Arbeitsmarktlage Ende Mai 2005
Verhaltene Konjunktur dämpft nach wie vor Arbeitsmarkt - Arbeitslosigkeit gegenüber
Vormonat um 9,1 Prozent gesunken, gegenüber Vorjahr um 3,6 Prozent gestiegen - Um 1,1% mehr Beschäftigte
als vor einem Jahr
Wien (bmwa) - Der Bestand an vorgemerkten arbeitslosen Personen liegt
Ende Mai 2005 mit 223.352 um 7.857 bzw. 3,6% über dem vergleichbaren Wert des Vorjahres. Geschlechtsspezifisch
differenziert ist der Anstieg der Arbeitslosigkeit bei den Frauen mit 5,1% (+5.046 auf 104.092) stärker ausgefallen
als bei den Männern mit 2,4% (+2.811 auf 119.260). Gegenüber dem Vormonat ist die Arbeitslosigkeit (saisonbedingt)
um -22.457 bzw. -9,1% zurückgegangen. Mit 29.513 (+98 bzw. +0,3%) haben 13,2% der vorgemerkten Personen bereits
eine Einstellzusage für einen neuen Arbeitsplatz.
Als Gründe nennt das Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit die verhaltene konjunkturelle Entwicklung,
den weiteren Anstieg der Arbeitslosigkeit im Tourismus (21,4% des Anstiegs der Arbeitslosigkeit sind auf diesen
Bereich zurückzuführen), den generell weiteren Anstieg des Arbeitskräftepotentials sowie im Speziellen
den anhaltenden Zustrom von Arbeitskräften aus Deutschland (Ende April 2005 waren um 7.511 bzw. +21,2% gegenüber
dem Vorjahr mehr Personen aus Deutschland beschäftigt).
Ende Mai 2005 beträgt die Zahl der unselbstständig Beschäftigten 3.232.868 (vorläufige Beschäftigtendaten
des Hauptverbands der österreichischen Sozialversicherungsträger; ohne geringfügige Beschäftigungsverhältnisse).
Damit ist die Zahl um 35.781 bzw. +1,1% gegenüber dem Vorjahr angestiegen.
Position Österreichs im internationalen Vergleich
EUROSTAT weist Ende April 2005 für Österreich eine Arbeitslosenquote von 4,6% aus. Die Fortschreibung
durch das Arbeitsmarktservice Österreich ergibt für Mai ebenfalls 4,6%. Österreich liegt damit im
internationalen Vergleich nach wie vor sehr günstig.
Die österreichische Arbeitslosenquote liegt nach Irland (4,2%) und Großbritannien (4,5% im Februar 2005)
an dritter Stelle in der Europäischen Union – gleichauf mit Luxemburg (4,6%). Die Arbeitslosenquote
der EU-25 beträgt 8,9% (März 2005) und liegt damit deutlich über dem österreichischen Wert.
Offene Stellen
Der positive Trend bei der Entwicklung der offenen Stellen hält weiter an: Ende Mai liegt die Zahl
der beim Arbeitsmarktservice gemeldeten offenen Stellen mit einem Bestand von 29.265 um +4,6% (+1.290) über
dem vergleichbaren Wert des Vorjahres. Deutliche Zuwächse verzeichnen vor allem die unternehmensbezogenen
Dienstleistungen (+25,7%; +1.670), die sonstigen Dienstleistungen (+17,7%; +219) und der Handel (+4,6%; +160).
Verweildauer
Die durchschnittliche Dauer einer Arbeitslosigkeitsepisode lag Ende Mai 2005 bei 111 Tagen. Die Verweildauer
ist somit gleich lang wie im Mai 2004.
Langzeitarbeitslosigkeit
Die Zahl der Langzeitarbeitslosen mit einer Vormerkdauer über einem Jahr ist Ende Mai 2005 gegenüber
dem Vergleichsmonat des Vorjahres mit -9.144 bzw. -43,3% auf 11.958 kräftig zurückgegangen.
Entwicklung in den Bundesländern
Ende Mai 2005 ist die Arbeitslosigkeit mit Ausnahme von Wien (-2,1%; -1.662) in allen anderen Bundesländern
durchwegs angestiegen. In Wien ist die Abnahme nach wie vor auf die deutliche Erhöhung des Aktivitätsniveaus
bei den Schulungen des Arbeitsmarktservice (um +5.409 bzw. +39,7%) zurückzuführen.
Die stärkste - relative - Zunahme verzeichnet Vorarlberg (+14,0%; +1.216) gefolgt von der Steiermark (+8,4%;
+2.251), Tirol (+7,6%; +1.328), Niederösterreich (+6,5%; +2.141), Oberösterreich (+6,0%, +1.277), Kärnten
(+5,9%; +740) und dem Burgenland (+5,4%; +311). In Salzburg (+2,2%; +255) war die Zunahme der Arbeitslosigkeit
im Vergleich zur bundesweiten Entwicklung unterdurchschnittlich.
