatern einen Beitrag zur Entlastung der Geschäftsführung in wirtschaftlichen
Fragen darstellen", so Gehrer. |
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Cap fordert sofortigen Rücktritt Seipels und des KHM-Kuratoriums
"Jetzt ist Schluss mit der Freunderlwirtschaft!" - Gehrer muss handeln
Wien (sk) - Sofortige Konsequenzen aus dem "betrüblichen"
Rechnungshofbericht zum Kunsthistorischen Museum (KHM) forderte der geschäftsführende SPÖ-Klubobmann
Josef Cap Freitag (20. 05.) in einer Pressekonferenz. KHM-Direktor Seipel müsse sofort zurücktreten,
ebenso wie das Kuratorium aufgrund grober Vernachlässigung der Aufsichtspflicht; die Finanzprokuratur müsse
eingeschaltet werden. Jene Rechnungen, für die es keine Belege gibt, müssten von den Betroffenen selbst
bezahlt werden. Die Schäden, die dem Steuerzahler und dem Museum entstanden sind, müssen rückerstattet
werden. Ministerin Gehrer und Staatssekretär Morak müssten umgehend Stellung beziehen. "Jetzt ist
Schluss mit der Freunderlwirtschaft, jetzt muss Gehrer handeln, denn wenn sie nicht handelt, wird sie Teil dieses
Problems und damit rücktrittsreif".
Der RH-Bericht habe bei seiner Prüfung des KHM schwere Mängel festgestellt. So würden etwa die Originalrechnungen
für 189.000 Euro Ausstellungskosten fehlen. Ebenso fehlen die Belege für Reiseaufwendungen. "Die
Rechnungen müssen bezahlt werden - und wenn es Seipel selber ist", so Cap, der betonte, dass der Steuerzahler
auf keinen Fall belastet werden dürfe. Die gestern in der ZiB2 von Seipel vorgebrachte Ausrede, dass es für
elektronische Tickets keine Belege gebe, sei nicht zulässig: "Es kann Belege geben, und es hat Belege
zu geben." Es gehe hier nicht um ein Kavaliersdelikt.
Weiters seien die "In-sich-Geschäfte" - Seipel verkauft Seipel ein Auto oder Seipel macht Geschäfte
mit seinem Museumsshop - rückgängig zu machen. Seipel habe auch Zuschüsse zum Beamtengehalt bezogen,
und es stelle sich die Frage, ob er dafür Steuern und Abgaben bezahlt hat. Besondere Aufmerksamkeit verdiene
auch der Museumsshop, der um einen Schilling übernommen wurde und für den dann das Geschäftskapital
um 460.000 Euro erhöht wurde. Der zweite Geschäftsführer habe eine Abfindung von 276.000 Euro erhalten
und für seine "erfolgreiche" Arbeit ein Beraterhonorar von 50.000 Euro kassiert. Gesamtausgaben
von etwa 770.000 Euro stehen dem Umsatz von knapp zwei Euro pro Besucher gegenüber. "Und ÖVP-Politiker
haben im Kulturausschuss Seipel als guten Manager bezeichnet!", so Cap.
Nach wie vor ungeklärt sei auch die Tatsache, ob die Versicherung für die geraubte Saliera zahlen wird.
Faktum sei, dass sich die Versicherung derzeit weigere zu zahlen, weil die Sicherheitsvorkehrungen nicht ausreichend
waren und das Museum dafür die Verantwortung zu übernehmen hat. Außerdem sei überhaupt nicht
geklärt, was gezahlt werden soll, da es kein Schätzgutachten gegeben hat. SPÖ-Kultursprecherin Muttonen
hat in diesem Zusammenhang dem RH-Präsidenten einen Brief übermittelt mit der Bitte um Prüfung der
Angelegenheit.
