Buchinger: Leichte Entspannung in den Gebirgsregionen
Salzburg (lk) - Keine dramatischen Veränderungen gegenüber den Vorjahren weist der
Drogenbericht für das Jahr 2004 auf. Die Zahl der Anzeigen nach dem Suchtmittelgesetz bleibt im Wesentlichen
konstant, auch bei den konsumierten Suchtmitteln gibt es keine wesentlichen Veränderungen. Am meisten Anzeigen
gingen auch 2004 wegen Cannabiskonsum ein: Diese Gruppe macht rund 65 Prozent aller Anzeigen aus. Seit einigen
Jahren rückläufig ist der Konsum der Modedroge Ecstasy. Basis der aktuellen Zahlen sind die Anzeigen
nach dem Suchtmittel-gesetz, die Begutachtungen durch den Sozialmedizinischen Dienst und die Statistiken der Drogenberatungsstellen.
Darüber informierte Sozialreferent Landesrat Dr. Erwin Buchinger am Freitag (27. 05.) in einem Informationsgespräch.
In den vergangenen Jahren wurde bei der Suchtprävention ein Hauptaugenmerk auf den Süden Salzburgs gelegt.
So konnte 2004 erstmals seit einigen Jahren der steigende Trend in den Gebirgsregionen abgeschwächt werden,
so Buchinger. Bei allen Eckdaten – bei den Anzeigen, den Begutachtungen beim Sozialmedizinischen Dienst und bei
den Drogenberatungsstellen – ist ein leichter Rückgang der Fallzahlen in den Gebirgsregionen zu verzeichnen.
Diese Regionen waren im vergangenen Jahr Ziel von schwerpunktmäßigen Projekten zur Suchtprävention
des Vereins Akzente wie „Guat drauf im Pongau“, dem Projekt „b:rauschend“ im Lungau in Kooperation mit dem Bezirk
Spittal an der Drau in Kärnten und der schon länger laufenden Aktion „pinzpower“ im Pinzgau. Intensiviert
wurde auch die Ausbildung von Vertrauenslehrern in den Schulen.
„Gerade in diesen Regionen haben wir es vor allem mit dem Gelegenheitskonsum von Cannabis zu tun. Das sind Zielgruppen,
die auch mit präventiven Maßnahmen erreicht werden können“, fasste der Drogenkoordinator des Landes,
Dr. Franz Schabus-Eder zusammen. Lediglich in der Stadt finde man einen signifikanten „harten Kern“ von hauptsächlich
älteren Drogenkonsumenten, die Kokain und Opiate zu sich nehmen.
Dennoch seien in den nächsten Jahren weitere Aktionen im Süden notwendig, so Buchinger. „Ziel ist es,
langfristig möglichst nachhaltige Präventionsarbeit zu leisten, nur dann kann man die Zahl der Drogenkonsumenten
ernsthaft senken.“
Der „typische“ Drogenkonsument
Eine Analyse der demographischen Daten zeigt: Der „typische“ Drogenkonsument in Salzburg ist männlich (82
Prozent), im Alter von 16 bis 24 Jahren (82 Prozent), in regelmäßiger Ausbildung oder Beschäftigung
(73 Prozent), kommt aus dem Zentralraum (ohne Stadt) bzw. den Gebirgsregionen (78 Prozent) und konsumiert ausschließlich
Cannabis (77 Prozent). „An diese Jugendlichen kommt man mit Präventionsarbeit über Schulen und Ausbildungsstätten
noch relativ leicht heran. Bisher war die Suchtprävention zu sehr auf die Schulen fixiert. Wir müssen
auch in die Lehrstätten und in die Betriebe gehen und dort stärker aufklären“, stellte Sozial-referent
Buchinger über die Erkenntnisse der Teilanalyse fest. Für den Herbst 2005 kündigte der Landesrat
den Start eines Suchtpräventionsprojekts bei Lehrlingen an. Dieses Projekt soll von den Berufsschulen ausgehend
bis in die Betriebe hinein wirken.
