Wien (tu) - Über 1.700 österreichische Park- und Gartenanlagen aus fünf Jahrhunderten sind
in 20-jähriger Tätigkeit dokumentiert und veröffentlicht worden. Mit der Herausgabe des letzten
Bandes kommt nun das umfassende Projekt zur Bestandsaufnahme der historischen Gärten Österreichs zum
Abschluss. Mit Unterstützung des Wissenschaftsfonds FWF gelang es dem Institut für Landschaftsplanung
und Gartenkunst der TU-Wien, so fundierte Grundlagen für weitere wissenschaftliche Arbeiten zu schaffen, aber
auch die Herzen der österreichischen Gartenliebhaber zu erfreuen.
Garten- und Parkanlagen dienten über Jahrhunderte hinweg als Orte der Erholung und der künstlerischen
Gestaltung. Im Verhältnis zu diesen wichtigen Bedeutungen wurden sie in der wissenschaftlichen Literatur bisher
jedoch wenig beachtet. Für Österreich wurde dieses wissenschaftliche Defizit nun behoben: Eine dreibändige
Publikation bietet erstmals einen umfassenden Überblick über die historischen Gärten im Land. Dafür
wurden zahlreiche Garten- und Parkanlagen Österreichs inventarisiert und samt den zugehörigen Gebäuden
detailliert beschrieben. Weiters wurden die Grünanlagen chronologisch aufgrund ihrer Erstanlage eingeordnet
und ihr gegenwärtiges und einstiges Erscheinungsbild verglichen. Graduelle Veränderungen im Laufe der
Zeit wurden so gleich mitdokumentiert.
Gärten ganz geordnet
In der Veröffentlichung werden die noch erhaltenen Anlagen Österreichs aus dem Zeitraum von der
Renaissance bis gegen das Jahr 1930 dargestellt. Die über 1.700 Einträge sind dabei übersichtlich
nach Bundesländern in drei Bänden aufgeteilt: Der erste Band stellt die Gartenanlagen Niederösterreichs
und des Burgenlands vor, der zweite Band die Gärten in Oberösterreich, Salzburg, Vorarlberg, Kärnten,
Steiermark und Tirol und der dritte Band die Wiener Gärten. Im Mittelpunkt der Beiträge stehen dabei
Repräsentations- und Wohngrünanlagen, die über lange Jahre intensiv gestaltet wurden. Diese wurden
jeweils den typologischen Gruppen des kirchlichen, weltlichen oder öffentlichen Bereichs zugeordnet.
Die Projektleiterin und Autorin des Buches, Prof. Berger vom Institut für Landschaftsplanung und Gartenkunst
der Technischen Universität Wien, dazu: "Wir haben vor allem Gärten und Parks von kirchlichen Wohnbauten,
also zum Beispiel Klöster, und von weltlichen Bauten wie Burgen oder Stadtpaläste in ihrer Vielfalt dargestellt.
Aber auch Grünanlagen aus verschieden Bereichen wie der Verwaltung oder dem Gastgewerbe und öffentliche
Parkanlagen wurden aufgenommen. So schaffen die Bände einen fundierten und manchmal sogar überraschenden
Eindruck über die Gartenbautätigkeit Österreichs."
Ein schönes Beispiel dafür, wie auch neue und überraschende Information zu Tage kam, liefern die
als Paradebeispiel aristokratischer Gartengestaltung geltenden Palaisgärten des Unteren und Oberen Belvederes
in Wien. Diese vor allem der künstlerischen Gestaltung dienenden Ziergärten wurden nämlich - so
erfährt man im 3. Band - bis ins Jahr 1793 durch Anlagen ergänzt, die den kulinarischen Genuss der Aristokratie
befriedigten: Küchengärten.
Ein Dickicht an Information
Die Veröffentlichung der drei Bände ist der blühende Abschluss des 20 Jahre dauernden Projekts
"Inventarisierung der historischen Gärten" des Instituts für Landschaftsplanung und Gartenkunst.
Im Rahmen des Projekts suchten die Projektleiterin Eva Berger und ihr Team in architektur- und gartenhistorischer
Sekundärliteratur nach Hinweisen auf noch erhaltene historische Freiflächen bekannter Bauten. Zusätzlich
gingen sie auch zahlreichen mündlichen Hinweisen aus der Bevölkerung nach. Aufbauend auf diesen umfassenden
Informationen folgten vielfache Reisen in die Bundesländer, sodass am Ende über 1.700 historische Gärten
und Parks Österreichs in den Bestand aufgenommen werden konnten.
Mit der vom FWF geförderten Veröffentlichung der drei Bände sind die Ergebnisse dieser österreichweit
erstmaligen Dokumentation eine fundierte Grundlage für die weitere wissenschaftliche Beschäftigung mit
den Zeugnissen der österreichischen Gartenkultur und Gartenkunst. Die Bücher werden zukünftig aber
auch als wichtige Informationsquelle für Maßnahmen zur Sicherung und Erhaltung dieses blühenden
kulturellen Erbes dienen - und der interessierten Öffentlichkeit den reichen Bestand an historischen Garten-
und Parkanlagen in Österreich vermitteln. |