Wien (rk) - Kammerschauspielerin Kirsten Dene und Regisseur Thomas Langhoff erhielten am Mittwoch (08. 06.)
im Wiener Rathaus das "Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien". Kulturstadtrat Dr.
Mailath-Pokorny würdigte Kirsten Dene als eine der "wandlungsfähigsten und faszinierendsten"
Schauspielerinnen, Thomas Langhoff als einen der "nachhaltigsten und politischsten" Regisseure. "Beide
haben für die Theaterstadt Wien unendlich viel getan".
Hermann Beil betonte in seiner Laudatio auf Kirsten
v.li.n.re.: StR. Dr. Andreas Mailath-Pokorny, Kirsten Dene und Thomas Langhoff, Foto: media wien |
Dene deren hohe Schauspielkunst: "Kirsten Dene ist buchstäblich im Theater zu Hause, dort zieht sie ihre
magischen Kreise. Sie betritt die Bühne und plötzlich wird alles ganz anders. Kirsten Dene ist nie Komplizin
des Zuschauers, immer ist sie Komplizin der Rolle. Inspiriert von ihrem Gesicht, ihrer Stimme schrieben Thomas
Bernhard, Peter Turrini und Christoph Ransmayr ihre Stücke".
Burgtheaterdirektor Klaus Bachler bezeichnete Thomas Langhoff in seiner Laudatio als Wegebauer: Der wichtigste
Weg, den Langhoff gebaut habe, war der zwischen Ost und West, zwischen zwei Gesellschafts- und Kunstsystemen. Er
habe in beiden Teilen Deutschlands erfolgreich gearbeitet.
Thomas Langhoff bedankte sich auch im Namen Kirsten Denes bei der Stadt für die erhaltene Auszeichnung: Er
liebe Wien und fühle sich dieser Stadt sehr verbunden. Er betrachte die Auszeichnung als Ansporn für
Künftiges, meinte er in Anspielung auf seine morgen beginnende Arbeit im Akademietheater.
Biographie Kirsten Dene
Kirsten Dene wurde 1943 in Hamburg geboren. Hier absolvierte sie die Hochschule für Musik und darstellende
Kunst. Ihre schauspielerische Laufbahn begann sie 1961 am Theater der Stadt Essen, dort war sie bis 1963 engagiert.
Es folgten Engagements bei den Städtischen Bühnen Frankfurt am Main (1963 -1970), bei den Staatlichen
Schauspielbühnen Berlin (1970 - 1972), Theater Bonn (1972 als Gast) und am Württembergischen Staatstheater
Stuttgart (1972 - 1979).
1979 wechselte Kirsten Dene mit Peymann und den größten Teil des Ensembles ans Theater Bochum, wo sie
u. a. die Titelrolle in Brechts "Mutter Courage und ihre Kinder" und die Thusnelda in Peymanns legendärer
Inszenierung von Kleists "Hermannschlacht" verkörperte. 1985 erarbeitete sie zusammen mit Peymann
Thomas Bernhards "Die Theatermacher" für die Salzburger Festspiele; 1986 ebenfalls für Salzburg
und auch mit Peymann Bernhards "Ritter Dene Voss" - ein grandioser Erfolg.
1986 ging Dene mit Peymann ans Wiener Burgtheater. Es folgten Rollen wie Marthe Rull in Kleists "Der zerbrochene
Krug" (1990, Regie: Andrea Breth), die Lady Macbeth (1992), die Alice in Strindbergs "Totentanz"
(1996), die Mrs Smith in Ionescos "Die kahle Sängerin" (1997). Für die Darstellung der Hure
Jasmine in Peter Turrinis "Alpenglühen" (zusammen mit Traugott Buhre, Regie: Peymann) erhielt sie
1994 die Kainz-Medaille. Für die gleiche Rolle wurde sie bei einer Kritiker-Umfrage von "Theater heute"
zur besten "Schauspielerin des Jahres 1993" gewählt. 1998 wurde Frau Dene Kammerschauspielerin.
Im Burg- oder Akademietheater spielte sie zuletzt in Ostrowskijs "Der Wald" und Horvaths "Glaube
Liebe Hoffnung". Mit der Sprechrolle der Sterbenden in "Die Jakobsleiter" in der Regie von Marco
Arturo Marelli und unter der Leitung von Michael Boder stellte sie sich im Oktober 2000 dem Publikum der Wiener
Staatsoper vor. Derzeit ist sie in Oscar Wildes "Ernst ist die Liebe-Bunbury" und in "Mozartwerk
Ges.m.b.H. von Franz Wittenbrink zu sehen.
Biographie Thomas Langhoff
Thomas Langhoff wurde 1938 in Zürich geboren. Sein Vater war der Schauspieler und Regisseur Wolfgang
Langhoff (1901-1966), der nach seiner Flucht aus Deutschland am Züricher Schauspielhaus tätig war. Langhoff
wuchs bis zur Rückkehr der Familie nach Deutschland in Zürich auf; 1948 erfolgte die Übersiedlung
nach Ostberlin. In Leipzig absolvierte Langhoff die Theaterhochschule.
Seine ersten Regieversuche misslangen so gründlich, dass er bis 1976 keine Bühneninszenierungen mehr
wagte. Von 1971 bis 1979 arbeitete er als Regisseur beim DDR-Fernsehen.
1979 erfolgte die erste Theaterregie am Ostberliner Maxim- Gorki-Theater. Er inszenierte dort mit wachsendem Erfolg
u. a. Hauptmanns "Einsame Menschen", Tschechows "Drei Schwestern" (1979) und Shakespeares "Sommernachtstraum"
(1980). Seit 1980 zeichnete Langhoff für Gastinszenierungen in der Bundesrepublik verantwortlich, wo er schnell
in die Riege der ersten Regisseure aufrückte, er arbeitete u. a. in Frankfurt, Wien, München und am Hamburger
Thalia Theater
Bei den Salzburger Festspielen inszenierte er mit großem Erfolg Schnitzlers "Der einsame Weg" (1987)
und Grillparzers "Die Jüdin von Toledo" (1990). Sein Operndebüt gab er 1989 in Frankfurt mit
Brittens "Sommernachtstraum". Im August 1991 übernahm Langhoff die Intendanz des Deutschen Theaters
in Berlin ("Baracke", bis 2001). Erfolgreiche Gastinszenierungen in dieser Zeit hatte er u. a. bei den
Wiener Festwochen, so mit Hofmannsthal "Der Turm" (1992) und Hebbels "Kriemhilds Rache" (1994).
Für die Inszenierung des Hofmannsthal-Stückes erhielt er 1992 die Josef-Kainz-Medaille der Stadt Wien.
1993 erfolgte die Verleihung des Preises des Internationalen Theaterinstituts. 1994 der Friedrich Luft-Preis für
die Inszenierung von "Kriemhilds Rache".
Im November 2001 inszenierte Langhoff am Münchner Residenz Theater Strindbergs "Der Vater" und im
Mai 2002 am Burgtheater Thomas Bernhards Erstaufführung "Elisabeth II". Ebenfalls 2002 das "Friedensfest
" von Gerhart Hauptmann am Residenztheater München, am selben Theater 2004 "Mutter Courage und ihre
Kinder" von B. Brecht und im März 2005 "Der eingebildete Kranke" von Moliere. Dazu kommen Regiearbeiten
in Wien (Akademietheater: Der Unbestechliche von H.v.Hofmannsthal, 2003), und Opernaufführungen unter seiner
Regie in Tel Aviv, Wien und New York (Met). |