Salzburgs Volksmusik im lebendigen Austausch  

erstellt am
20. 06. 05

Eberle bei der Festveranstaltung "100 Jahre Bauernkapelle Pokorny" in der Salzburger Residenz
Salzburg (lk) - „Viele Tausende Menschen im Land Salzburg tragen dazu bei, dass die Volksmusik in Salzburg nicht nur eine museale Pflege von Traditionen, althergebrachten Liedern und Musikstücken ist. Die Volksmusik in Salzburg ist heute wie damals eine sehr lebendige und stellt sich als solche einer behutsamen aber ständigen Weiterentwicklung", dies sagte Volkskulturreferentin Landesrätin Doraja Eberle anlässlich des Abschlusses eines Symposions ‚frühe Interkulturalität – böhmische Einflüsse in der Salzburger Volksmusik“ am Samstag (18. 06.) in der Salzburger Residenz. Mit den Inhalten des Symposions eng in Verbindung wurde auch das Jubiläum „100 Jahre Bauernkapelle Pokorny“ festlich begangen.

Der für die Volkskultur in Salzburg politisch verantwortlichen Landesrätin Eberle ist es eine große Freude zu sehen, wie fest verankert die Volksmusik bei so vielen Salzburgerinnen und Salzburgern ist. Weiterentwicklung und feste Verankerung bei den Menschen seien nur beim ersten Hinsehen etwas Widersprüchliches. Die feste Verankerung von Volksmusik und Volkskultur bei den Menschen ist gleichzeitig Basis, auf andere Kulturen und Musiktraditionen zuzugehen und Brücken zu schlagen, so Landesrätin Eberle. Dort wo die Volkskultur keine feste Basis hat, wo sie nicht lebendig ist, bestehen zumeist unbegründete Berührungsängste.

Wenn die Interkulturalität als Bereitschaft verschiedener Kulturen definiert wird, aufeinander zuzugehen und sich gegenseitig interessantes Neues abzuschauen, dann setzt das geradezu diese feste Verankerung voraus. Auf das Heute projiziert heißt das, dass in einem zusammenrückenden Europa die Volkskultur einen enormen Beitrag leisten kann, dass sich Menschen und Regionen näher kommen, dass Brücken gebaut werden, ist Landesrätin Eberle überzeugt.

Vor allem die Musik konnte oft eine Brücke bauen, wenn unterschiedliche Dialekte oder Sprachen die Verständigung erschwerten. Solche Prozesse sind für die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts kennzeichnend, zuvor jedoch selten gewesen.

Deshalb sind die böhmischen Einflüsse in Salzburg, beginnend im 18. Jahrhundert, fortgesetzt und intensiviert im 19. Jahrhundert, etwas Außergewöhnliches, ein besonderes Beispiel früher Interkulturalität. Schließlich sind es vor allem Zuwanderer aus Böhmen, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts rund um den charismatischen Adolf Pokorny die erste Salzburger Blasmusikkapelle mit großem geschäftlichem Erfolg und weiter Bekanntheit bildeten.

Adolf Pokorny (1878 bis 1944)
Der aus Böhmen stammende Flügelhornist und Kapellmeister Adolf Pokorny spielte – hauptsächlich in den Jahren 1912 bis 1914 und 1926 bis 1932 – mehrere hundert Titel auf das damals übliche Schellack-Medium ein und erlangte daher weit über seinen Wirkungsort Bischofshofen im Pongau hinaus einen Bekanntheitsgrad, der ihn und seine unter verschiedenen Bezeichnungen („Pongauer Bauernkapelle, Pokorny“; „Orig. Pongauer Bauernkapelle“; „Bauern-Kapelle“; „Instrumental-Bauern-Quartett“ u.a.) spielenden Musikensembles zum Vorbild anderer Kapellen machte. Seine spezifische Spielweise wird bis in die Gegenwart mit einem „böhmischen Einschlag“ in Verbindung gebracht, wobei das „Alpenländische“ ein wesentliches musikstilistisches Element darstellt.
     
zurück