Linz (aec) - Bei 2975 Einreichungen aus 71 Ländern verbucht der Prix Ars Electronica dieses Jahr enorme
Zuwächse in den Bereichen Computeranimation und Interaktive Kunst. 110.000 Euro an Preisgeldern gehen
an Gewinner in insgesamt sechs Kategorien.
Mit den Wettbewerbskategorien Computer Animation / Visual Effects, Digital Musics, Interaktive Kunst und Net Vision
fokussiert der von Ars Electronica Center in Zusammenarbeit mit ORF Oberösterreich, Brucknerhaus Linz und
O.K Centrum für Gegenwartskunst veranstaltete Wettbewerb sein Augenmerk auf die Hauptbereiche digitaler Mediengestaltung.
Mit der 2004 erfolgreich eingeführten Kategorie Digital Communities widmet sich der Prix Ars Electronica verstärkt
den Auswirkungen von Kunst und Technologie auf die gesellschaftliche Entwicklung. Die Jugendkategorien u19 - freestyle
computing und [the next idea] Kunst- und Technologiestipendium bieten jungen Kreativen eine kreative Plattform
für ihre Auseinandersetzung mit neuen Medien.
Die internationale Bedeutung des Prix Ars Electronica geht vor allem aus der Länderstatistik hervor. Mit seinen
Aktivitäten erreicht der Preis neben den großen westlichen Industriestaaten auch kleine Länder
aus weit entfernten Erdteilen wie beispielsweise die Solomon Islands. Einreichungen aus dem Iran, Bangladesh, Saudi-Arabien
oder dem Kongo unterstreichen die interkulturelle Wirkung des Prix Ars Electronica. Die Gewinner der Goldenen Nicas
kommen aus Polen, Indien, Lettland, den USA und Kanada sowie aus Österreich.
Von 21. bis 24. April tagte ein Großaufgebot internationaler Experten in Linz. In intensiven Diskussionen
bewerteten sie insgesamt 2975 Projekte, die beim diesjährigen Prix Ars Electronica eingereicht wurden. Am
24. April standen die Ergebnisse schließlich fest. Aus den Einreichungen haben sieben Fachjuries sechs Goldene
Nicas und zwölf Auszeichnungen ausgewählt sowie 73 Anerkennungen ausgesprochen und das Kunst- und Technologiestipendium
„the next idea“ sowie Sachpreise vergeben. Darüber hinaus vergab die Jury zwei Sonderpreise.
Die Gewinnerprojekte stellen auch dieses Jahr die Rolle des Wettbewerbes als Trendbarometer der internationalen
Medienkunstwelt unter Beweis.
Technik als selbstverständliches Werkzeug der Kunst
Befragt nach den generellen Trends des Prix Ars Electronica 2005, stellt Gerfried Stocker, künstlerischer
Leiter der Ars Electronica fest, dass die Technik als Objekt der künstlerischen Auseinandersetzung derzeit
klar in den Hintergrund rücke. Sie stehe weniger im Zentrum als in früheren Jahren des Prix Ars Electronica.
„Neue Medien werden zum selbstverständlichen Werkzeug in der Umsetzung von breiter angelegten Ideen, Konzepten
und Geschichten“, sagt Gerfried Stocker. „Dementsprechend finden diskursanalytische Untersuchungen gesellschaftlicher
und politischer Zustände in der aktuellen Medienkunst ebenso Raum wie kunstimmanente Positionen und Erörterungen
und auch die Reflexion der Formensprache der Anfänge der Medienkunst“, meint Christine Schöpf ergänzend.
„Immer mehr Museen und Festivals geben Medienkunst Raum,was Künstlern zunehmend eine materielle Basis und
eine professionellere Arbeitsweise ermöglicht. Dies macht sich beim Prix Ars Electronica in einem stetig steigenden
Qualitätsstandard der eingereichten Arbeiten bemerkbar“, so Gerfried Stocker weiter. Sowohl Gerfried Stocker
als auch Christine Schöpf orten eine breite Akzeptanz von Medienkunst in weiten Kreisen der Kunstszene.
Trendbarometer der Medienkunstwelt
Die Gewinner der insgesamt sechs Goldenen Nicas unterstreichen auch 2005 die herausragende Rolle des Prix
Ars Electronica als Seismograph für Entwicklungen in der globalen Medienkultur.
Wie jedes Jahr beeindrucken die Gewinner der „klassischen“ Kategorien digitaler Medienkunst mit ihrer Verbindung
von professioneller Herangehensweise und innovativen Ideen. Tiefschwarzer Humor prägt den Film Fallen Art
von Tomek Baginski, der die Goldene Nica der Kategorie Computeranimation / Visual Effects gewann. Eine beeindruckende
Animation, die innerhalb weniger Minuten eine ungewöhnliche Geschichte voller unerwarteter Wendungen erzählt
und dennoch in sich geschlossen und überzeugend wirkt.
