ARBÖ: Westautobahn ist und bleibt eine Baustelle  

erstellt am
10. 06. 05

Ein Blick in die wechselvolle Geschichte entzaubert mache falschen Mythen
Wien (arbö) - Die Autofahrer müssen sich auf viele Baustellen und begleitende Staus auf Österreichs Autobahnen einstellen, warnt der ARBÖ vor Beginn der Reisesaison. Aus der ARBÖ-Staugrafik geht hervor, dass die wichtigsten Baustellen diesmal auf der Westautobahn zu finden sind. Bis zur kompletten Sanierung der 247 Kilometer langen Westautobahn von Salzburg bis Wien werden noch weitere 5 Jahre ins Land ziehen.

Die Sanierung der Westautobahn soll bis 2010 dauern und wird 600 Millionen Euro kosten. Die Finanzierung soll nach Angaben der ASFINAG aus eigenen Mitteln und aus dem Vignettenverkauf erfolgen. Während des Umbaus soll auf die Baustellensicherheit großen Wert gelegt werden, versichert die ASFINAG den ARBÖ-Verkehrsexperten. Durch eine Mitteltrennung, spezielle Einfahrtsbereiche, mobile Tempoanzeigen und Radarboxen, soll dies gewährleistet werden.

In Niederösterreich sind auf dem 147 Kilometer Langen Abschnitt der Westautobahn bereits 2/3 der Fahrbahn umgebaut (97 Kilometer). Bis zum Jahr 2008 sollen die restlichen 50 Kilometer umgebaut sein. In Oberösterreich stehen bereits 47 Kilometer neue Westautobahn zur Verfügung. Der im Bau befindlichen Straßenabschnitt zwischen Haid und Sattledt soll bis Mitte Oktober 2005 fertiggestellt sein. Die Bauarbeiten für die restlichen 45 Kilometer werden Ende 2008 abgeschlossen sein.

Wechselvolle Geschichte
"Wer die A1, Westautobahn schon viele Jahre benützt, wird sich kaum erinnern können, wann es eine Reise zwischen Wien und Salzburg ohne größere Baustellen gab", wirft ARBÖ-Abteilungsleiter Günther Schweizer einen Blick in die wechselvolle Geschichte dieser wichtigen Autobahn. Seine historischen Recherchen nahm Günther Schweizer zum Anlass, gleich einige falsche Mythen zu entzaubern, die sich rund um den Bau der Westautobahn und ihre Vorgeschichte ranken.

In den 30iger Jahren des vergangenen Jahrhunderts, begann mit der steigenden Mobilität, auch der Bedarf nach besseren Straßen. In Deutschland gab es bereits seit 1921 mit der Berliner AVUS (Automobil-Verkehrs und Übungstrasse) eine 10 Kilometer lange Strecke, die für Rennen, aber auch als Straße mit 2 getrennten Fahrbahnen zur Verfügung stand und die bis heute Stadteinfahrt nach Berlin überlebt hat.

Mythen Nummer 1 und 2: Autobahnbau senkt Arbeitslosigkeit und dient militärischen Zwecken
Weitere Strecken des Autobahnnetzes wurden bereits in der Weimarer Republik geplant und nach der Machtergreifung durch das Hitlerregime umgesetzt. Der Straßenbau wurde für die Propaganda des Regimes höchst erfolgreich eingesetzt: bis heute hält sich der hartnäckige Mythos, dass durch den Autobahnbau die Arbeitslosigkeit gesenkt worden wäre. Doch genaue Recherchen zeigen: nur fünf Prozent der damals Arbeitslosen fanden beim Autobahnbau Beschäftigung fanden. Auch der militärische Nutzen wurde höher eingeschätzt als es der Realität entsprach

Mythos Nummer 3: die Nazis haben die Westautobahn gebaut
Als Österreich 1938 von Nazi-Deutschland überfallen und als Ostmark ins Reich eingegliedert wurde, schlug die Geburtsstunde der Westautobahn: 5 Wochen nach der Auslöschung von Österreich wurde der Bau der Westautobahn bei Salzburg gestartet.

