Schutzwald sichert Wohngebiete in den Bergen  

erstellt am
20. 06. 05

"Schutzwaldtag 2005: 46 Gemeinden profitieren von den Funktionen der oberösterreichischen Schutzwälder"
Linz (lk) - Intakte Schutzwälder sind eine notwendige Voraussetzung für die Bewohnbarkeit weiter Teile im Süden von Oberösterreich. 46 Gemeinden im Trauntal, Kremstal, Almtal, Ennstal und in der Pyhrn-Priel-Region sind unmittelbar auf die Hilfe der Schutzwälder angewiesen. Durch einen stabilen Schutzwald kann die Entstehung von Lawinen, Muren oder Steinschlag verhindert werden oder das Schadensausmaß von Elementarereignissen verringert werden. Zudem filtert und speichert der Wald das Wasser wie ein Schwamm und gibt es aus dem Waldboden als Trinkwasser langsam ab. Die Regulierung des Wasserhaushalts ist ein wesentlicher Beitrag zum Schutz vor Hochwasserereignissen.

Für die Schutzwaldsanierung werden in Oberösterreich pro Jahr insgesamt 2,1 Millionen Euro ausgegeben, die von Bund, Land Oberösterreich und Interessenten wie Gemeinden, Straßenverwaltung und Grundeigentümern aufgebracht werden. Weitere 5,5 Millionen Euro werden für konventionelle Wildbach- und Lawinenverbauungsmaßnahmen aufgewendet. Agrar- und Forstlandesrat Dr. Josef Stockinger: "Die Notwendigkeit der Schutzwaldförderung steht in Oberösterreich außer Frage. Die öffentlichen Mittel werden effizient eingesetzt. Ein gesunder Schutzwald ist eine wichtige Voraussetzung für die Bewohnbarkeit der Gebirgsregionen in Oberösterreich".

Seit drei Jahren werden die Bestrebungen zur Schutzwaldsanierung und zur Information der Bevölkerung in regionalen Schutzwaldplattformen gebündelt. "In diesen Plattformen arbeiten das Land Oberösterreich, Wildbach- und Lawinenverbauung, Gemeinden, Straßen- und Bahnverwaltung, Waldbauern, Jäger und Alpinvereine gemeinsam an der Lösung von Nutzungskonflikten und koordinieren die Maßnahmen", lobt Stockinger die Kooperation.

Der Schutzwald braucht Hilfe
Die Schutzwaldfläche in Oberösterreich beträgt laut Waldinventur 69.000 ha, das sind 14 % der heimischen Waldfläche. 70 % der oö. Schutzwaldflächen stehen im Eigentum der Österreichischen Bundesforste AG. Von Natur aus dominieren die Baumarten Buche, Fichte und Tanne.

Mehr als die Hälfte der oö. Schutzwaldfläche bringt bei der Bewirtschaftung keinen Ertrag oder kann aufgrund der steilen Lage gar nicht bewirtschaftet werden. Als Folge der niedrigen Holzpreise und der hohen Holzerntekosten in Schutzwäldern ist auf immer größeren Flächen eine kostendeckende Bewirtschaftung nicht mehr möglich.

Landesforstdirektor Dr. Walter Wolf: "8.000 ha Schutzwaldfläche befinden sich derzeit in der Zerfallsphase. Das eigentliche Problem ist die fehlende Verjüngung, das heißt, es kommen keine oder zu wenig Bäume nach. 21.000 ha oder 56 % der Schutzwaldflächen mit Verjüngungsbedarf haben keine ausreichende natürliche Verjüngung".

Hilfe für den Schutzwald kommt vom oö. Schutzwaldsanierungskonzept, das vom Landesforstdienst gemeinsam mit dem forsttechnischen Dienst für Wildbach- und Lawinenverbauung erstellt wurde. Das Sanierungskonzept weist 10.000 ha Schutzwaldfläche als dringend sanierungsbedürftig aus, davon sind 7.000 ha Objektschutzwälder, die Menschen, Siedlungen und Infrastruktureinrichtungen wie Straßen oder Schienen vor Steinschlag, Lawinen und Muren unmittelbar schützen. Weitere 3.000 ha fallen in die Kategorie "Standortschutzwälder", die auf steilen, seichten Böden mit hoher Erosionsgefahr wachsen und Probleme bei der Verjüngung bereiten. In 35 Projekten wurden auf insgesamt etwa 2.000 ha von der Wildbach- und Lawinenverbauung sowie vom Landesforstdienst bereits Sanierungsmaßnahmen durchgeführt. In den Jahren 1991 bis 2004 wurden so aus öffentlichen Mitteln 27,5 Millionen Euro investiert.

Vorsorge günstiger als Sanierung
Vorsorge ist auch im Schutzwald wesentlich kostengünstiger als die Sanierung oder technische Verbauung. Die Kosten einer technischen Vollverbauung mit Steinschlagschutznetzen oder Lawinenstützwerken betragen pro Hektar etwa 220.000 Euro. Das entspricht den zehnfachen Kosten einer Schutzwaldsanierung und den hundertfachen Kosten einer laufenden Schutzwaldpflege. Landesrat Stockinger: "Schutzwald geht uns alle an. Darauf weisen wir am Schutzwaldtag im Rahmen der jährlichen Woche des Waldes hin". Die Schutzwaldplattformen binden die Interessen aller Landnutzer ein und haben auch die Verbindung zu den Behörden, zum Tourismus, den Waldeigentümern, der Interessensvertretung und der Jägerschaft.

Fakten zum Schutzwald

  • 69.000 ha Schutzwald in Oberösterreich (14 % der Waldfläche)
  • 2,1 Mio. Euro werden in Oberösterreich jährlich für die Schutzwaldsanierung aufgewendet. 5,5 Mio. Euro für die Wildbach- und Lawinenverbauung. Vom Land OÖ. kommen dafür in Summe jährlich 1,3 Mio. Euro.
  • 46 Gemeinden brauchen den Schutzwald zur Sicherung des Siedlungsraums und der Infrastruktureinrichtungen
  • 4 Schutzwaldplattformen (Trauntal, Kremstal/Almtal, Pyhrn/Priel, Ennstal) vereinen die Interessen aller Beteiligten
  • 10.000 ha Schutzwald sind dringend sanierungsbedürftig
  • Landesrat Stockinger: "Notwendigkeit der Schutzwaldförderung steht außer Frage. Die Vorsorge und laufende Schutzwaldpflege sind hundertmal günstiger als eine technische Vollverbauung im Berggebiet"
am Freitag (17. 06.)    
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