Jugendliche
Die Jugendarbeitslosigkeit hat im Mai 2005 um +8,7% (+2.862) gegenüber dem Vergleichsmonat des Vorjahres
zugenommen. In der Altersgruppe der bis 19-Jährigen ist die Arbeitslosigkeit mit +5,1% (+380 auf 7.839) schwächer
angestiegen als bei den 20- bis 24-Jährigen (+9,7% bzw. +2.482 auf 27.984).
Die internationale Jugendarbeitslosenquote (15 bis 24 Jahre) in Österreich liegt mit 10,2% (April 2005) nach
wie vor deutlich unter dem europäischen Durchschnitt (EU-25) von 19,1% im März 2005.
Lehrstellenmarkt
Die Zahl der Lehrstellensuchenden hat im Mai zugenommen (+961 bzw. +28,3% auf 4.353). Bei den gemeldeten
offenen Lehrstellen ist mit +62 bzw. +2,7% auf 2.400 eine leichte Zunahme zu verzeichnen. Somit ergibt sich ein
Lehrstellenandrang von 1,8 Suchenden pro offene Stelle. Im Auftrag des Bundesministers für Wirtschaft
und Arbeit werden bis zu 7.800 Ausbildungsplätze für Jugendliche, die keinen entsprechenden Lehrplatz
bzw. Arbeitsplatz finden, zur Verfügung gestellt.
Entwicklung der Altersarbeitslosigkeit
Die Arbeitslosigkeit der über 49-Jährigen entwickelt sich mit einer leichten Abnahme von -0,4%
(-178 auf 42.313) günstig. Wie in den Vormonaten ist dabei die Arbeitslosigkeit in der Altersgruppe der 50-
bis 54-Jährigen (+520 oder +2,6%) gestiegen, während sie bei den 55- bis 59-Jährigen (-507 oder
-2,9%) erneut gesunken ist. Rückgängig ist weiterhin auch die Arbeitslosigkeit bei den über 59-Jährigen
(-191 bzw. -3,9%).
Entwicklung nach Branchen
Die Zahl der vorgemerkten Personen ist im Bauwesen (-369; -1,4%) – wie im Vormonat – rückläufig.
Eine Abnahme ist ebenfalls in der Öffentlichen Verwaltung
(-106; -1,7%) festzustellen.
Ein Anstieg der Arbeitslosigkeit ist insbesondere im Fremdenverkehr (+1.678; +4,5%), bei den unternehmensbezogenen
Dienstleistungen (+1.014; +5,7%), in der Sachgütererzeugung (+960; +2,5%), bei den sonstigen Dienstleistungen
(+655; +5,3%), im Verkehrs- und Nachrichtenwesen (+580; +6,4%), beim Handel (+550; +1,4%) und im Gesundheits- und
Sozialwesen (+520; +8,0%) zu verzeichnen.
Arbeitslosigkeit nach Ausbildungskategorien
Auch Ende Mai 2005 ist bei den vorgemerkten Arbeitslosen mit höherer Schulbildung (+1,1%; +214) sowie
Lehrausbildung (+0,7; +494) ein unterdurchschnittlicher und mit mittlerer schulischer Ausbildung (+3,6%; +475)
ein durchschnittlicher Anstieg zu konstatieren.
Stärker ausgeprägte Zuwächse an Arbeitslosigkeit gibt es dagegen bei der Gruppe ohne abgeschlossene
Schulbildung (+9,4%; +1.003), mit Pflichtschulabschluss (+5,7%; +5.019) und Personen mit akademischem Abschluss
(+5,4%; +434).
Schulungen und Förderungen des Arbeitsmarktservice
Mit 51.567 liegt die Zahl der Personen in Schulungen im Mai 2005 um +8.955 bzw. +21,0% über dem Vorjahresniveau.
Differenziert nach Altersgruppen sind die Schulungsaktivitäten für 25- bis 29-Jährige sowie für
Personen über 44 Jahre kräftig zunehmend.
Die Schulungsteilnehmer/innen rekrutieren sich schwerpunktmäßig aus den Berufsgruppen Büroberufe
(9.328), Handel (7.152), Hilfsberufe (6.433) und den Metall-/Elektroberufen (6.283). Aus diesen Berufsgruppen kommen
rund 57% aller in Schulung befindlichen Personen. |
Bures: Regierung verantwortlich für Rekordarbeitslosigkeit
Wien (sk) - "Monat für Monat belegen die Daten des AMS das Versagen der Regierung. Monat
für Monat wird ein neuer trauriger Arbeitslosigkeitsrekord verzeichnet", sagte SPÖ-Bundesgeschäftsführerin
Doris Bures zu den am Dienstag (01. 06.) veröffentlichten Arbeitslosenzahlen mit Stand Ende Mai. Die
Veröffentlichungspolitik des Arbeitsministeriums zeigt nach Ansicht von Bures das schlechte Gewissen des verantwortlichen
Ministers. "Bis vor kurzem war es nicht üblich, erst am späten Nachmittag nach Redaktionsschluss
der Printmedien diese wichtigen Daten bekannt zu geben", so Bures.
