Ein eingeschworenes Team  

erstellt am
03. 06. 05

Fritz und Gertrude Csoklich feiern Goldene Hochzeit
Graz (stadt) - „Felix bomba“ - eine „glückliche Bombe“ - war es, die das Ehepaar Csoklich zusammenführte. Diesen Vergleich gebraucht Dr. Fritz Csoklich, ehemaliger Chefredakteur der "Kleinen Zeitung" gerne, wenn er an das Kennenlernen seiner Frau zurückdenkt. Es war im Februar 1945, als ein Bombentreffer das Zuhause seiner Familie völlig zerstörte. Daraufhin folgte die Übersiedelung in den Heimatbezirk von Gertrude, den Rest erledigte das Schicksal. Im Mai 1955 heirateten die beiden - zwei Jahre, nachdem es den leidenschaftlichen Journalisten von Wien nach Graz zur "Kleinen Zeitung" verschlagen hatte. Dr. Gertrude Csoklich blieb daheim bei den drei Kindern - und hat es nie bereut: „Gerade im Beruf meines Mannes war es wichtig, einen ruhenden Pol in der Familie zu haben.“ Für 50 Jahre Ehe haben die Csoklichs ein Rezept: Wenn man sich für einander entschieden hat, dann sollte man nicht bei den ersten Schwierigkeiten kapitulieren.

Teamwork
„Weil wir in einer Welt voller Bilder leben, braucht die Gesellschaft auch Vorbilder“, überbrachte Bürgermeister Mag. Siegfried Nagl den beiden Wahlgrazern gestern die Glückwünsche der Stadt. Mit seinen Bemühungen, Reglements zu finden zwischen den Wünschen der Mächtigen und der Findung der Wahrheit, habe Csoklich beruflichen Vorbildcharakter bewiesen, so der Bürgermeister. Schon als Kind war dem kleinen Friedrich klar: Er wollte Journalist werden. Das Leben einfangen, Dinge erfahren, die man sonst nicht erfahren würde, das macht für ihn die Faszination Journalismus aus. Nach Kriegsende studierte er gemeinsam mit seiner späteren Frau Germanistik und Geschichte, ihr Studium schlossen die beiden am selben Tag ab. Ein eingeschworenes Team waren die Csoklichs schon damals. Durch Friedrichs vielfältige Engagements, unter anderem in der Katholischen Jungschar, blieb manchmal wenig Zeit für die Uni, die von Gertrude dafür umso regelmäßiger besucht wurde: „Einer musste ja mitschreiben.“

Berufliche Anfangsschwierigkeiten
Nach dem Studienabschluss machte sich der Journalist auf Jobsuche, was angesichts der schwierigen Lage in der Nachkriegszeit gar nicht einfach war: „Die Zeitungssituation war schauerlich.“ Alle Printmedien waren eingestellt, für die Besatzungsmächte wollte er nicht schreiben und mit einer politischen Zeitung konnte sich Csoklich nicht identifizieren. Durch einen glücklichen Zufall machte er jedoch die Bekanntschaft von Karl Maria Stepan, damals Generaldirektor der Styria, der ihn zur "Kleinen Zeitung" nach Graz holte - nicht ohne jedoch zuvor ein publizistisches Lehr- und Wanderjahr in Deutschland von ihm verlangt zu haben.

Übersiedelung nach Graz
1953 übersiedelte Csoklich in die steirische Landeshauptstadt, zwei Jahre später folgte ihm seine Frau Gertrude. Für die passionierte Wienerin gar kein einfacher Schritt: „Ich bin mir hier vorgekommen wie ein aus dem Nest gefallener Vogel.“ Auch für Fritz war es anfangs nicht leicht Fuß zu fassen. Die durch Luftangriffe völlig zerstörte „Styria“ kämpfte ums Überleben, das Papier war knapp, Journalismus vom Good Will der Alliierten abhängig. Auch die Debatte, ob man vom „Hausmeisterblattl“ zum Großformat wechseln sollte, fiel in die journalistische Anfangszeit Csoklichs. Bei einer - für die damalige Zeit revolutionären - Meinungsumfrage entschieden sich fast zwei Drittel der LeserInnen für das Kleinformat, erinnerte sich der Redakteur zurück, der zu seinem „Unglück“ bald zum Lokalchef ernannt wurde. „Für mich war das eine Katastrophe, schließlich kannte ich mich als Wiener in der Steiermark nicht aus.“ Ein dickes Ortslexikon half ihm jedoch über die Startschwierigkeiten hinweg.

"Kleine" Zeitungsgeschichte
Aus der einstigen „Katastrophe“ ist eine Liebe zu den SteirerInnen geworden, die inzwischen ein gutes halbes Jahrhundert währt. Über 40 Jahre war Csoklich bei der "Kleinen", rund 35 Jahre davon schrieb er Zeitungsgeschichte als Chefredakteur. Wie hält es eigentlich der „berufsbesessene Mensch“, wie ihn seine Frau bezeichnet, in der Pension aus? Fad ist ihm sicher nicht. Er ist regelmäßig im Radio zu hören, schreibt für eine deutsche Zeitschrift und geht gerne in die Sauna. Auch viele Urlaube und „Kindertage“ mit den sieben Enkerln stehen am Freizeitprogramm des Ehepaars. Nur an eines muss sich Frau Csoklich noch gewöhnen: „Früher habe ich gewusst, dass er nie da ist. Jetzt in der Pension weiß man, dass er immer da ist.“
     
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