OeNB prognostiziert stabiles Wachstum bei erhöhten Konjunkturrisken
Wien (oenb) - Die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) erwartet in der vorliegenden Juni-Prognose
eine Zunahme des realen Bruttoinlandsprodukts in Österreich im Jahr 2005 von 2,0%. Damit wird sich die Wirtschaft
2005 etwas schwächer entwickeln, als im Dezember erwartet wurde. „Die vorsichtigere Einschätzung ist
auf eine Eintrübung der weltwirtschaftlichen Rahmenbedingungen zurückzuführen,“ so Direktor Josef
Christl. Für die Jahre 2006 und 2007 wird eine Beschleunigung des Wachstums auf jeweils 2,2% prognostiziert.
Die am Harmonisierten Verbraucherpreisindex gemessene Inflation wird in Folge der Ölpreishausse im Jahr 2005
auf 2,3% steigen, ehe sie in den Folgejahren wieder deutlich unter die 2% Marke fallen wird.
Exporte als Konjunkturstütze
Die Exporte bleiben in den nächsten Jahren das wichtigste „Zugpferd“ für die österreichische
Konjunktur. Die dämpfenden Effekte der Euroaufwertung auf die preisliche Wettbewerbsfähigkeit klingen
im Jahr 2005 langsam aus. Daher wird in den Folgejahren das Wachstum der österreichischen Exporte der Nachfrageentwicklung
auf den Exportmärkten entsprechen.
Zweite Etappe der Steuerreform belebt Konsum und erhöht vorübergehend das Budgetdefizit
Die privaten Haushalte sehen sich auf Grund des erhöhten Preisauftriebs und der moderaten Lohnabschlüsse
mit Reallohnverlusten konfrontiert. Vor diesem Hintergrund sorgt die zweite Etappe der Steuerreform mit einer Nettoentlastung
von rund 1 Mrd. € für einen wichtigen Wachstumsimpuls. Da zu Jahresbeginn das Konsumentenvertrauen angesichts
erhöhter Arbeitslosenquoten noch gering war, dürfte die expansive Wirkung der Steuerreform jedoch erst
ab der zweiten Jahreshälfte voll zur Wirkung kommen. Das Budgetdefizit nach Maastricht-Definition verschlechtert
sich in Folge der zweiten Etappe der Steuerreform auf 1,8% im Jahr 2005 bzw. 1,7% des BIP im kommenden Jahr. Die
wirtschaftliche Erholung und das damit einhergehende Beschäftigungswachstum sowie eine zurückhaltende
Ausgabenentwicklung über den gesamten Prognosehorizont werden das gesamtstaatliche Budgetdefizit im Jahr 2007
wieder auf 1,3% des BIP reduzieren.
Arbeitslosenquote geht nur geringfügig zurück
Über den gesamten Prognosehorizont wird aufgrund der wirtschaftlichen Erholung ein anhaltend hohes
Beschäftigungswachstum erwartet. In Folge der Pensionsreformen und des Zustroms ausländischer Arbeitskräfte
wird jedoch auch das Arbeitskräfteangebot stark steigen und daher die Arbeitslosenquote nur geringfügig
zurückgehen.
Ölpreishausse treibt Inflation vorübergehend auf über 2%
Vor dem Hintergrund des starken Anstiegs der Erdölpreise und der Wohnungskosten wird sich der am HVPI
gemessene Preisauftrieb im Jahr 2005 auf 2,3% beschleunigen. In den Jahren 2006 und 2007 wird der durch die Ölpreishausse
ausgelöste Preisdruck abklingen, so dass mit einem Rückgang der Inflationsrate auf unter 2% gerechnet
wird. Der Inflationsprognose liegt die Erwartung zugrunde, dass es keine nennenswerten Zweitrundeneffekte in Form
höherer Lohnabschlüsse gibt.
Leistungsbilanz entwickelt sich positiv
Bei der Leistungsbilanz erwarten die OeNB-Ökonomen einen anhaltenden Überschuss, der 2007 1.0%
des nominellen BIP erreichen wird. Für die Güterbilanz wird aufgrund der wieder günstigeren Entwicklung
der Wettbewerbsfähigkeit der österreichischen Exporteure mit einer Fortsetzung der bereits 1998 begonnenen
Verbesserung gerechnet. Die positive Entwicklung im Tourismussektor sollte 2005 zu einer Verbesserung der Dienstleistungsbilanz
führen. |