Beschleunigtes Wachstum des Öffentlichen Verkehrs notwendig  

erstellt am
16. 06. 05

Umweltverbund als Modell der Zukunft - Individualisiertes Marketing für persönliche Präferenz von Nutzern des ÖPNV
Wien (rk) - Weltweit leben derzeit rund 50 Prozent der Bevölkerung in städtischen Ballungsräumen - Tendenz steigend, im EU-Bereich sind es an die 80 Prozent. Das bedeutet laufende Anforderungen an die Steigerung der Lebensqualität auch in Umweltbelangen: Im Verkehrsbereich vor allem durch eine noch intensivere Förderung des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV), dazu durch einen konsequenten Ausbau von Radwegenetzen und schließlich auch eine verstärkte Bewusstseinsbildung, kürzere (innerstädtische) Wege zu Fuß zurückzulegen statt immer gleich mit dem Auto. Der Hauptsitz der Wiener Linien in Wien-Erdberg bot den Rahmen für die Vortragsveranstaltung mit Diskussion zum Thema "Anforderungen und Grundlagen für die Kundenorientierung im Verkehrsverbund Ost-Region", gemeinsam von VOR und Wiener Linien veranstaltet, und fußend auf den umfangreichen Markt- und Verkehrsanalysen der "Socialdata" aus dem Jahr 2004. Im Vordergrund dabei das Mobilitätsverhalten der einzelnen Gruppen von Verkehrsteilnehmern und sich vor allem für den ÖPNV daraus ergebenden Folgerungen.

Einleitend dazu formuliert VOR-Geschäftsführer Direktor Manfred Novy: "Alle, die verantwortungsbewusst und verantwortungsvoll im Bereich des öffentlichen Verkehrs tätig sind, müssen sich noch intensiver mit den Kundenanforderungen befassen. Wir denken an einen neuen Umweltverbund, der den öffentlichen Personenverkehr, Radfahrer und Fußgänger einschließt. - damit gehen wir in eine besonders sinnvolle, weil umweltschonende und energiebewusste Richtung". Die gemeinsam von VOR und Wiener Linien initiierten Analysen basieren (Zahlen gerundet) im Bereich der Stadt Wien auf 15.000 Personen mit 40.000 zurückgelegten Wegen. Im VOR-Bereich auf 18.000 Personen mit 48.000 Wegen. Es kristallisiert sich heraus, dass 48 Prozent über das ÖPNV-Angebot weitgehend Bescheid wissen, aber bei Kenntnis dieser Alternative die Reisezeit von "Tür zu Tür" durchschnittlich um 52 (!) Prozent überschätzen; die Reisezeit mit dem Auto wird dagegen um 25 Prozent unterschätzt. Keine oder ganz unzureichende Kenntnisse über die Alternative einer ÖPNV-Benützung haben 52 Prozent.

Daraus lässt sich ein eklatanter Informationsmangel ableiten, der aber kein heimisches Phänomen ist - internationale Erfahrungen zeigen, so Socialdata-Experte W. Brög, dass das Auto weltweit immer besser eingeschätzt wird. Was den VOR-Bereich betrifft, will man die Wahrnehmung des Systems verbessern, also Informationsmängel beseitigen und auf das "Individualisierte Marketing" setzen. Dabei geht es einerseits darum, der Neigung des Menschen für eine persönliche Präferenz bei der Verkehrsmittelwahl entgegen zu kommen und andererseits darum, den zukünftigen Nutzer überhaupt dazu zu bringen, einen Weg mit öffentlichen Verkehrsmitteln zurückzulegen. Wien nimmt dabei einmal mehr eine Vorreiterrolle ein: "In Wien ist es gar nicht möglich nicht zu wissen, dass es das breite Angebot Wiener Linien gibt" (Zitat aus der Diskussion), nicht so günstig lägen die Dinge im Umland, in Niederösterreich bestehe sehr wohl Nachholbedarf.

Das Mobilitätsverhalten an konkreten Zahlen gemessen, weist im Umland bei PKW einen Anteil von 50 Prozent aus, der ÖPNV-Anteil in Prozenten gerade einmal zweistellig. In Wien sind nur 26 Prozent als PKW-Lenker unterwegs, im Zielbereich "Umweltverbund" 64 Prozent, davon 34 Prozent mit den öffentlichen Linien. Hier nach dem Fahrtzweck gerundet in Prozenten: zu/von der Arbeit 30, dienstlich/geschäftlich 3, zu/von der Ausbildung 21, Einkaufen 14, Fahrten zu öffentlichen Dienststellen, Post etc. 5, Freizeit 2. Nicht unterschätzt werden darf das Hoffnungspotential; die Experten sehen eine Nutzungsmöglichkeit mittels ÖPNV für 32 Prozent aller Wege, das wären für den VOR-Bereich (ohne Wien) bis zu 23 Prozent mehr.

Um nicht bloß die bestehenden Anteile zu halten, sondern eine effektive Nachfragsteigerung (vor allem im Gebiet um Wien) zu erreichen, "muss verstärkt Werbung betrieben werden, nicht nur über das System, sondern über seine Wahrnehmung", unterstreicht Novy. Im Rahmen des erwähnten Individualisierten Marketings (IM) wurden rund 50.000 Personen persönlich kontaktiert, und zwar (Zahlen gerundet) in Gemeinen südlich on Wien 12.000, Schwechat 14.000, Klosterneuburg 12.000, Tulln 12.0000. Neben den Informationen über die vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten sind Punkte wie Einstellung und Meinung zum öffentlichen Verkehr und Bewusstsein ("Awareness") im Sinne der von der VOR- Geschäftsführung eingangs postulierten Kundenorientierung angesprochen. Als wichtige Folge wäre eine merkliche Reduktion der Autoeinpendler zu erwarten.

Themen und Probleme, die auch in der Diskussion ihren Niederschlag fanden, sind die oftmals viel zu niedrige Dotierung der Öffentlichkeitsarbeit "Die öffentliche Hand hat viel Geld ausgegeben, aber die Information blieb auf der Strecke" (Zitat). Nach wie vor herrscht vielfach Unzufriedenheit über Schwierigkeiten beim Zugang zu den Anlagen, auch bezüglich de Anschlusssicherung für die Fahrgäste. Bei den Parkmöglichkeiten (Stellflächen) bei den Anschlussbahnhöfen zeichnen sich befriedigende Lösungen ab, so die VOR-Geschäftsführung (Mag. Schroll). Bei den Evaluierungen aus den Analysen ist auch an das Einfließen in den Wiener Masterplan Verkehr und in Infrastruktuprojekte gedacht. so der Socialdata-Projektleiter, vor allem über die Wiener Linien.
     
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