Bundespräsident Fischer lobte den „burgenländischen Weg der Gemeinsamkeit“
Eisenstadt (bmls) - Das Burgenland erinnerte in einer Festsitzung des Burgenländischen Landtages,
zu der Landtagspräsident Walter Prior eingeladen hat, an 60 Jahre Zweite Republik - 50 Jahre Staatsvertrag
- 10 Jahre Beitritt Österreichs zur Europäischen Union. Landtagspräsident Walter Prior, Landeshauptmann
Hans Niessl, Bundeskanzler Dr. Wolfgang Schüssel und Bundespräsident Dr. Heinz Fischer hielten Festansprachen
und Diözesanbischof Dr. Paul Iby sprach gemeinsam mit Superintendent Mag. Manfred Koch ein ökumenisches
Dankgebet.
Zum "Jubiläumsjahr 2005" wird in allen österreichischen Bundesländern eine Vielzahl von
Veranstaltungen abgehalten. Das Burgenland feierte am Freitag (13. 05.) im Landtagssitzungssaal seine Jubiläumsveranstaltung
zum Gedankenjahr 2005. Landtagspräsident Walter Prior konnte im vollen Landtagssitzungssaal Landeshauptmann
Hans Niessl, Bundeskanzler Dr. Wolfgang Schüssel und Bundespräsident Dr. Heinz Fischer, Diözesanbischof
Dr. Paul Iby und Superintendent Mag. Manfred Koch begrüßen und hieß auch Bundesratspräsident
Mag. Georg Pehm, Bundesministerin Maria Rauch-Kallat, Bundeskanzler a.D. Dr. Fred Sinowatz, Landeshauptmann a.D.
Hans Sipötz, ehemalige Mitglieder der Bundes- und Landesregierung sowie Behörden-, Wirtschafts- und Kammervertreter
in Eisenstadt willkommen. Die Festredner spürten in ihren Reden bei der Gedenkveranstaltung der wechselvollen
Geschichte des Burgenlandes nach.
„Als 1945 die Unabhängigkeit Österreichs proklamiert wurde und das Burgenland wiedererrichtet wurde,
war es schwer vorstellbar, dass sich das Land so gut entwickeln würde“, betonte Landtagspräsident Walter
Prior in seiner Festrede. Allen, die am Wiederaufbau beteiligt waren, gebühre Respekt und Anerkennung. Nur
gemeinsam konnte das erreicht werden. „Das Miteinander ist ein Bestandteil des burgenländischen Weges“, ist
der Landtagspräsident überzeugt. Im Gedenkjahr hätten wir auch die Verpflichtung der Opfer zu gedenken,
und jener, die das Land in die Demokratie geführt haben. Es gelte, die richtigen Lehren zu ziehen.
Landeshauptmann Hans Niessl hob hervor: „Wir müssen uns im Jubiläumsjahr vor den Opfern verneigen und
jenen eine Absage erteilen, die die Verbrechen der NS-Diktatur verharmlosen“. Erst mit dem Staatsvertrag nach zehn
Jahren alliierter Besatzung erhielt Österreich seine volle staatliche Souveränität, so Niessl. Seither
sei die Neutralität ein Bestandteil der eigenen Identität. „Auch die Minderheitenrechte sind darin geregelt,
der Artikel 7 hat für das Burgenland einen ganz besonderen Stellenwert.“ Das partnerschaftliche Zusammenleben
der Volksgruppen habe in unserem Bundesland Tradition. „Wir sind stolz auf dieses Miteinander“, würdigte der
Landeshauptmann das gute Zusammenleben der drei burgenländischen Volksgruppen und fügte hinzu: „Wir müssen
uns diese Vielfalt auch in Zukunft bewahren“. Besonders lobte LH Niessl die Verdienste der Wiederaufbaugeneration,
„die mit Fleiß ein Fundament für ein zukunftsorientiertes Burgenland geschaffen hat“. „Die vergangenen
zehn Jahre waren die erfolgreichsten unseres Bundeslandes“, zollte LH Niessl der EU-Mitgliedschaft Österreichs
Lob. „Wir haben die Ziel 1-Gelder gut genutzt, 9.000 Arbeitsplätze geschaffen und das Beste daraus gemacht“.