Für besonders Besorgnis erregend hält es die SPÖ-Bundesgeschäftsführerin, dass der Anstieg
der Arbeitslosenzahlen ungebremst vonstatten geht. Gegenüber dem Mai des Vorjahrs stieg die Arbeitslosenzahl
(inklusive Schulungen) um 16.812 auf 274.919, das ist ein Anstieg um 6,5 Prozent. Das bedeutet die höchste
Mai-Arbeitslosigkeit in der Geschichte der Zweiten Republik.
Es stehe fest, dass der Großteil des Anstiegs der Arbeitslosigkeit seit dem Jahr 2000 hausgemacht ist, also
von der schwarz-blau-orangen Regierung verschuldet. Hätte sich der Arbeitsmarkt in Österreich so entwickelt
wie im EU-Durchschnitt, gäbe es rund 50.000 Arbeitslose weniger, erläuterte Bures. In 17 von 25 EU-Staaten
sinkt die Arbeitslosenquote in den letzten fünf Jahren, in Österreich steigt sie. Das Problem der Jugendarbeitslosigkeit
werde überdies immer dramatischer, betonte Bures angesichts der beinahe 10-prozentigen Steigerungsrate in
dem Bereich.
In dem Zusammenhang kritisierte Bures die "anhaltende Untätigkeit der Regierung" scharf. "Die
monatliche Arbeitslosenstatistik zeigt der Bevölkerung, welchen Effekt die diversen Kanzler-'Gipfel' in der
Hofburg gehabt haben: Nämlich keinen", betonte Bures. |
Stummvoll: Polemik der SPÖ hilft nicht weiter
Wien (övp-pk) - "Monat für Monat kommentieren SPÖ & Co. die Arbeitsmarktsituation
mit derselben Polemik. Monat für Monat lassen sie Vorschläge und Initiativen vermissen", sagte ÖVP-Budget-
und Finanzsprecher Dr. Günter Stummvoll am Mittwoch (01. 06.). Und Monat für Monat werde der Spitzenplatz
Österreichs im europäischen Vergleich von den Oppositionspolitikern außer Acht gelassen. Österreich
liege schließlich mit 4,6 Prozent gleichauf mit Luxemburg an dritter Stelle innerhalb der Europäischen
Union. Die Arbeitslosenquote der EU-25 betrage 8,9 Prozent und liege damit deutlich über dem österreichischen
Wert, so Stummvoll.
Selbstverständlich "ist jeder Arbeitslose einer zuviel", so Stummvoll. Deshalb sollte in der exzessiven
Polemik der SPÖ nicht untergehen, dass die Arbeitslosigkeit im Vergleich zum Vormonat um 9,1 Prozent gesunken
ist. Ein wesentlicher positiver Aspekt sei auch, dass die Zahl der Beschäftigten im Vergleich zum Vorjahr
um 35.781 gestiegen ist. "Auch die Zahl der offenen Stellen ist um 4,6 Prozent gestiegen", so Stummvoll.
Außerdem verzeichnet Österreich ein "Rekordbudget für aktive und aktivierende Arbeitsmarktpolitik":
Dieses sei von 1999 mit 760 Millionen Euro auf 1,5 Milliarden Euro im Jahr 2004 gestiegen. Diese Summe sei auch
für 2005 und 2006 gesichert, so Stummvoll. "Das hilft den Arbeitslosen, die Polemik der SPÖ jedoch
nicht." |
Öllinger: Regierung tätigt nur Scheinaktivitäten
Wien (grüne) - "3,6 Prozent Arbeitslose mehr als vor einem Jahr ist kein Alarmzeichen,
sondern eine Katastrophe, die deutlich das Versagen der Regierung aufzeigt", so Karl Öllinger, stv. Klubobmann
und Sozialsprecher der Grünen. Im Mai 2000 gab es ca. 174.000 Arbeitslose, heute sind es 224.000. "Das
ist das Ergebnis, wenn die Aktivitäten der Regierung sich auf irgendwelche Gipfel beschränken, die nur
Tätigkeit vortäuschen, aber kein Absinken der Arbeitslosenzahlen nach sich ziehen. Alles, was die Regierung
gemacht hat, hat zu einem Anstieg der Arbeitslosigkeit geführt, wie etwa die Pensionsreform", so Öllinger.
Die Grünen fordern als Sofortprogramm eine Aktion 10.000, die pro Jahr 10.000 JobeinsteigerInnen eine Perspektive
bieten soll. Aber eine Regierung, die keine Perspektive hat, kann auch keine Perspektiven bieten", so Öllinger. |