Wien unterstützt Errichtung einer Holocaust-Gedenkstätte in Lodz  

erstellt am
02. 06. 05

Wien (rk) - Am Mittwoch (01. 06.) übergab Alt-Bürgermeister Dr. Helmut Zilk im Namen der Stadt Wien an die polnische Stadt Lodz EUR 100.000.- für die Fertigstellung der Gedenkstätte Bahnhof Radegast. An den Feierlichkeiten in Lodz nahmen zahlreiche hohe Vertreter der Stadt Lodz, der Oberrabbiner von Warschau und Lodz Michael Schudrich sowie der österreichische Botschafter in Polen, Dr. Georg Weiss teil. Dr. Zilk betonte in seiner Ansprache, dass die Schrecken des Holocausts nie vergessen werden dürfen. Auch Wiener jüdische Bürgerinnen und Bürger wurden im Ghetto Litzmannstadt bei Lodz oder vom Bahnhof Radegast in die nahen Vernichtungslager der Nationalsozialisten verschleppt und ermordet.

Im August wird in Lodz (ca. 120 km südlich von Warschau) der 61ste Jahrestag der Beendung des Massenmordes an Juden und Roma im Ghetto Litzmannstadt Gedenkfeierlichkeiten abgehalten.

Eine besondere Rolle an dieser Tragödie spielte der Verladebahnhof Radegast (ca. 6 km vom Ghetto Lodz entfernt) in Lodz. Ab Mitte 1940 hatte der Bahnhof neben einem Güter- und Verladebahnhof für die Stadt Lodz noch die Funktion eines Personentransportbahnhofes für die Verbringung von Einwohnern des Ghettos Litzmannstadt (in Lodz) in Zwangs- und Arbeitslager. Von 1941 bis Mitte August 1942 hatte der Bahnhof auch die Funktion deportierte Juden und Roma aus Deutschland, Österreich, der damaligen Tschechoslowakei und Luxemburg in das Ghetto Lodz zu "entladen". Insgesamt wurden 4.999 jüdische Bürger aus Wien und 5.007 Roma und Sinti aus dem Burgenland ermordet. Nachdem die Nationalsozialisten die "Endlösung der Judenfrage" geklärt hatten, wurde der Bahnhof Radegast ein zentrales Rädchen im Mechanismus der Massenvernichtung. Rund 145.000 Menschen wurden vom Bahnhof zu den Massenvernichtungslagern in Kulmhof am Ner und in Auschwitz- Birkenau verbracht.

Nach dem Krieg wurde diese Funktion des Bahnhofes vergessen.
     
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