Die EU-Erweiterung am 1. Mai des Vorjahres war ein wichtiger Schritt zu einem dauerhaften Frieden, so der Landeshauptmann.
„2005 steht für mich für Befreiung, Freiheit und dem Bestreben, mit dem erfolgreichen burgenländischen
Weg auch weiterhin einen Beitrag zu Solidarität und Frieden zu leisten“, so Niessl abschließend.
Für Bundeskanzler Dr. Wolfgang Schüssel stellt am Beginn seiner Festrede die Frage welche Lehren aus
dem Jubiläumsjahr gezogen werden. Er sprach die 60 Millionen Opfer des Krieges und der NS-Herrschaft an und
in weiterer Folge die Irrtümer des Nationalismus und den Marxismus. „Österreich 2005 ist ein Gedankenjahr
im besten Wortsinn, bei dem die unterschiedlichsten Zugänge zum Tragen kommen“, so Kanzler Schüssel.
„Schuld, Versäumnisse und Fehler müssen im Buch der Geschichte vermerkt werden“. Er sprach auch die große
Bedeutung der Ratifizierung der neuen EU-Verfassung an: „Darin ist ein Bekenntnis enthalten, das die Rolle der
Mitgliedsstaaten und ihre nationale Identität bewahrt sowie die Unverletzlichkeit der Grenzen gewährleistet“
- „Die EU-Verfassung ist für mich ein zweiter Staatsvertrag“. Das Burgenland spiele im Gesamtorchester Österreich
eine eigene Melodie, so Schüssel. Am Anfang gab es für das Burgenland schwierige Entwicklungsmöglichkeiten,
meinte Schüssel, „durch gemeinsame Anstrengung hat sich das Burgenland hervorragend entwickelt“. Dieses Gemeinsame
zeige sich auch in der Ortstafelfrage. „Das Burgenland hat sehr früh erkannt, dass die Volksgruppen eine Bereichung
darstellen“.
„Ich habe die Teilnahme gerne angenommen, weil ich mich mit dem Burgenland sehr verbunden fühle“, hob Bundespräsident
Dr. Heinz Fischer am Anfang seiner Festansprache hervor. „Der Gründungstag unserer Republik steht für
Frieden statt Krieg, Demokratie statt NS-Diktatur, die Rot-Weiß-Rote Fahne statt dem Hakenkreuz“, sagte der
Bundespräsident. Er sprach auch das Leid und die Verzweiflung, die „der Krieg unter Bruch aller Regeln des
Völkerrechts Millionen Menschen gebracht hat“ an. „Dass Österreich 1945 befreit wurde, ist unsere gemeinsame
Überzeugung, aber damit haben wir nicht die volle Souveränität erlangt. Der alliierte Rat die Souveränität
eingeschränkt“. Erst der Staatsvertrag, dem ein langes Ringen vorangegangen ist, habe zur vollen staatlichen
Souveränität geführt. „Der Jubel bei der Unterzeichnung im Schloss Belvedere am 15. Mai 1955 war
enorm“, so der Bundespräsident. Für das Burgenland ist der Artikel 7 des Staatsvertrages von besonderer
Bedeutung: „Das Burgenland hat mit Klugheit auf Basis der Vertragstreue den Artikel 7 erfüllt“. Hier leben,
so Fischer, drei Volksgruppen, die eine Bereicherung für das Land sind, beispielhaft miteinander. „Der burgenländische
Weg hat sich bewährt“, lobte Bundespräsident Fischer abschließend das gute Einvernehmen der Volksgruppen. |