Bozen (lpa) - "Ende vergangener Woche legte der Rat für Rechtschreibung den Grundstein für
ein Ende des Streites um die Rechtschreibreform. Im umstrittensten Teil, dem der Getrennt- und Zusammenschreibung
der Verben, wurde ein Kompromiss gefunden, der eine breite Mehrheit fand und auch die meisten Reformgegner zufrieden
stellt", so bewertet der Direktor des Pädagogischen Instituts, Rudolf Meraner, die Ergebnisse der jüngsten
Sitzung des Rates für Rechtschreibung. Meraner vertritt Südtirol in diesem Gremium, in dem er seit der
jüngsten Sitzung auch über Stimmrecht verfügt.
In Zukunft können Verbindungen von zwei Verben oder von Adjektiv und Verb zusammengeschrieben werden, wenn
die Zusammensetzung eine eigene Bedeutung hat. Dies gilt beispielsweise für krankschreiben, heiligsprechen,
sitzenbleiben, kennenlernen. Ebenso werden auch Verben, die mit Wörtern mit -einander und -wärts zusammengesetzt
werden, nun zusammengeschrieben.
Die Neuregelung berücksichtigt stärker den Sprachgebrauch und das Sprachgefühl der Schreibenden,
führt aber gleichzeitig dazu, dass die Regeln komplizierter werden und die Lernenden wieder vermehrt Ausnahmen
berücksichtigen müssen. Dies betrifft sowohl die Schüler und Schülerinnen als auch diejenigen,
die Deutsch als Fremdsprache lernen.
In der nächsten Sitzung des Rates für Rechtschreibung wird sich dieser mit der Kommasetzung und der Silbentrennung
am Zeilenende befassen. Am 1. August werden alle Teile der Rechtschreibreform, die nicht mehr vom Rat für
Rechtschreibung diskutiert werden endgültig in Krafttreten. Um Sicherheiten zu schaffen werden im Juli sowohl
für den Schulbereich als auch für die Landesverwaltung entsprechende Rundschreiben vorbereitet.
Bildungslandesrat Otto Saurer, der sich dafür eingesetzt hatte, dass Südtirol ein Mitspracherecht im
Rat für Rechtschreibung eingeräumt wurde und dadurch auch Informationen aus erster Hand erhält,
erwartet sich, dass mit dem Kompromissvorschlag, die jahrelangen Diskussionen um die Rechtschreibreform beendet
werden und Sicherheit für die Schulen geschaffen wird. Wenn tatsächlich ein Sprachfrieden im gesamten
deutschen Sprachraum eintritt, können die Kompromissvorschläge akzeptiert werden.
Bei der Sitzung am letzten Freitag waren erstmals Liechtenstein und Südtirol, vertreten durch den Direktor
des Pädagogischen Instituts, Rudolf Meraner, stimmberechtigt. |