"Jeder kleine und mittlere Betrieb muss die Regeln der Buchhaltung und Bilanz einhalten. Warum glaubt Seipel,
dass das für ihn nicht gilt?", so Cap, der vermutet, dass Seipel denkt, es könne so weitergehen
wie bisher. Gehrer teile offensichtlich diese Meinung. Der "unfähige" KHM-Direktor solle nun teilentmündigt
werden, was bedeute, dass zu dem jährlichen Bezug Seipels von 230.000 Euro (dieser Bezug selbst wurde von
1998 bis 2002 schon auf das mehr als Zweieinhalbfache erhöht) noch zusätzlich 270.000 Euro im Jahr ausgegeben
werden, damit ein kaufmännischer Direktor die halbe Tätigkeit des KHM-Direktors übernimmt. "Wenn
das passiert, heißt die ÖVP in Zukunft Österreichische Verschwenderpartei."
Cap wies weiters darauf hin, dass die Eintrittserlöse des KHM von 438.000 1998 auf 327.000 im Jahr 2002 zurückgegangen
sind, während im selben Zeitraum die Repräsentationskosten von 48.000 auf 64.000 Euro gestiegen sind.
Freunderlwirtschaft bis zum Exzess
Scharfe Kritik übte der gf. SPÖ-Klubobmann auch am Kuratorium des KHM: "Freunderlwirtschaft
bis zum Exzess, und Gehrer und Morak sind in das Netzwerk einbezogen." Ein Beispiel dafür sei die Geburtstagsfeier
für Morak - "eine kurfürstliche Repräsentationsveranstaltung" -, die das KHM ausgestattet
hat. Auch ein sofortiger Rücktritt des Kuratoriums wegen grober Vernachlässigung der Aufsicht sei unausweichlich.
Die SPÖ fordert außerdem eine Sondersitzung des RH-Ausschusses, zu der Gehrer, Morak, Seipel und die
Mitglieder des Kuratoriums geladen werden müssen. |
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Glawischnig: Bildungsministerin Gehrer macht sich lächerlich
Kogler: Causa KHM so schnell wie möglich im RH-Ausschuss behandeln
Wien (grüne) - Für die Grünen macht sich Bildungsministerin Elisabeth Gehrer
"lächerlich", wenn sie an Wilfried Seipel, Direktor des Kunsthistorischen Museums festhält
und ihm einen Zweiten Geschäftsführer zur Seite stellen wolle. In dem Endbericht des Rechnungshofes (RH)
würden sich die selben Vorwürfe gegenüber dem Museumsdirektor wie im Rohbericht finden, befand Eva
Glawischnig, Vize-Bundessprecherin der Grünen am Freitag (20. 05.).
Seipel habe sich "eindeutig persönlich" bereichert und "unglaubliche Verfehlungen" und
eine "unglaubliche Misswirtschaft" zu verantworten, urteilte die Grüne Politikerin. Seipel sei jedenfalls
"unverzüglich abzulösen". Es sei "unerträglich", dass sich ein Mensch in der
Position persönlich bereichere und keine Konsequenzen folgen, ärgerte sich Glawischnig. Der Bericht wurde
am Donnerstag veröffentlicht und darin wird dem Museum vorgeworfen, "Grundsätze ordnungsmäßiger
Buchhaltung und Bilanzierung mehrfach nicht eingehalten" zu haben. Auch die Erhöhung der Bezüge
Seipels, Unvereinbarkeiten etwa beim Verkauf von Seipels Privatauto an das KHM und steigende Personalaufwendungen
werden kritisiert.
Der Vorsitzende des parlamentarischen Rechungshofausschusses, Grün-Abgeordneter Werner Kogler, wird sich dafür
einsetzen, den Prüfbericht über die Zustände im Kunsthistorischen Museum (KHM) so bald wie möglich
im RH-Ausschuss zu behandeln. "Sobald der Bericht dem Ausschuss zugewiesen ist, soll er schleunigst in Verhandlung
genommen werden. Es hat schon zu viele Verzögerungen bei diesem unerfreulichen Kapitel österreichischer
Kulturpolitik gegeben", erklärt Kogler, und weiter: "Die Damen und Herren aus dem Kuratorium und
die Frau Bundesministerin haben sich in den letzten Tagen viel Zeit genommen, die angebliche Harmlosigkeit des
RH-Berichtes zu argumentieren. Sie sind herzlich eingeladen, ihr Verständnis von Aufsicht und Kontrolle dem
RH-Ausschuss dazulegen." |
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