Die Drogenberatung Salzburg mit Außenstellen in St. Johann im Pongau und Zell am See und den Sprechstellen
in Hallein und Tamsweg werden ebenso wie die zuletzt eingerichtete Substitutionsstelle für Opiatabhängige
als Trägerverein vom Landesverband für Psychohygiene (LPH) geführt. Neben der Prävention, Beratung,
Betreuung, Behandlung und Nachsorge von Suchtkranken werden auch Angehörige und Interessierte in die Angebote
der ambulanten und stationären Dienste einbezogen.
Der LPH sieht seine Aufgabe darin, Maßnahmen der Psychohygiene, also der geistigen Gesundheit, zu fördern.
Der Verein betreibt seit 1968 mehrere Einrichtungen zur Suchtberatung und -behandlung. Dazu gehören derzeit
zwei Sonderkrankenhäuser in der Stadt Salzburg und ein Wohnheim in Schwarzach im Pongau. Diese Einrichtungen
sind mit der Behandlung von Frauen und Männern, die alkohol- und medikamenten-abhängig sind, befasst.
Die Aufgaben in der Suchtarbeit wachsen ständig. Der LPH beschäftigt mehr als 50 Mitarbeiter/innen aus
verschiedenen Berufsgruppen. Die Behandlungsmaßnahmen müssen gut aufeinander abgestimmt sein. Neben
regelmäßigen Kontakten zu Entzugs-Krankenhäusern, Kostenträgern und Beratern werden oft bundesländerübergreifend
Kontakte für die Patient/innen aufgenommen.
Aus Jugendhilfsdienst wurde Drogenberatung
Die 1980 unter dem Namen „Jugendhilfsdienst“ gegründete Drogenberatung Salzburg stellt mittlerweile
die bedeutendste Einrichtung zu Drogenberatung im Bundesland Salzburg dar und bietet Beratung zu allen Fragen in
Zusammenhang mit dem Konsum bzw. der Abhängigkeit von illegalen Drogen. Wurden in früheren Jahren Drogenprobleme
vor allem in städtischen Ballungsgebieten wahrgenommen, ist auch im Bundesland Salzburg in den vergangenen
Jahren ein Anstieg des Drogenkonsums außerhalb dieser Ballungsräume zu verzeichnen. Deshalb wird auch
das Angebot an Beratung und Betreuung zunehmend regionalisiert. Die Teams setzen sich aus diplomierten Sozialarbeiter/innen,
Psycholog/innen und Psychotherapeut/innen sowie einem Psychiater zusammen. Für alle Beratungen gilt die im
Suchtmittelgesetz vorgesehene Schweigepflicht. Die Beratung ist für die Klient/innen kostenlos und – wenn
gewünscht – auch anonym.
Mehr als 500 Menschen zwischen 14 und 62 Jahren suchten im Vorjahr die Drogenberatung auf, etwa die Hälfte
davon freiwillig. Andere Klient/innen (42 Prozent) kommen aufgrund behördlicher Auflagen. Etwa 70 Personen
befanden sich in der Beratungsstelle in einer begleitenden psychosozialen Betreuung zu einer Substitutionsbehandlung.
Telefonberatung wird gerne von Angehörigen von Drogenkonsument/innen in Anspruch genommen. Die Telefone sind
während der Öffnungszeiten durchgehend von Berater/innen besetzt.
Die Aufgabengebiete reichen von einmaligen Informationsgesprächen, langjähriger Betreuung, sozialarbeiterischer
Hilfestellung, psychologischer Beratung und Motivation bis zur Vermittlung in ambulante Psychotherapie oder Drogenentzug
und stationäre Langzeittherapie. Aufgaben sind auch die Suche nach geeigneten Therapieplätzen und die
Unterstützung der Klient/innen bei Anträgen auf Kostenübernahme z. B. durch Gebietskrankenkasse
oder Salzburger Behindertenhilfe. Auch regelmäßige Besuche in der Entzugsstation der Christian-Doppler-Klinik
und in der Justizanstalt Salzburg sowie die selbstverantwortliche Auseinandersetzung mit dem Konsum von Suchtmitteln
und der Entstehung von Abhängigkeit in Schulklassen und Jugendeinrichtungen gehören zu den Tätigkeiten.
Die Finanzierung der Einrichtung erfolgt durch Bund und Land Salzburg. |