St. Pölten (nöwpd) - In der heimischen Landwirtschaft geht 2005 eine Ära zu Ende, die rund
200 Jahre lang gedauert hat: Zum letzten Mal wird heuer im Mai Tabak gepflanzt und im August geerntet. Rund 50
Tabakbauern gibt es noch in Österreich, davon vier in Niederösterreich. Das größte Tabak-Anbaugebiet
liegt in der Steiermark um Fürstenfeld. Aber auch in Oberösterreich und im Burgenland wird Tabak
gepflanzt. Die heimische Ernte betrug zuletzt rund 270 Tonnen.
Der Grund für das Aus: Der Industriepreis für Tabak ist seit dem EU-Beitritt Österreichs deutlich
gesunken. Der Ertrag für die Bauern setzte sich mittlerweile zu einem Drittel aus dem Industriepreis und zu
zwei Drittel aus einer Prämie zusammen, die ab 2006 deutlich reduziert wird. "Damit rechnet sich der
Anbau dann nicht mehr², sagt Tabakbauer Anton Kauscheder aus Pultendorf bei St. Pölten im Gespräch
mit dem NÖ Wirtschaftspressedienst.
In den 50er-Jahren hatte es in Österreich noch rund 2.500 Tabakbauern gegeben, davon alleine rund 500 in Niederösterreich.
Das Weinviertel war damals eine der Hochburgen des Anbaus. Seither ist die Zahl der Tabakbauern gesunken. Nächstes
Jahr wird sie bei Null liegen. Die Erzeugergemeinschaft Tabak hat den gemeinsamen Ausstieg aus dieser Kulturpflanze
beschlossen.
Dabei wäre Tabak eines der wichtigsten landwirtschaftlichen Produkte für die Erzeugung von Arzneimitteln
in der Gentechnologie. Doch die ist hierzulande nicht hoffähig. "Wir vergeben damit eine Riesenchance
für die Landwirtschaft², sagt Boku-Professor Peter Ruckenbauer, der frühere Leiter der Abteilung
für Agrarbiotechnologie (IFA) in Tulln. Die Tabakbauern könnten nicht nur zu High-Tech-Landwirten werden,
sondern auf Sicht auch zur Senkung der Gesundheitskosten beitragen. |