LK-Kammerpräsident Hannes Herndl warnt in Vollversammlung vor Schwächung des Produktionsstandortes
Linz (lk-oö) - "EU-Agrarkommissarin Marianne Fischer Böel hat im Mai der Europäischen
Kommission einen gegenüber dem ursprünglichen Entwurf massiv verschärften Vorschlag zur Reform der
Zuckermarktordnung vorgelegt. Der neue Vorschlag wird mit allem Nachdruck abgelehnt, da damit Oberösterreich
als Produktionsstandort für Zuckerrüben nachhaltig in Frage gestellt würde", führte Ök.-Rat
Hannes Herndl am Mittwoch (15. 06.) aus.
Preis würde um 42,6 % sinken
Dem neuen Reformentwurf zufolge soll das Preisniveau für Weißzucker von derzeit rund 632 Euro/Tonne
um insgesamt 39 % auf 385,5 Euro/Tonne reduziert werden. Der Zuckerrübenmindestpreis würde damit von
derzeit durchschnittlich 43,63 EUR/Tonne um insgesamt 42,6 % auf 25,05 EUR/Tonne sinken. Zusätzlich sollen
die bisherigen Stützpreise nicht mehr durch die Intervention garantiert werden.
Dem Entwurf zufolge wird der Erlösausfall lediglich zu 60 % durch entkoppelte Direktzahlungen ausgeglichen.
"Der vorgelegte Vorschlag würde insbesondere die in Oberösterreich auf ca. 5.500 ha betriebene kleinstrukturierte
Zuckerrübenproduktion nachhaltig gefährden und vor allem die Existenz vieler Marktfruchtbetriebe im Vollerwerb
massiv bedrohen. Für viele Ackerbaubetriebe ist die Zuckerrübenproduktion jenes wirtschaftliche Standbein,
das nach wie vor eine Vollerwerbsexistenz absichern kann", erklärt Herndl.
Zollfrei Importe spielen Österreich aus
"Vehement abzulehnen ist, dass bäuerliche Interessen gegen entwicklungspolitische Initiativen
der EU - insbesondere durch den zollfreien Import von Zucker aus Entwicklungsländern - ausgespielt werden.
Letztendlich würde der neue Reformvorschlag auch die Zuckerrübenbauern in den ärmsten Ländern
der Welt massiv treffen und damit auch die Erreichung gesetzter entwicklungspolitischer Ziele gefährden",
so Herndl.
Der Zuckerrübenanbau würde in Europa massiv zurückgedrängt und die Produktion von Zucker verstärkt
außereuropäischer Konkurrenz überlassen. Eine mit der vorgeschlagenen Zuckermarktreform einhergehende
Öffnung des Europäischen Marktes für Rohrzucker widerspricht auch der Idee einer regionalen Produktion
mit kurzen Transportwegen.
Auch Arbeitsplätze gefährdet
Darüber hinaus würden mit der Umsetzung des verschärften Reformvorschlages nicht nur in
der Landwirtschaft selbst, sondern auch in den vor- und nachgelagerten Wirtschaftsbereichen EU-weit zahlreiche
Arbeitsplätze gefährdet. Der Reformvorschlag zur Zuckermarktordnung läuft damit auch der zentralen
europapolitischen Zielsetzung der EU-Lissabonstrategie für mehr Wachstum und Beschäftigung entgegen.
Überzogener Reformvorschlag
"Die Landwirtschaftskammer Oberösterreich spricht sich daher mit Nachdruck gegen die von der
Agrarkommissarin vorgeschlagenen überzogenen Reformschritte bei der Zuckermarktordnung aus und fordert für
die bevorstehenden Verhandlungen im EU-Ministerrat substanzielle Korrekturen zugunsten der Rübenproduzenten",
fasst Ök.-Rat Herndl zusammen. |