Innsbruck (lk) - "Respekt für jeden Menschen" ist das Motto des Vereins für Obdachlose,
der sich seit 20 Jahren um Menschen in Innsbruck kümmert, die von Wohnungslosigkeit, Armut und sozialer Ausgrenzung
betroffen oder bedroht sind.
Die älteste Einrichtung des Vereins, die Teestube, ist noch heute oft das unterste Auffangnetz und damit ein
Ort, an dem sich neue Formen sozialer Not zeigen können. Der Verein bemüht sich, innovative Wege zur
Linderung dieser Not zu finden.
Eine Partnerschaft mit Verantwortungsträgern in Politik und Gesellschaft ermöglicht es, diese Wege auch
zu gehen. Soziallandesrätin Christa Gangl ist von der Arbeit des Vereins überzeugt. „Insgesamt bietet
der Verein durch seine unterschiedlichen Bereiche ein sehr gutes Angebot, um Menschen möglichst wieder in
die Gesellschaft zu integrieren. Vom Streetwork ins Betreute Wohnen, sodann Arbeitsvorbereitung und nach Möglichkeit
Vermittlung auf den Arbeitsmarkt“, so LR Gangl. Seit seiner Gründung ist der Verein ein verlässlicher
Partner für das Land. Gerade in Krisensituationen habe sich die Zusammenarbeit schon oft sehr bewährt.
Lob für den Verein gab es auch von Vizebürgermeister DI Eugen Sprenger: „Seitens der Stadt Innsbruck
schätzen wir besonders die Innovationskraft und Beweglichkeit des Vereines für Obdachlose, wenn es um
die Lösung verschiedenster Probleme geht!“
So sind nach und nach Projekte und einzelne Einrichtungen des Vereins entstanden (1), zuletzt das Projekt „LAMA“,
das eine soziale Rehabilitation Alkoholkranker ohne die Forderung nach Abstinenz versucht und überraschend
erfolgreich ist.
Rückblick
1985 begann die Arbeit mit 2 MitarbeiterInnen und einem Jahresbudget von € 80.000,--. Heute, im Jahr 2005,
sieht das Budget Ausgaben von € 930.000,-- und einen Beschäftigungsstand von 18 hauptamtlichen MitarbeiterInnen
(derzeit 10 Frauen, 8 Männer) vor. Dazu kommen noch 5 Arbeitsplätze, auf denen sich Langzeitarbeitslose
auf den ersten Arbeitsmarkt vorbereiten können, und 3 Zivildiener. Damit ist der Verein inzwischen auch ein
Wirtschaftsfaktor geworden.
Der Verein bemüht sich, im Rahmen seiner wirtschaftlichen Möglichkeiten für alle MitarbeiterInnen
gute Arbeitsbedingungen zu schaffen, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie oder anderen wichtigen persönlichen
Interessen zu erleichtern und beiden Geschlechtern die gleichen Chancen für ihre persönliche und berufliche
Entwicklung zu bieten. Knapp 40 % der hauptamtlichen MitarbeiterInnen haben noch minderjährige Kinder zu versorgen.
Da Sozialarbeit oft mühsam und auslaugend ist, legt der Verein besonderen Wert darauf, ein Betriebsklima zu
fördern, in dem die Arbeit auch Spaß macht und das in Krisenzeiten den Rücken stärkt.
An die 2.500 Menschen pro Jahr nehmen inzwischen die Dienstleistungen des Vereins in Anspruch, Tendenz steigend.
Die Armut nimmt zu, wenn sie auch öffentlich weniger sichtbar ist. Parallel dazu werden die zu lösenden
Probleme der KlientInnen komplexer. Als Antwort braucht es eine spezialisierte, aber gut vernetzte Landschaft sozialer
Angebote. Zu dieser Versorgung leisten private Einrichtungen einen wesentlichen Beitrag. Was sie dringend brauchen,
ist eine rechtliche Verankerung einer nachhaltigen Finanzierung aus öffentlichen Haushalten.
Der Verein für Obdachlose ist in seiner Finanzierung zu 77 % auf Mittel der öffentlichen Hand angewiesen.
Das Land Tirol, die Stadt Innsbruck und das AMS sind dabei seit vielen Jahren verlässliche Partner. Sehr bewusst
pflegt der Verein, der von 539 Mitgliedern getragen wird, aber auch ein Standbein der privaten Finanzierung. Mitgliedschaften
und Spenden sind nicht nur willkommene Mittel, sondern auch wichtige Zeichen gesellschaftlicher Solidarität. |