Spezialforschungsbereich für Quantenphysik verlängert
Innsbruck (universität) - Der Österreichische Wissenschaftsfonds (FWF) hat im März
die Weiterfinanzierung des Spezialforschungsbereichs für Kohärente Quantensysteme beschlossen. Damit
stehen den österreichischen Quantenphysikern in den kommenden drei Jahren rund 4,9 Millionen Euro für
ihre Forschungen zur Verfügung. Der FWF honoriert auf diese Weise die überaus erfolgreiche Arbeit dieses
international beachteten Forschungsnetzwerks.
Der Spezialforschungsbereich (SFB) „Kontrolle und Messung kohärenter Quantensysteme“ wurde mit dem Ziel eingerichtet,
die Spitzenforschung im Bereich der Quantenphysik zu bündeln und damit deren hervorragende Forschungsaktivitäten
zu stärken. In insgesamt 21 Projekten arbeiten rund 90 Wissenschaftler der Universitäten Innsbruck und
Wien und der TU Wien in diesem Netzwerk zusammen.
„Wir haben für den Standort Innsbruck 3,56 Millionen Euro erhalten, insgesamt stehen für den Spezialforschungsbereich
4,87 Millionen Euro zur Verfügung. Das ist etwa die Hälfte der für Forschung vergebenen Mittel eines
Jahres in Österreich. Dies zeigt, welchen großen Stellenwert die Quantenforschung hat“, freut sich der
Leiter des Spezialforschungsbereichs, Prof. Peter Zoller über die eingeworbenen Mittel.
Auch Rektor Manfried Gantner ist zufrieden: „Wir haben hier die weltweite Forschungsspitze der Quantenphysik in
Innsbruck versammelt. Es freut mich, dass dem auch international Beachtung geschenkt wird und mit der Förderung
der Fortbestand dieses Forschungszweigs in Innsbruck für die nächsten Jahre garantiert ist.“
Internationale Begutachtung
Im Januar wurden die einzelnen Teilprojekte des SFB von einem internationalen Gutachtergremium auf Herz und Nieren
geprüft. Mit Phillip Gould aus Connecticut, Sandu Popescu aus Bristol, Serge Haroche und Christophe Salomon
aus Paris, Gerhard Rempe aus Garching, Daniel Loos aus Basel und Massimo Palma aus Crema bot der FWF die internationale
Elite als Gutachter für diese Zwischenevaluation auf. Die Jury stellte fest, dass es sich in vieler Hinsicht
um einen außergewöhnlich erfolgreichen SFB handle, um den viele Länder Österreich beneideten.
„Die beteiligten Gruppen arbeiten an der vordersten Front der Forschung weltweit auf dem für die Physik so
wichtigen Gebiet der Kontrolle und der Messung kohärenter Quantensysteme, wobei insbesondere die wunderbare
Symbiose zwischen Theorie und Experiment hervorzuheben ist“, so Prof. Günther Bauer von der Universität
Linz, der den Hearings vorsaß.
Aushängeschild Österreichs
„Die beteiligten Forscher haben eine Fülle großartiger wissenschaftlicher Leistungen erbracht, was sich
unter anderem darin manifestiert, dass eine Innsbrucker Arbeit in die zehn "Breakthroughs of the Year 2004"
in der Zeitschrift Science und Innsbrucker und Wiener Arbeiten in die "Highlights of the Year 2004" des
Institute of Physics aufgenommen wurden. Dieser SFB ist somit das Aushängeschild für die Grundlagenforschung
in Österreich“, ist Prof. Bauer überzeugt. „Ihre ambitionierten Pläne haben die beteiligten Gruppen
bisher perfekt umgesetzt und in Zukunft sind weitere aufregende Ergebnisse zu grundlegenden Fragen der Physik von
diesem SFB zu erwarten.“
Starkes Netzwerk
Die Spezialforschungsbereiche des FWF sind auf zehn Jahre konzipiert, wobei die verschiedenen Teilprojekte jeweils
nach drei und sechs Jahren evaluiert werden. Der SFB für Kohärente Quantensysteme wurde 1999 gegründet
und hat vom FWF nach der erfolgreichen Begutachtung nun die Finanzierungszusage bis 2008 erhalten. Die Weiterfinanzierung
bis 2009 wurde bereits in Aussicht gestellt. Die erfolgreiche Zusammenarbeit innerhalb des Spezialforschungsbereichs
hat auch entscheidend dazu beigetragen, dass die Österreichische Akademie der Wissenschaften vor zwei Jahren
das Institut für Quantenoptik und Quanteninformation (IQOQI) in Innsbruck und Wien gegründet hat.
Von der Grundlagenforschung zur Anwendung
Die Quantenphysik hat zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts das auf der klassischen Physik basierende Weltbild
grundlegend verändert und zählt heute zu einem der innovativsten naturwissenschaftlichen Forschungsfelder.
In zahllose technische Anwendungen wie Laser, DVD oder GPS sind diese Erkenntnisse schon eingeflossen. Der Quantencomputer,
aber auch abhörsichere Kommunikation sind mögliche Anwendungsgebiete der Zukunft. Bis es jedoch soweit
ist, muss noch viel Grundlagenforschung betrieben werden. Die österreichischen Quantenphysiker leisten dazu
mit der Unterstützung durch den FWF einen wesentlichen Beitrag. |