Innsbruck (universität) - Der Biomüll stellt gerade in den heißen
Sommermonaten eine starke Geruchsbelästigung dar und ist ein Paradies für Maden und Schimmelpilze. Die
Institute für Mikrobiologie und für Ionenphysik der Universität Innsbruck haben nun in Kooperation
mit den Firmen Ionicon GmbH und Pro-Tech GmbH sowie mit der Umweltwerkstatt Landeck die ideale Form des Biorecyclings
entwickelt.
Im Rahmen des Projekts TICnet (Technologie, Innovation und Kooperation) LOVE (Less odour from Volatile compound
emission) wurde untersucht, welche Gerüche aus Biotonnen strömen und wie sich Biomüll in unterschiedlichen
Recyclingtonnen verhält. Mit einfachen Maßnahmen, wie zum Beispiel Biotonnen mit einem Biofilterdeckel
oder dem richtigen Vorsammelsystem im Haushalt, lässt sich der Geruch deutlich reduzieren und die Hygiene
bei der Bioabfallsammlung stark verbessern.
Um die Geruchsemissionen festzustellen kam ein besonderer „Schnüffler“ des Instituts für Ionenphysik
zum Einsatz. Die sensible „Nase“ des Protonentransfer-Massenspektrometers (PTR-MS) konnte 150 verschiedene flüchtige
organische Verbindungen in unserem Bioabfall „riechen“. Entwickelt wurde das PTR-MS von der Firma Ionicon GmbH,
einem Spin-off der Universität Innsbruck, das in enger Kooperation mit dem Institut für Ionenphysik die
vorliegenden Untersuchungen durchführte.
Phase Nummer zwei der Untersuchungen wurden am Institut für Mikrobiologie durchgeführt. Hier wurden die
Gesamtkeimzahlen für Bakterien und Pilze im Bioabfall ermittelt und Zusammenhänge mit den „Gerüchen“
hergestellt. Insgesamt wurden 30 verschiedene Pilzarten und 63 unterschiedliche Bakterienarten isoliert und bestimmt.
Anwendung in der Praxis
Drei verschiedene Biotonnen und drei unterschiedliche Vorsammelsysteme wurden in Bezug auf Geruchsbelastung,
Pilze und Bakterien, Gewichtsverlust innerhalb einer Woche, optisches Erscheinungsbild sowie sonstigen Vor- und
Nachteilen getestet. Die Ergebnisse waren eindeutig: Herkömmliche Biomülltonnen aus Plastik weisen enorme
Geruchsbelastung sowie Pilz- und Bakterienbildung auf, wobei sich Biotonnen mit speziellen kompostierbaren Biomüllsäcken
und Bio-Filterdeckeln der Firma Pro-Tech aus Schwaz „als bestes Biosammelsystem für den Haushalt“ erwiesen.
Es konnte eine Reduktion der Gerüche und der Mikroorganismen in der Luft festgestellt werden. Der zusätzliche
Gewichtsverlust von 30 Prozent (normale Tonnen nur 7 Prozent) innerhalb einer Woche bedeutet geringere Entsorgungskosten
für die Gemeinden.
„Die interdisziplinäre Zusammenarbeit verschiedener Institute unserer Alma Mater mit Partnern aus der Wirtschaft
hat uns neue Dimensionen in der Abfallwirtschaft eröffnet. So wird dem Verbraucher das Mülltrennen erleichtert“,
freut sich Vizerektor Tilmann Märk, Vorstand des Instituts für Ionenphysik, über die Ergebnisse. |