Es stellte sich heraus, dass bereits im Jahr 1937 mit den Planungen begonnen worden war und die Unterlagen praktisch fertig in den Schreibtischladen im Reich gelegen waren. Im September 1941 wurden erste Teilstücke bei Salzburg für den Verkehr freigegeben. Durch den Krieg kamen die Bauarbeiten in Folge aber zum Erliegen. Dass Östererich den Nationalsozialisten die Westautobahn "zu verdanken" hätten, stellt sich somit als Mythos heraus: nur 17 der insgesamt 248 Kilometer waren nach dem Krieg vollendet!

Kurz nach dem Krieg gab bereits Überlegungen die Bauarbeiten fortzusetzen, da viele Abschnitte der Autobahn schon baulich sehr weit fortgeschritten waren. Allerdings zeigte sich bald, dass an einen raschen Weiterbau nicht zu denken war, da zahlreiche Probleme im Weg standen.

Die Westautobahn war als "Deutsches Eigentum" unter Verwaltung Besatzungsmächte übergegangen. Während Amerikaner die Rechte relativ bald an die Österreicher weitergaben, verlangten die Sowjets in jedem Fall eine Ablöse. Diese Situation versetzte die bereits fertigen 17 Kilometer Westautobahn bzw. Anschlüsse zur heutigen Tauernautobahn weiter in einen "Dornröschenschlaf".

Im Juli 1954 erfolgte dann endlich der Spatenstich für den Weiterbau. Der Arbeiterzeitung war dieser Umstand in der Ausgabe vom 20.Juli 1954 ein Foto wert. Der Fototext klang hoffnungsvoll: "Die Autobahn wird gebaut...Wir hoffen, dass es so weitergeht". Am 26.April 1958 wurde der 24 Kilometer lange Streckenabschnitt Eugendorf-Mondsee feierlich dem Verkehr übergeben. Obwohl man damals sehr optimistisch klang, dauerte es noch 9 Jahre bis zu gänzlichen Fertigstellung der Verbindung Wien Salzburg.

Am 12.Mai 1967 vor dem Pfingstreiseverkehr wurde das letzte 13,7 Kilometer lange Teilstück zwischen Kottingburgstall und Oiden (Umfahrung Amstetten) provisorisch dem Verkehr übergeben. Aber auch damals schon mit der Einschränkung, dass es in diesem Bereich nur als Gegenverkehrsbereich geführt werden musste, weil noch Abschlussarbeiten auf einer Richtungsfahrbahn zu tätigen waren.

Blick in die Zukunft
In den folgenden Jahren wurde immer wieder an der Westautobahn saniert, experimentiert und betoniert. Bis im 1998 der Entschluss umgesetzt wurde, im großen Stil diese wichtige Straße zu erneuern. Diese Generalerneuerung kommt vom Aufwand einem Neubau gleich. Es muss die alte Betondecke gänzlich abgetragen und zertrümmert werden.

Das Material wird zu 100 Prozent direkt neben der Baustelle wieder aufbereitet. Im Plan der Autobahnbetreibergesellschaft ASFINAG steht, dass so pro Jahr zwischen 30 und 40 Kilometer Westautobahn generalsaniert werden.

Auf 164 Kilometern Länge vom Knoten Steinhäusl bis Knoten Voralpenkreuz wird die Westautobahn dann 3 Spuren pro Richtungsfahrbahn aufweisen. In den restlichen Bereichen werden die 2-spurigen Fahrstreifen erweitert.

"Die Westautobahn ist und bleibt eine wichtige Verkehrsverbindung mit jeder Menge Geschichte", zieht Günther Schweizer als Fazit, um abschließend die Arbeiterzeitung vom 27.April 1958 zu zitieren. Darin hieß es "Dem Kraftfahrer erschließt sie eine echt österreichische Landschaft.." - Es bleibt zu hoffen, dass es 50 Jahre später eine österreichische Landschaft ohne längere Baustellen wird!
     
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