OGM Studie im Auftrag des AIBC: 61 % der heimischen Führungskräfte sehen Vorteile für
die heimische Technologiebranche, mit Israel im Bereich F&E zusammenzuarbeiten
Wien (aibc) - Die Einbußen im Tourismus und Baugewerbe, bedeuten einen Verlust von 1,4 Mrd.
Euro. 52.000 Personen verloren in den „Nicht-Technologie-Sektoren“ ihre Arbeitsplätze. Jedoch die israelische
High-tech Industrie boomt weiter.
Viele der israelischen „Nicht-High-tech Betriebe“ sind durch die anhaltenden Unruhen in den palästinensischen
Autonomiegebieten aktiv betroffen. Gerade Industrien, die von palästinensischen Arbeitskräften abhängig
sind, verzeichnen einen dramatischen Slowdown. Einbussen erleiden insbesondere die Sektoren Tourismus, Landwirtschaft
und Baugewerbe.
Israel wurde im Jahr 2004 von 1,5 Mio Touristen besucht. Das ist ein Rückgang von 38 % im Vergleich zum Jahr
2000 (2,4 Mio Touristen), als die Unruhen um die „2. Intifada“ begannen. Im Jahr nach Beginn der 2. Intifada wurde
Israel 2001 von 1,2 Mio Touristen besucht (-51 % zum Jahr 2000). Den niedrigsten Wert an Besuchern verzeichnete
Israel im Jahr 2002 mit 860.000 Touristen, was einen dramatischen Rückgang von 64 % im Vergleich zum Jahr
2000 bedeutet (2003: 1,1 Mio Touristen; -54 % zum Jahr 2000). „Auf Grund der anhaltenden Konflikte wählen
Touristen und Geschäftsleute derzeit eher andere Destinationen, was Hotelschließungen und Jobverluste
zur Folge hat“, meint Ronny Ungar-Klein, Sprecher des Austrian Israeli Business Club - AIBC. Circa 40.000 Angestellte
verloren alleine im Tourismussektor ihre Arbeitsplätze. Der Tourismussektor repräsentiert 3 % des israelischen
Bruttoinlandsproduktes.
Im Baugewerbe herrscht in Israel derzeit ein Slowdown für öffentliche und kommerzielle Infrastruktur-
und Bauprojekte. Insgesamt verzeichnet das Baugewerbe in Israel einen Rückgang von 17,6 %.
Der rund 40 %ige Rückgang im Tourismus 2004 schlägt sich mit Umsatzeinbußen von 1,4 Mrd. Euroo
(inkl. Baugewerbe) im israelischen BIP nieder.
„Der Konflikt birgt Einbußen im BIP, jedoch werden diese durch die anhaltenden Erfolge in der High-tech Industrie
abgefangen“, meint Ronny Ungar-Klein vom AIBC.
Grundlegende Untersuchungen des Austrian Israeli Business Club – AIBC zufolge bezieht Israel rund 41 % seiner Importe
aus den Mitgliedsländern der Euroopäischen Union. Die EU ist somit der wichtigste Handelspartner des
Landes. Österreich bildet jedoch – gemeinsam mit Portugal – mit einem Anteil von 0,97 % am gesamten EU Handelsvolumen
mit Israel das Schlusslicht im EU Ranking. Während andere EU-Länder auf den Strukturwandel der israelischen
Wirtschaft von Low- zu High-tech reagiert haben, blieb eine Auseinandersetzung Österreichs über entgangene
Wertschöpfungspotenziale durch mangelnde Wirtschaftsbeziehungen mit Israel bislang aus. Der AIBC geht mit
einer in Auftrag gegebenen OGM Studie den Potenzialen auf die Spur und stellt beachtliche Wissensdefizite der
österreichischen Entscheidungsträger über den Wirtschaftsstandort Israel fest. Befragt wurden 250
heimische Führungskräfte in Unternehmen mit mehr als 100 Mitarbeitern.
Auf die Frage, welche israelischen Handelsgüter Österreich importiert, gaben 59 % der Befragten an, dass
Österreich hauptsächlich landwirtschaftliche Produkte aus Israel importiert. In weiterer Reihenfolge:
Elektronik 23 % gefolgt von Maschinen mit 12 %. Tatsächlich macht jedoch der vermeintliche Importschlager
Früchte wie „Yaffa Orangen“ und Gemüse lediglich rund 5 % des Gesamtimports nach Österreich aus.
Laut Außenhandelsstatistik importiert Österreich nämlich bereits rund 45 % elektronische Produkte
aus Israel. „Bedauerlicherweise denken noch viele Entscheidungsträger, dass die Landwirtschaft der führende
Industriezweig in Israel ist“, stellt Studienautor Peter Hajek von OGM fest. Ronny Ungar-Klein vom AIBC dazu: „Um
Wissensdefizite weiter abzubauen, kommt aber auch der österreichischen Medienberichterstattung über den
Wirtschaftsstandort Israel eine zunehmende Bedeutung zu“.
