Durchbruch in der Hepatitis-B-Forschung  

erstellt am
03. 06. 05

Erstmals Einblick in frühe Stadien der Virusinfektion
Heidelberg (pte) - Erstmals ist es Forschern gelungen, Einblick in frühe Stadien der Virusinfektion Hepatitis-B zu bekommen. Weltweit sterben jährlich etwa eine Mio. Menschen an schweren Leberschäden als Folge einer chronischen Hepatitis-B-Erkrankung. Wie der Überträger, das Hepatitis-B-Virus (HBV), in die Leberzellen eindringt, darüber war bisher nur wenig bekannt, berichtet das Universitätsklinikum Heidelberg.

Bisher stand den Forschern kein Zellkultursystem zur Verfügung, welches im Labor, also außerhalb des menschlichen Körpers, mit HBV infizierbar war. Den Heidelberger Virologen um Stephan Urban ist es nun jedoch gelungen ein solches Zellkultursystem für die Analyse der frühen Vermehrungsschritte von HBV in der Leberzelle mit zu entwickeln und zu charakterisieren. Mit der neuen Zellkultur konnten die Forscher bereits erste Forschungserfolge erzielen. Sie konnten das Protein der äußeren Virushülle identifizieren, welches für das Andocken und Eindringen in die Leberzelle verantwortlich ist.

Außerdem hat Urban mit seinem französischen Kollegen Philippe Gripon Substanzen entdeckt, welche diesen frühen Schritt der HBV-Infektion sehr effektiv verhindern. Es handelt sich dabei um so genannte Peptide. Sie imitieren den Teil des Proteins, mit dem das Virus an die Leberzelle bindet, und blockieren damit das Eindringen des Virus in die Zelle. Erstaunlich war die Beobachtung, dass bereits geringste Dosierungen ausreichen, eine Infektion komplett zu unterbinden. Für die kommende Arbeit sind allerdings Infektionsversuche mit Tieren erforderlich. Da das HBV aber außer dem Menschen nur Schimpansen infiziert, nutzten die Wissenschaftler ein "Mausmodell", bei dem ein Teil der Mausleber durch menschliche Leberzellen ersetzt wird.

Das Virus wird durch den Kontakt mit Körperflüssigkeiten übertragen. Ansteckungsrisiken sind ungeschützte Sexualkontakte oder der gemeinsame Gebrauch von Injektionsspritzen. In Regionen mit sehr vielen Infizierten, wie in Südostasien und in großen Teilen Afrikas, wird das Virus von der Mutter auf das Neugeborene weitergegeben. Chronisch HBV-Erkrankte sind aber nicht nur potenzielle Überträger des Virus, sondern sie tragen auch ein hohes Risiko, später an einer Leberzirrhose mit Organversagen oder Leberkrebs zu erkranken. Einzige Hoffnung auf Heilung stellt in diesen Fällen eine Lebertransplantation dar. Ein erneuter Befall der Spenderleber durch Viren, die im Empfänger noch zirkulieren, kann jedoch zur Zerstörung des Transplantats führen.
     
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