Wien (bpd) - Bundeskanzler Wolfgang Schüssel stellte am Mittwoch (18. 05.) im Pressefoyer im Anschluss
an den Ministerrat ein umfangreiches Paket für Opfer des Nationalsozialismus vor. Dieses sieht unter anderem
die Nichtigkeitserklärung von NS-Urteilen vor. Dabei handelt es sich nicht um eine Amnestie, sondern um eine
grundsätzliche Aufhebung der Urteile, erklärte der Bundeskanzler. Ein weiterer Punkt ist die Ausdehnung
des Opferfürsorgegesetzes. Nun erhalten auch Personen, die während der Zeit des Nationalsozialismus auf
Grund ihrer sexuellen Orientierung oder "Asozialität" verfolgt und Opfer von medizinischen Experimenten
oder zwangssterilisiert wurden, eine finanzielle Entschädigung. Das entsprechende Ansuchen ist beim Sozialministerium
zu stellen. Schüssel: "Wir beseitigen damit dieses Unrecht, wie wir auch bereits mit der Entschädigung
von Zwangsarbeitern und der Restitution gezeigt haben, dass wir das NS-Unrecht aufarbeiten." Beschlossen wurde
auch eine einmalige Zuwendung für die Widerstandskämpfer und Opfer der Verfolgung. Gestaffelt nach dem
Einkommen beträgt sie zwischen 500 und 1.000 €. Verbessert werden auch die finanziellen Leistungen für
Witwen von Kriegsversehrten. Dafür wendet der Bund rund 4 Millionen € auf. Auf Initiative der Sozialministerin
erhalten rund 50.000 "Trümmerfrauen" gleichfalls eine einmalige Zuwendung, wofür der Bund 15
Millionen € zur Verfügung stellt.
Bundeskanzler Schüssel berichtete im Pressefoyer auch über heute stattfindende Gespräche mit Vertretern
der Salzburger Landesregierung und der Stadt Salzburg über die weiteren Schritte zur Bewerbung Salzburgs für
die Olympischen Spiele 2014. Der Bundeskanzler sicherte dabei die prinzipielle politische Unterstützung dieser
Bewerbung durch den Bund zu. "Mein Prinzip war immer, solche Großveranstaltungen nach Österreich
zu bekommen, da sie einen Mehrwert für den Tourismus, den Sport und das Image Österreichs erbringen",
so der Bundeskanzler. Der Bund wird sich auch an den Kosten für die Bewerbung beteiligen.
Im Pressefoyer zog Bundeskanzler Schüssel auch Bilanz über die Tätigkeit der Bundesregierung in
den vergangenen vierzehn Tagen. So beschloss die Bundesregierung in einem Reformdialog am 1. Mai zusätzlich
1,5 Milliarden € für Wachstum und Beschäftigung zur Verfügung zu stellen, dem Nationalrat wurde
das neue Asyl- und Fremdenrechtspaket zur Beschlussfassung zugeleitet. Im Nationalrat wurde zudem die 2/3-Mehrheit
für Schulgesetze weitgehend abgeschafft. Der Nationalrat hat den EU-Verfassungsvertrag fast einstimmig ratifiziert.
Die Zustimmung war damit die bisher höchste in einem EU Mitgliedsstaat. Ausgehend von dieser Abstimmung fand
in Österreich eine umfassende Europadiskussion statt, die eingebettet war in die historischen Feiern anlässlich
des 50. Jahrestages der Unterzeichnung des Staatsvertrages. In Erfüllung des Staatsvertrags wurden zudem erstmals
seit 1977 nach den von Bundeskanzler initiierten Konsensgesprächen wieder neue zweisprachige Ortstafeln in
Kärnten aufgestellt. |