Bischof Sturm auf der Synode – Warnung vor Personenkult in der Kirche
Wien (epd Ö) - Die Ermöglichung einer umfassenden Bildung, die Garantie des Religionsunter-
richts im Rahmen des Bildungsauftrages der Gesellschaft und die Erhaltung der konfessionellen Schulen mit ihrem
besonderen Profil und pädagogischen Programm sind die gemeinsamen Positionen der österreichischen Kirchen
zum Thema Schulreform. Das stellte Bischof Mag. Herwig Sturm in seinem Bericht vor der Synode A.B. am Dienstag
(17. 05.) im Wiener Albert-Schweitzer-Haus fest. Sturm bedauerte, dass die Evangelische Kirche zu dem Gespräch
über die Schulreform zwischen Kardinal Dr. Christoph Schönborn und Bundeskanzler Dr. Wolfgang Schüssel
nicht eingeladen war. Zur Situation der Ökumene in Österreich sagte Sturm, anlässlich des Todes
von Papst Johannes Paul II. und der Wahl Kardinal Joseph Ratzingers zu Papst Benedikt XVI. habe sich gezeigt, „wie
groß der Durst nach geistlicher Erfahrung und der Hunger nach geistlicher Leitung ist“. Es sei aber auch
die Gefahr des Personenkults in der Kirche deutlich geworden. „Meiner Meinung nach ist es eine ökumenische
Aufgabe, dass in der Lehre und im Leben unserer Kirche nicht wir Menschen, sondern der dreieinige Gott im Mittelpunkt
steht“, so der Bischof. Sturm wies auch darauf hin, dass an diesem Punkt die Kritik der Evangelischen Kirche im
ökumenischen Gespräch notwendig sei.
Dank an hauptamtliche und ehrenamtliche MitarbeiterInnen
Mit Blick auf die in diesem Jahr bevorstehenden Wahlen in die Gremien der Evangelischen Kirche sagte Sturm:
„Wir vertrauen auf Gottes Geist, wenn wir Menschen ersuchen, dass sie für die kommenden sechs Jahre in unseren
Gremien ihre Gaben einsetzen und Verantwortung übernehmen.“
In seinem Bericht dankte der Bischof „den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die nach einer oder mehreren Perioden
als Gemeindevertreter und Presbyter, in den Superintendentialversammlungen und in der Synode mit dieser Funktionsperiode
ihre Funktion beenden“. Ohne diesen Dienst und dieses Engagement, so Sturm, würde die Evangelische Kirche
nicht bestehen, „jedenfalls nicht in diesem Umfang und in dieser Gestalt“. Der Bischof dankte auch den Pfarrerinnen
und Pfarren „für ihren so vielfältigen, herausfordernden und schwer zu begrenzenden Dienst“, ebenso allen
LektorInnen und ReligionslehrerInnen. „Sie und alle anderen hauptamtlichen und ehrenamtlichen MitarbeiterInnen
repräsentieren unsere Kirche unter den Menschen, in der Ökumene, in der Öffentlichkeit“, sagte Sturm.
Kritik an evangelischen Regierungsmitgliedern
In der anschließenden Diskussion wurde von mehreren Synodalen Kritik geübt, dass die Evangelischen Kirchen
bei den Feierlichkeiten zum Staatsvertragsjubiläum ungenügend beteiligt worden seien. In diesem Zusammenhang
erklärte Synodenpräsident RA Dr. Peter Krömer, dass die evangelischen Mitglieder der Bundesregierung
bei römisch-katholischen Gottesdiensten im Stephansdom aufgetreten seien, „aber wenn die Evangelischen Kirchen
zu einer Gedenkfeier einladen, glänzen diese Personen durch Abwesenheit“. Demgegenüber wies Oberkirchenrat
MMag. Robert Kauer darauf hin, dass auch die Evangelischen Kirchen das Gespräch mit evangelischen Politikern
auf Bundesebene nicht suchten. |