Südosteuropa erreichte seit 2000 das höchste Einkommenswachstum der Welt – Potenzieller
Marktanteil von Südosteuropa in der EU wird auf 8 Prozent steigen
Wien (ba-ca) - Südosteuropa war in den vergangenen vier Jahren eindeutig der Wachstumssieger in Europa.
Mit einem realen Wachstum von 23 Prozent in diesem Zeitraum konnte die Region nicht nur deutlich schneller als
die EU-15, sondern auch rascher als die NMS8 (16 Prozent) wachsen. Auch im Vergleich zur dynamischen Region Asien
schnitt Südosteuropa sehr gut ab, und durch den stabilen Wechselkurs zum Euro und dessen Aufwertung gegenüber
dem US-Dollar war Südosteuropa jene Region der Welt, die seit 2000 ihre Einkommen um rund 50 Prozent am stärksten
steigern konnte. "Auch heuer und im kommenden Jahr wird Südosteuropa die dynamischste Region Europas
bleiben", erklärte BA-CA Ökonom Stefan Bruckbauer am Sonntag (22. 05.) bei einer Pressekonferenz
im Rahmen des EBRD Annual Meetings in Belgrad. Die BA-CA rechnet heuer mit 5 Prozent und 2006 mit 5,5 Prozent Wirtschaftswachstum
in der Region.
Attraktiv für Investoren
Diese positive Entwicklung hat auch die gesamtwirtschaftliche Bedeutung der Region verstärkt. Mit
über 8 Milliarden Euro Direktinvestitionen (FDI) im Jahr 2004 konnte Südosteuropa ein Drittel der insgesamt
in die Länder Zentral- und Osteuropas geflossenen FDIs anziehen. Nach Meinung der BA-CA bleibt auch in den
nächsten Jahren das Umfeld für Direktinvestitionen in der Region günstig. Niedrige Löhne und
Steuern sowie die weitere EU-Integration werden wesentlich dazu beitragen. Unter Berücksichtigung der anstehenden
Privatisierungen gehen die Experten der BA-CA davon aus, dass heuer und auch 2006 rund 10 Milliarden Euro an Direktinvestitionen
jährlich nach Südosteuropa fließen werden. Das entspricht fast 40 Prozent der gesamten FDI-Zuflüsse
nach Zentral- und Osteuropa. Damit kann auch ein großer Teil des wachstumsbedingten Leistungsbilanzdefizits
von 8,5 Prozent in der Region finanziert werden. Da das hohe Wirtschaftswachstum rund zur Hälfte durch Investitionen
getragen wird, kann ein Teil des durch FDI finanzierten Leistungsbilanzdefizits als Vorleistung für zukünftige
Exporterfolge gesehen werden.
Steigender Marktanteil
Deutlich erhöht hat Südosteuropa in den vergangen vier Jahren auch seinen Marktanteil in den
"alten" EU-15 Staaten, nämlich von 1,5 Prozent im Jahr 2000 auf 2,3 Prozent im Jahr 2004. Nach Ansicht
der BA-CA-Ökonomen werden die südosteuropäischen Länder, allen voran die EU-Kandidatenländer
, ihre Position auf den EU-Märkten in den kommenden Jahren noch weiter verbessern können. Erreichen
die Kandidatenländer mittelfristig dasselbe Integrationsniveau wie die neuen Mitglieder aus der ersten EU-Erweiterungsrunde
2004 und erzielen die anderen Länder Südosteuropas zumindest die Hälfte dieses Wertes, so könnte
der Marktanteil in der alten EU-15 mittelfristig auf rund 8 Prozent steigen, schätzt die BA-CA. Dies könnte
das Exportvolumen in die EU-15 mehr als verdoppeln, das Exportniveau der Region könnte, gemessen am aktuellen
Niveau, um 60 Milliarden Euro höher liegen.
Das "Powerhouse" von Europa
"Südosteuropa wird in den nächsten Jahren das "Powerhouse" in Europa bleiben,
auch wenn die Entwicklung in einigen Ländern weiterhin von politischen Schwierigkeiten in ihrem Integrationsprozess
gebremst werden könnte", so BA-CA Ökonom Bruckbauer. "Für einige Länder der Region
bleibt ein gewisses Potenzial hinsichtlich negativer politischer Überraschungen bestehen, gleichzeitig könnten
aber auch einige Länder in puncto Integrationstempo überraschen. Bulgarien etwa könnte möglicherweise
das eine oder andere Land der NMS8 bei der Euroeinführung einholen", so Bruckbauer weiter.
Positive Impulse für den Bankenmarkt
Diese Entwicklungen geben auch positive Impulse für den Bankenmarkt, der in den vergangenen vier Jahren
mit einem Wachstum von 29 Prozent pro Jahr bei den Krediten außergewöhnliche Ergebnisse lieferte. Für
die kommenden Jahre bleibt weiterhin beträchtliches Potenzial bestehen, auch wenn aufgrund der starken Zuwächse,
die zu Leistungsbilanzproblemen geführt haben, mit restriktiveren Maßnahmen seitens der Nationalbanken
zu rechnen ist. Die BA-CA geht von einem Zuwachs des Kreditvolumens von rund 300 Prozent in den nächsten 10
Jahren aus, was einem Neukreditvolumen von knapp 130 Milliarden Euro entspricht. Damit wird Südosteuropa auch
beim Bankgeschäft in den kommenden Jahren dynamischer wachsen als die NMS8, die jedoch mit einem erwarteten
Wachstum von rund 230 Prozent ebenfalls sehr dynamisch bleiben werden. |