Eberle bei der Festveranstaltung "100 Jahre Bauernkapelle Pokorny" in der Salzburger
Residenz
Salzburg (lk) - „Viele Tausende Menschen im Land Salzburg tragen dazu bei, dass die Volksmusik in
Salzburg nicht nur eine museale Pflege von Traditionen, althergebrachten Liedern und Musikstücken ist. Die
Volksmusik in Salzburg ist heute wie damals eine sehr lebendige und stellt sich als solche einer behutsamen aber
ständigen Weiterentwicklung", dies sagte Volkskulturreferentin Landesrätin Doraja Eberle anlässlich
des Abschlusses eines Symposions ‚frühe Interkulturalität – böhmische Einflüsse in der Salzburger
Volksmusik“ am Samstag (18. 06.) in der Salzburger Residenz. Mit den Inhalten des Symposions eng in Verbindung
wurde auch das Jubiläum „100 Jahre Bauernkapelle Pokorny“ festlich begangen.
Der für die Volkskultur in Salzburg politisch verantwortlichen Landesrätin Eberle ist es eine große
Freude zu sehen, wie fest verankert die Volksmusik bei so vielen Salzburgerinnen und Salzburgern ist. Weiterentwicklung
und feste Verankerung bei den Menschen seien nur beim ersten Hinsehen etwas Widersprüchliches. Die feste Verankerung
von Volksmusik und Volkskultur bei den Menschen ist gleichzeitig Basis, auf andere Kulturen und Musiktraditionen
zuzugehen und Brücken zu schlagen, so Landesrätin Eberle. Dort wo die Volkskultur keine feste Basis hat,
wo sie nicht lebendig ist, bestehen zumeist unbegründete Berührungsängste.
Wenn die Interkulturalität als Bereitschaft verschiedener Kulturen definiert wird, aufeinander zuzugehen und
sich gegenseitig interessantes Neues abzuschauen, dann setzt das geradezu diese feste Verankerung voraus. Auf das
Heute projiziert heißt das, dass in einem zusammenrückenden Europa die Volkskultur einen enormen Beitrag
leisten kann, dass sich Menschen und Regionen näher kommen, dass Brücken gebaut werden, ist Landesrätin
Eberle überzeugt.
Vor allem die Musik konnte oft eine Brücke bauen, wenn unterschiedliche Dialekte oder Sprachen die Verständigung
erschwerten. Solche Prozesse sind für die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts kennzeichnend, zuvor jedoch
selten gewesen.
Deshalb sind die böhmischen Einflüsse in Salzburg, beginnend im 18. Jahrhundert, fortgesetzt und intensiviert
im 19. Jahrhundert, etwas Außergewöhnliches, ein besonderes Beispiel früher Interkulturalität.
Schließlich sind es vor allem Zuwanderer aus Böhmen, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts rund um den
charismatischen Adolf Pokorny die erste Salzburger Blasmusikkapelle mit großem geschäftlichem Erfolg
und weiter Bekanntheit bildeten.
Adolf Pokorny (1878 bis 1944)
Der aus Böhmen stammende Flügelhornist und Kapellmeister Adolf Pokorny spielte – hauptsächlich in
den Jahren 1912 bis 1914 und 1926 bis 1932 – mehrere hundert Titel auf das damals übliche Schellack-Medium
ein und erlangte daher weit über seinen Wirkungsort Bischofshofen im Pongau hinaus einen Bekanntheitsgrad,
der ihn und seine unter verschiedenen Bezeichnungen („Pongauer Bauernkapelle, Pokorny“; „Orig. Pongauer Bauernkapelle“;
„Bauern-Kapelle“; „Instrumental-Bauern-Quartett“ u.a.) spielenden Musikensembles zum Vorbild anderer Kapellen machte.
Seine spezifische Spielweise wird bis in die Gegenwart mit einem „böhmischen Einschlag“ in Verbindung gebracht,
wobei das „Alpenländische“ ein wesentliches musikstilistisches Element darstellt. |