EU-Umfrage: Verbraucher sind bereit, für besseren Tierschutz tiefer in die Tasche zu greifen  

erstellt am
09. 06. 05

Brüssel (europarl) - Laut einer am Mittwoch (08. 06.) veröffentlichten EU-weiten Meinungsumfrage sind die europäischen Verbraucher bereit, mehr für Lebensmittel aus artgerechter Tierhaltung zu bezahlen, wünschen jedoch, dass diese Produkte besser gekennzeichnet werden. Die Eurobarometer-Umfrage über die Einstellung der Verbraucher zur artgerechten Tierhaltung wird heute vom für Gesundheit und Verbraucherschutz zuständigen Kommissionsmitglied Markos Kyprianou den Abgeordneten des Europaparlaments vorgestellt. Die Umfrage zeigt, dass 74 % der Verbraucher glauben, dass sie durch ihre Kaufentscheidungen die artgerechte Tierhaltung fördern können, und 57 % bereit sind, einen höheren Preis für Lebensmittel aus artgerechter Tierhaltung zu bezahlen. Die Verbraucher beklagen jedoch, dass es schwierig sei, diese Produkte zu erkennen.

Kommissionsmitglied Kyprianou: “Die europäischen Verbraucher sind wirklich am Tierschutz interessiert und möchten informierte Kaufentscheidungen treffen. Es fehlt ihnen jedoch an Informationen darüber, welche Produkte aus artgerechter Tierhaltung stammen. Die Kommission sucht nun nach Möglichkeiten, diese Informationslücke durch neue Kennzeichnungsinitiativen zu schließen. Die Umfrageergebnisse untermauern auch den jüngsten Vorschlag der Kommission zum besseren Schutz von Masthähnchen und werden in unseren künftigen Aktionsplan für Tierschutz einfließen.”

Die Umfrage beschäftigt sich mit der Frage, wie die Verbraucher zur artgerechten Tierhaltung stehen, wie ihr Kaufverhalten dadurch beeinflusst wird und wie sie den Tierschutz auf EU-Ebene sehen.

Laut der Umfrage sind die Verbraucher sehr zuversichtlich, dass sie den Tierschutz verbessern können, wenn sie Produkte aus artgerechter Tierhaltung kaufen: 74 % sind der Ansicht, dass dies dem Tierschutz zuträglich sein könnte, 19 % glauben dies nicht. So wären beispielsweise 57 % der Verbraucher bereit, einen höheren Preis für Eier aus artgerechterer Haltung zu bezahlen, 34 % lehnen dies ab.

Es wird jedoch auch deutlich, dass unklare Lebensmittelkennzeichnungen die Kaufentscheidung der Verbraucher beeinträchtigen: 32 % der Verbraucher konnten noch nie solche Produkte aus artgerechter Haltung erkennen (in einigen Ländern bis 70 %, insbesondere in den neuen Mitgliedstaaten), 19 % gelang dies nur sehr selten. Die Verbraucher sind im Allgemeinen der Ansicht, dass in der Agrarpolitik ihrer Länder dem Tierschutz zu wenig Gewicht beigemessen wird: Nur 7 % der Befragten waren der Ansicht, dass der Tierschutz einen zu hohen Stellenwert einnehme.

Die Einstellungen der Verbraucher unterscheiden sich auch je nach Region beträchtlich. Verbraucher, die einen landwirtschaftlichen Betrieb besichtigt haben, interessieren sich tendenziell mehr für den Tierschutz und halten stärker nach Produkten aus artgerechter Tierhaltung Ausschau. Die Umfrageergebnisse zeigen, dass sich die Verbraucher besonders für die artgerechte Haltung von Hühnern, sowohl Legehennen als auch Masthähnchen, interessieren. Dieses Ergebnis untermauert den jüngsten Vorschlag der Kommission zum besseren Schutz von Masthähnchen (siehe IP/05/637).

Diese Eurobarometer-Meinungsumfrage wurde im Februar/März 2005 im Auftrag der Europäischen Kommission mit durchschnittlich 1000 Befragten in jedem der 25 EU-Mitgliedstaaten durchgeführt. Eine weitere Umfrage ist geplant, um die Einstellungen der Verbraucher eingehender zu erforschen und den Geltungsbereich der Umfrage auf andere Länder wie Norwegen, die Schweiz, Rumänien, Bulgarien und die Türkei auszuweiten.
     
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