Die Goldene Nica im Bereich Digital Musics ging an die Klangpionierin Maryanne Amacher für ihre Installation
TEO! a sonic sculpture, die als Soundinstallation für die Esplanade des Palacio de bellas artes in Mexico
City konzipiert wurde. Die Verknüpfung der Einzelgeschichten und Lebenswelten von Menschen, die durch internationalen
Handel miteinander verbunden sind, steht im Mittelpunkt von */MILKproject, dem Gewinner-Projekt der Kategorie Interaktive
Kunst. Besucher erleben in dieser Installation des RIXC-Riga Center for New Media Culture verschiedenste Kulturen
und Lebenswelten des zusammenwachsenden Europas. Den Handlungsfaden der Geschichte bildet der Handel von Milch
– also einem der wichtigsten menschlichen Grundnahrungsmittel überhaupt – zwischen Lettland und den Niederlanden.
Neue Möglichkeiten künstlerischen Arbeitens auf dem Gebiet der Grafik eröffnet Processing. Diese
Software ist eine Programmiersprache und Entwicklungsumgebung für graphische Arbeit, die gemeinsam von einer
großen Community erarbeitet wurde. Benjamin Fry und Casey Reas initiierten das Projekt und erhalten dafür
die Goldene Nica der Kategorie Net Vision.
Das indische Gewinnerprojekt Akshaya in der gesellschaftspolitisch ausgerichteten Kategorie Digital Communities
ist eines der ambitioniertesten Entwicklungsprogramme, die jemals mit Informations- und Kommunikationstechnologien
gestartet wurden. Innerhalb von drei Jahren werden 6000 Internet-Zentren im indischen Bundesstaat Kerala öffnen,
Infrastruktur für die lokale Bevölkerung schaffen und gleichzeitig 50.000 neue Arbeitsplätze entstehen
lassen.
Die Gewinnerprojekte der beiden Jugendkategorien stehen für völlig verschiedene Herangehensweisen. Mit
seiner Methode, ganze Filme vom Bildschirm zu scannnen und aus diesem Material Bilder, gleichsam „gefrorene Zeit“,
herzustellen, erfindet Markus Sucher aus Klagenfurt eine eigene Kunstform, genannt Rennacs Studies.
Einen völlig anderen Ansatz vertritt das Siegerprojekt der zweiten Nachwuchskategorie für Kreative unter
27 - [the next idea] Kunst- und Technologiestipendium. Das Konzept des Linzers Martin Mairinger USED Clothing zeigt,
wie man Second-Hand-Kleidung zu einem Kommunikationsmedium umfunktionieren kann. USED Clothing wird während
der kommenden Monate im Ars Electronica Futurelab in die Realität umgesetzt und im September den Linzerinnen
und Linzern zur praktischen Erprobung präsentiert. Auch eine Anerkennung des Kunst- und Technologiestipendiums
[the next idea] entstand mit Linzer Beteiligung: Das Projekt Maschine_Mensch funktioniert mittels Elektrostimulation
der Muskeln Menschen zu Industrierobotern am Fließband um.
Prix Ars Electronica beim Festival Ars Electronica 2005
Die Preisverleihung des von Ars Electronica Center und ORF Oberösterreich veranstalteten Prix Ars Electronica
findet am 2. September 2005 im Rahmen des Festival Ars Electronica im Brucknerhaus Linz statt. Die Ausstellung
„Cyberarts 2005“ im O.K Centrum für Gegenwartskunst präsentiert die prämierten Arbeiten und eröffnet
einen beeindruckenden Einblick in die aktuellen Entwicklungen der digitalen Künste. Die Preisträger referieren
während der mehrtägigen Prix-Künstlerforen über ihre Arbeit.
Im Zuge des Festivals eröffnet Ars Electronica eine Sonderausstellung zu „u19 - freestyle computing“, die
bis März 2006 im Museum der Zukunft zu sehen sein wird.
Als Wettbewerbsdokumentation erscheint zum Ars Electronica Festival im Hatje Cantz Verlag das Medienpackage CyberArts
2005, bestehend aus einem umfangreichen Katalog sowie DVD und CD.
Der ORF Oberösterreich produziert eine Dokumentation zu Festival und Prix Ars Electronica, die am 4. September
2005 auf ORF 2 sowie am 5. September 2005 auf 3sat zu sehen sein wird. Ö1 ist auch in diesem Jahr wieder Medienpartner
der Ars Electronica und bringt dazu Beiträge in den Sendungen „matrix – computer & neue medien“, Radiokolleg
und Dimensionen.
Preisstifter und Sponsoren
Das Festival Ars Electronica und der Prix Ars Electronica werden veranstaltet von Ars Electronica Center
in Zusammenarbeit mit ORF Oberösterreich, Brucknerhaus Linz und O.K Centrum für Gegenwartskunst.
Kooperationspartner sind Kunstuniversität Linz, Lentos Kunstmuseum Linz,
Architekturforum Oberösterreich sowie Posthof Linz.
Ars Electronica und Prix Ars Electronica werden unterstützt von Stadt Linz, Land
Oberösterreich, Bundeskanzleramt / Kunstsektion, Telekom Austria und voestalpine.Weiters von Siemens, FESTO,
Microsoft, Sony DADC, Casino Linz und Quelle.
Additional Support: 3com, Lexmark, Pöstlingbergschlößl, KulturKontakt Austria, Spring und Linz
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