Studie: Fans und Stadien beeinflussen Entscheidungen
Bonn (pte) - Deutsche Schiedsrichter werden durch Fans beeinflusst und bevorzugen die Heimmannschaften.
Zu diesem Ergebnis kommt die Studie "Sozialer Druck beeinflusst die Entscheidungen von Individuen" des
Instituts zur Zukunft der Arbeit (IZA) und der Universität Bonn. Dass sich Referees nicht von ihrem Umfeld
abkoppeln und unparteiisch vorgehen können, haben im Rahmen der Erhebung einige Details bewiesen. So soll
die Nachspielzeit in Stadien ohne Laufbahn zugunsten der Heimmannschaften in der Regel länger ausfallen und
deren Begünstigung von der geografischen Entfernung zum gegnerischen Team abhängig sein. Für die
Studie wurden insgesamt 3.519 Erstliga-Begegnungen zwischen 1992 und 2003 herangezogen und untersucht.
Zugegriffen wurde auf Daten der Firma "Innovative Medientechnik und Planung" (IMP), die die einzige offiziell
von der Deutschen Fußball Liga anerkannte Bundesliga-Datenbank betreibt und nach eigenen Angaben pro Spiel
mehr als 2.000 Einzelfakten sammelt. Dazu zählen die Länge der Nachspielzeit genauso wie die Bewertung
der Schiedsrichter-Entscheidungen im jeweiligen Spiel.
Das Ergebnis zeichnet ein nicht ganz unabhängiges Bild der Unparteiischen. Laut IMP-Datenbanken waren fünf
Prozent der Torentscheidungen für das Heimteam umstritten oder auch falsch. Für das Auswärtsteam
lag diese Quote nur bei vier Prozent. Wenn die Zuschauer näher am Fußballfeld sitzen, dann trifft der
Referee laut Studie eher eine umstrittene oder falsche Entscheidung. Fehlentscheidungen haben für Schiedsrichter
jedoch Konsequenzen, da jedes Bundesligaspiel von einem DFB-Experten beurteilt wird.
In den Entscheidungen für Strafstöße bietet sich ein ähnliches Bild. Schiedsrichter entschieden
857 Mal von Beginn der Saison 1993/94 bis zur Winterpause 2003/04 auf Elfmeter. Unabhängig vom Stadiontyp
wurden von den IMP-Experten häufiger falsche oder umstrittene Entscheidungen für die Gastgeber gezählt.
Die Referees haben nur 65 Prozent aller "Heim-Elfer" zu Recht gegeben. Bei Strafstößen für
die Gastmannschaften lag die Quote immerhin bei 72 Prozent. |