4% der befragten Großunternehmen planen in nächster Zeit Geschäftsbeziehungen mit Israel auf zu
nehmen. 8 % der heimischen Großunternehmen verfolgen bereits gemeinsame wirtschaftliche Interessen. Jedoch
77 % der heimischen Großunternehmen planen keine Geschäftsbeziehungen in nächster Zeit aufzunehmen.
Dazu Peter Hajek von OGM: „Es ist grundsätzlich nicht davon auszugehen, dass 77 % der Großunternehmen
keinen Handel mit Israel betreiben wollen, sondern dass es ihnen einfach an Information über die israelische
Wirtschaft mangelt.“
Als Hauptursache für diese Schieflage nannten 63 % die politische Situation in Israel. Ausschlag dafür
gibt die Einschätzung der Befragten, die in der Krisenregion Naher Osten mit 28 %, Gründe für die
geringen Wirtschaftsbeziehungen sehen. Dieser Begründung folgen zuwenig Stabilität für Wirtschaftsbeziehungen
(18 %) und die politische Lage in Israel (17 %). Peter Hajek dazu: „Voraussetzung für eine zukünftige
positive wirtschaftliche Kooperation beider Länder sind stabile Verhältnisse im Nahen Osten“
Ein Großteil der heimischen Führungskräfte (61 %) sieht Vorteile für die österreichische
Technologiebranche darin, verstärkt mit Israel in Forschung und Entwicklung zusammenzuarbeiten.
Österreichs Topmanager aus dem Bereich der Informations- und Kommunikationstechnologien sehen ungenützte
Potenziale für Kooperationen, Lieferungen und Beteiligungen im High-tech Bereich. „Man muss daher deutlich
zwischen technologieorientierten Unternehmen und Betrieben anderer Sektoren unterscheiden; denn Landwirtschaft
und Tourismus repräsentieren nur 5,5 % des israelischen BIP“, so Ronny Ungar-Klein vom AIBC.
Israel investiert 2,8 % des BIP in F&E und gehört hier neben Finnland (3,1 %), USA (2,8 %) und Deutschland
(2,6 %) zu den weltweit führenden Staaten. Zum Vergleich: Österreich investiert derzeit 1,8 % des BIP
in F&E. Ungeachtet des Nahostkonflikts boomt die israelische High-tech Industrie, Anstiege sind in den Bereichen
Software (+16 %), Pharmazie und Biotechnologie (+37 %) und Sicherheitsprodukte (+19 %) zu verzeichnen. Israel hat
derzeit mit 4.000 Technologieunternehmen die höchste Konzentration an High-tech Betrieben neben Kalifornien.
140 israelische Unternehmen notieren an den New Yorker Börsen. 15 % des Weltumsatzes für Kommunikationssysteme
sind israelische Produkte, Patente und Technologien bzw. werden von israelischen Unternehmen und Partnern produziert.
Unter anderem errichteten Microsoft, Intel und Motorola ihre großen F&E Zentren außerhalb der USA
in Israel.
Anlässlich des Israelbesuches im Vorjahr vom Wirtschaftskammer Präsident Dr. Christoph Leitl, gelang
es dem österreichischen Kammerpräsident zusammen mit seinem Gastgeber, dem Präsident der israelischen
Handelskammerorganisation (d.i. The Federation of Israeli Chambers of Commerce - FICC) Adv. Uriel Lynn, die wirtschaftlichen
Beziehungen zwischen Österreich und Israel nachhaltig zu beleben. Die österreichischen Exporte nach Israel
erreichten im Jahr 2004 mit fast Euro 143 Mio. (+ 22 %) ihren bisherigen Höhepunkt. Die Importe aus Israel
konnten mit Euro 88 Mio. um fast 6 % gegenüber dem Vorjahr gesteigert werden.
Am 23. und 24. Mai 2005 lädt Dr. Christoph Leitl zum Gegenbesuch nach Wien - Adv. Uriel Lynn stattet nun in
Begleitung einer hochrangigen Wirtschaftsdelegation der Wirtschaftskammer Österreich einen Besuch ab. Bei
den 17 israelischen Firmen handelt es sich um bedeutende Importeure und Produzenten aus den Branchen Lebens- u.
Genussmittel, Holz, Pharmazeutik, Sicherheitstechnologie, Telekommunikation und Biotechnologie sowie der Bauwirtschaft.
Für die Teilnehmer der israelischen Wirtschaftsdelegation ist an diesen Tagen ein Kooperationstreffen in den
Räumen der Wirtschaftskammer Österreich vorgesehen, welches von beiden Präsidenten eröffnet
wird.
„Man sieht, das Wirtschaftsleben geht auch trotz des unerfreulichen Konfliktes weiter“, meint Ungar-Klein abschließend
und verbindet damit die Hoffnung, dass mit der Reduktion des Informationsmankos und vermehrten Delegationen mehr
israelische und österreichische Kooperationen erfolgreich tätig werden.
Der israelische Wirtschaftskammerpräsident Adv. Uriel Lynn besucht auf Einladung von Dr. Christoph Leitl
mit einer hochkarätigen israelischen Wirtschaftsdelegation am 23. und 24. Mai Wien. |