60 Jahre "Brünner Todesmarsch": Versöhnung statt Feindschaft  

erstellt am
01. 06. 05

Wiener Weihbischof Ludwig Schwarz beim Kreuzbergtreffen in Klein-Schweinbarth
Wien (stephanscom.at) - Die Bereitschaft zur Versöhnung und zum Frieden hat der Wiener Weihbischof Ludwig Schwarz beim Kreuzbergtreffen am Sonntag in Klein-Schweinbarth eingemahnt. Anlässlich des Gedenkens an die Vertreibung tausender deutscher Einwohner aus Brünn in Richtung Österreich im Mai und Juni 1945 betonte Schwarz, dass dieser "Brünner Todesmarsch" nie vergessen werden dürfe. Auch noch nach 60 Jahren würden viele an dem erlittenen Unrecht leiden. Schwarz: "Viele Herzen sind leider immer noch verhärtet und viele Wunden immer noch offen." Menschlich gesehen sei vieles davon auch verständlich, doch als Christen gelte es zu bedenken, "das Gottes Wege andere sind als unsere. Christus will nicht Hass und Feindschaft, sondern Frieden und Versöhnung." 60 Jahre nach den schrecklichen Ereignissen gelte es, einen Neubeginn in Liebe und Freundschaft zu setzen.

An der Gedenkveranstaltung nahmen von politischer Seite u.a. auch Innenministerin Lise Prokop und der niederösterreichische Alt-Landeshauptmann Siegfried Ludwig teil.

Hunderte Menschen - vorwiegend alte Männer, Frauen und Kinder - starben bei der Vertreibung, die am Fronleichnamstag 1945, dem 31. Mai, unter menschenunwürdigen Bedingungen begann. Die Sudetendeutschen wurden aus ihrer mährischen Heimatstadt Brünn und umliegenden Dörfern Richtung Österreich "abgeschoben". Im Jahre 1944 lebten noch 60.000 Sudetendeutsche in Brünn. Als sich die russische Front im März 1945 der Stadt näherte, flohen rund 40.000 Deutsche aus der mährischen Metropole. Zurück blieben alte Männer, Frauen, Kinder und Nazi-Gegner.

Am Abend des 30. Mai 1945 mussten sie sich versammeln; am folgenden Tag wurden sie in Begleitung bewaffneter Arbeiter der Brünner Fabrik "Zbrojovka" aus der Stadt in Richtung österreichische Grenze getrieben. Unter den Vertriebenen brach eine Ruhr-Epidemie aus. Hunderte starben an Krankheit oder Erschöpfung während des gewaltsam vorangetriebenen Zuges. Die meisten wurden in einem Massengrab in Pohorelice (Pohrlitz), einem Ort auf der Landstraße in Richtung Österreich zwischen Brünn und Drasenhofen, begraben.

Der Totengräber hat ein Todesbuch geführt, mit Namen, falls er bekannt war, und Todestag. Dieses Buch blieb erhalten und gibt Aufschlüsse über 535 Tote, die der Totengräber Julius Hofman hinter einem landwirtschaftlichen Gebäude auf einer Kleewiese bestattet hat.
     
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