Nach schwachem ersten Quartal wenig Beschleunigung im zweiten – Exportindustrie leidet unter
schwachen Märkten und leicht sinkenden Marktanteilen nach starkem 2004
Wien (ba-ca) - Nach dem erwartet schwachen ersten Quartal zeigt der Konjunkturindikator der Bank
Austria Creditanstalt (BA-CA) mit einem Rückgang von 2,1 auf 1,7 auch für das zweite Quartal bisher wenig
Dynamik. Obwohl die Ökonomen der BA-CA davon ausgehen, dass sich die Wirtschaft in Österreich im zweiten
Quartal etwas gegenüber dem ersten beschleunigt hat, wird die Jahreswachstumsrate nochmals niedriger liegen.
"Die Dynamik im zweiten Quartal dürfte etwas weniger gewesen sein, als von uns erwartet, wir haben daher
unsere Prognose nochmals leicht nach unten gesetzt und erwarten nun 1,5 Prozent - statt bisher 1,7 Prozent - für
2005", fasst Marianne Kager, Chefvolkswirtin der BA-CA, die Aussichten für 2005 zusammen.
Das schwache erste Halbjahr 2005 ist nach Meinung der BA-CA wesentlich verursacht durch die schwache Nachfrage
aus den Nachbarländern der alten EU-15, Deutschland und Italien, aber auch aus den neuen EU-Mitgliedsstaaten
Osteuropas. Es ist aber auch eine Folge der sehr hohen Dynamik der österreichischen Industrie und damit auch
der Exporte im zweiten Halbjahr 2004. "Nachdem Österreichs Exporteure im Verlauf von 2004 Marktanteilsgewinne
in den wichtigsten Absatzmärkten erzielen konnten, mussten sie in den letzten Monaten Verluste hinnehmen",
sagt Stefan Bruckbauer von der BA-CA. Österreichs Exporte litten im ersten Quartal stärker unter der
schwachen Auslandsnachfrage als andere Exporteure. So lagen Österreichs Exporte im ersten Quartal (bereinigt
um statistische Sondereffekte) rund 0,5 Prozent unter ihrem Niveau im letzten Quartal 2004, während Österreichs
Exportmärkte noch ein Wachstum von zumindest rund 0,5 Prozent aufwiesen.
Zudem konnte nach Meinung der Ökonomen der BA-CA die private Nachfrage in Österreich, nicht zuletzt auch
aufgrund der hohen Inflation, noch nicht die erwartete Dynamik erreichen. Allerdings gehen sie davon aus, dass
dies im zweiten Halbjahr stärker gelingen wird. "Wir erwarten weiterhin für Österreichs Konjunktur
eine leichte Belebung der inländischen Nachfrage, auch als Folge der Steuerreform und der niedrigeren Inflation",
so Marianne Kager. Zudem erwarten die Ökonomen der BA-CA nicht nochmals eine so negative Entwicklung bei der
Auslandsnachfrage, auch wenn die Stimmungsindikatoren derzeit noch keine Besserung zeigen.
Im Verlauf von 2006 sollte dann auch die europäische, vor allem die deutsche Binnenkonjunktur, so die Hoffnung
der BA-CA zulegen, so dass das Wachstumstempo in Österreich sich ebenfalls erhöhen kann. "Die Rahmenbedingungen
für Österreichs Wirtschaft werden 2006 etwas besser als 2005 sein, dies ist vor allem auf die erwartete
Erholung in Deutschland und auf die moderatere Inflation zurückzuführen", so Stefan Bruckbauer.
Zudem bietet der schwächere Euro Unterstützung.
Die Inflation sollte im weiteren Jahresverlauf zurückgehen, auch wenn ein Sinken unter die 2 Prozent-Marke
noch auf sich warten lassen wird. Die Arbeitslosenquote, die im Verlauf des ersten Halbjahrs nochmals leicht gestiegen
ist, sollte auf dem hohen Niveau verharren. Gleichzeitig bleibt jedoch das Beschäftigungswachstum relativ
robust. Insgesamt wird nach Meinung der BA-CA 2006 eine Beschleunigung bringen, auch wenn kaum mehr als 2 Prozent
Wachstum möglich sein werden. Das Risiko dieser Konjunkturszenarios zeigt nach Meinungen der BA-CA Ökonomen
sicherlich nach unten. "Die Wahrscheinlichkeit, dass Österreichs Wirtschaft zwei Quartale schrumpft,
also in eine Rezession kommt, ist zwar etwas gestiegen, bleibt jedoch aus heutiger Sicht trotz des schwachen ersten
Quartals gering", so Marianne Kager.
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