Europäische Eisenbahnagentur nimmt Arbeit auf  

erstellt am
16. 06. 05

Brüssel (europarl) - Die Europäische Eisenbahnagentur wird am Donnerstag (16. 06.) mit einer doppelten Feier in Lille und Valenciennes (Frankreich) offiziell eingeweiht. Die Agentur hat die Aufgabe, gemeinsame technische und betriebliche Vorschriften für alle europäischen Eisenbahnen auszuarbeiten. Jacques Barrot, Vizepräsident und für Verkehr zuständiges Mitglied der Europäischen Kommission, und Dominique Perben, französischer Verkehrsminister, werden den Grundstein für das Bürogebäude der Agentur in Valenciennes legen. „Die Harmonisierung der Vorschriften ist die unabdingbare Voraussetzung für die Schaffung eines Europas der Eisenbahnen. Die neue Agentur wird den Eisenbahnverkehr wettbewerbsfähiger, sicherer und effizienter machen“, erklärte Jacques Barrot. „Es geht auch um die Zukunft der europäischen Eisenbahnindustrie: Standardisierte europäische Erzeugnisse sind auf dem Weltmarkt wettbewerbsfähiger.“

Die im April 2004 mit der Verabschiedung des zweiten Eisenbahnpakets beschlossene Europäische Eisenbahnagentur ist ein Instrument der Politik für die Modernisierung des europäischen Eisenbahnsektors. Die Tatsache, dass es in den 25 Mitgliedstaaten untereinander nicht vereinbare nationale technische und Sicherheitsvorschriften gibt, stellt ein großes Handicap für den Schienenverkehr dar. Die Agentur hat die Aufgabe, diese technischen Vorschriften schrittweise einander anzugleichen und einzuhaltende gemeinsame Sicherheitsnormen für alle europäischen Eisenbahnen festzulegen.

Das Arbeitsprogramm der Agentur umfasst insbesondere die Ausarbeitung technischer Spezifikationen für das ERTMS, das europäische Eisenbahnverkehrsleitsystem (IP/05/321). Die Kommission wird in Kürze einen Plan für die Einführung dieses Systems auf den vorrangigen Hauptachsen des transeuropäischen Verkehrsnetzes vorlegen, der bis 2017 Investitionen von mehr als 5 Mrd. EUR vorsieht.

Die Agentur übernimmt die Verantwortung für die Ausarbeitung und Überarbeitung der technischen Spezifikationen für die Interoperabilität im Schienenverkehr. Eine erste Reihe dieser Spezifikationen wurde 2002 für die Hochgeschwindigkeitsverkehrssysteme angenommen. Jetzt geht es darum, Spezifikationen für die konventionellen Verkehrssysteme auszuarbeiten, vorrangig für den Güterverkehr.

Die Wiederbelebung des Eisenbahnverkehrs in Europa ist ein Schlüsselelement der gemeinsamen Verkehrspolitik, die sich insbesondere zum Ziel gesetzt hat, das Ungleichgewicht der verschiedenen Verkehrsträger bei der Verkehrsleistung zu korrigieren, und zwar zugunsten derjenigen Verkehrsträger, die die Umwelt weniger beanspruchen und ein hohes Maß an Sicherheit bieten.

Die Einweihung der künftigen Räumlichkeiten der Agentur in Valenciennes markiert eine weitere Etappe auf dem Weg zum schrittweisen Aufbau der Agentur. Unter Leitung von Herrn Marcel Verslype, der im Oktober 2004 zum Exekutivdirektor ernannt wurde (IP/04/1341), nehmen die 25 Sachverständigen für Sicherheit und Interoperabilität, die bislang eingestellt wurden, ihre Arbeit auf. Ab Mitte 2006 soll die Agentur mit dann rund hundert Sachverständigen vollständig einsatzfähig sein.

Lille/Valenciennes in Frankreich wurde durch den Europäischen Rat vom Dezember 2003 als Sitz der Europäischen Eisenbahnagentur bestimmt. Damals wurde entschieden, die Büros der Agentur in Valenciennes anzusiedeln, während die von der Agentur ausgerichteten internationalen Zusammenkünfte in Lille stattfinden werden.
am Mittwoch (15. 06.)    
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