Verstärkte Trennung zwischen geistlichen und wirtschaftlichen Agenden - Verband der Wiener
Pfarrgemeinden wird neu gegründet
Wien (epd Ö) - Eine tief greifende Reform der Strukturen der Wiener Superintendenz hat die Superintendentialversammlung
der Evangelischen Superintendentur A.B. Wien beschlossen. In einer Sitzung am 4. Juni im Wiener Albert-Schweitzer-Haus
wurde mehreren Anträgen des Superintendentialausschusses zugestimmt, denen zufolge der Verband der Wiener
evangelischen Pfarrgemeinden A.B. Ende des Jahres aufgelöst wird. Der Großteil seiner bisher wahrgenommenen
Aufgaben, wie Anstaltsseelsorge, Diakonie, Jugendarbeit und Öffentlichkeitsarbeit, wird von der Superintendentur
bzw. von Referaten übernommen, die vom Superintendentialausschuss eingerichtet werden. Für das Kirchenbeitragswesen
und die Verwaltung der Wiener Evangelischen Friedhöfe bilden die Pfarrgemeinden, die bisher dem Verband angehört
haben, ab kommendem Jahr einen neuen Verband.
Kompetenzzentrum für Pfarrgemeinden und kirchliche Einrichtungen
Die Superintendentur dient neben ihren kirchengesetzlich vorgegebenen Aufgaben auch als Servicestelle für
die Gemeinden und MitarbeiterInnen der Superintendenz. Eine noch zu bestellende Geschäftsführung besorgt,
so einer der Beschlüsse, „die wirtschaftlichen und finanziellen Angelegenheiten der Superintendenz“ und übernimmt
als „Kompetenzzentrum und Serviceeinrichtung über entsprechenden Antrag Dienste für Pfarrgemeinden und
kirchliche Einrichtungen“. Zugleich erstreckt sich der Aufgabenbereich der Geschäftsführung auch auf
den Verband.
Projektleiterin Mag. Monika Salzer erinnerte vor der Superintendentialversammlung daran, dass den Beschlüssen
eine mehrjährige Vorbereitung sowie ausführliche, zum Teil kontroverse Debatten in Arbeitsgruppen, einer
Superintendentialversammlung im vergangenen Jahr und bei einem „Konzepttag“ im April dieses Jahres vorangegangen
seien. Die Vorteile der neuen Regelung lägen in der Klärung von historisch gewachsenen stark verflochtenen
Rechtsverhältnissen zwischen Superintendenz und Verband sowie in der Professionalisierung und Qualitätssteigerung
durch eine Trennung der „geistlichen Agenden“ der Superintendentur von den wirtschaftlichen Bereichen.
Unterstützung der Kirchenleitung
Superintendent Mag. Hansjörg Lein sagte im Blick auf die Beschlüsse: „Wir haben gezeigt, dass
wir bereit sind, die Zukunft der Wiener Superintendenz gemeinsam zu gestalten.“ Lein lobte das „demokratisch hohe
Niveau“ der von Seniorin Mag. Ulrike Frank-Schlamberger und Senior Dr. Stefan Schumann moderierten Diskussion der
Superintendentialversammlung.
Oberkirchenrat MMag. Robert Kauer beglückwünschte die Superintendentialversammlung „zu diesem entscheidenden
Schritt in die Zukunft“, der mit den Beschlüssen gewagt worden sei, und sagte ihr die Unterstützung der
Kirchenleitung bei der Verwirklichung der neuen Regelungen zu.
Dass der Protestantismus im In- und Ausland zunehmend Selbstbewusstsein entwickle und sich zu Wort melde, stellte
Bischof Mag. Herwig Sturm in seinem Grußwort fest. Zum Leben einer Kirche gehöre auch „das Meistern
der Strukturen“. |