225-Millionen-Euro-Investition in den Umweltschutz - Großes Volksfest zur Eröffnung
der Anlage am 18. Juni
Wien (rk) - "Mit der Erweiterung der Hauptkläranlage Wien setzt die Stadt ein deutliches
Zeichen: Investitionen in den Umweltschutz sind Investitionen in die Zukunft", betonte Umweltstadträtin
Ulli Sima am Dienstag (14. 06.) im Mediengespräch des Bürgermeisters. Nach
v.li.n.re.: StR. Mag.a Ulli Sima, Bgm. Dr. Michael Häupl und Bezirksvorsteherin Renate
Angerer, Foto: Pressefoto Votava |
fünfjähriger Bauzeit ist die Erweiterung der Hauptkläranlage Wien nun genau im Zeitplan abgeschlossen,
die Kosten für den Ausbau belaufen sich auf 225 Millionen Euro. Sima: "Die modernste Kläranlage
Europas ist das Herzstück des innovativen Wiener Abwasserentsorgungs- und Gewässerschutzprogramms. Sie
liefert einen wertvollen Beitrag, um unser engagiertes Ziel zu erreichen, die Qualität der Wiener Flüsse
auf Gewässergüte 2 zu steigern. Das ist ein echter ökologischer Meilenstein und bedeutet mehr Lebensqualität
für die Wienerinnen und Wiener." In Simmering, dem topographisch tiefsten Punkt Wiens, werden künftig
alle Abwässer der Stadt auf höchstem technischem Niveau biologisch gereinigt - pro Sekunde 7.000 Liter.
Sima: "Mit der neuen, zweiten biologischen Reinigungsstufe steigt der Reinigungsgrad der Anlage auf mehr als
95 Prozent. Ein eigens für die Wiener Kläranlage entwickeltes Verfahrensmodell sorgt dafür, dass
in Wien auch in Zukunft, Alles klar ist." Am kommenden Samstag, 18. Juni 2005, wird die Eröffnung der
neuen Anlage mit einem Volksfest auf dem Hauptkläranlagen-Gelände gefeiert.
Was ist neu an der neuen Kläranlage?
Die Erweiterung ist deutlich sichtbar: Nach dem Ausbau nimmt die Anlage nun eine Fläche von 40 Hektar ein
- rund 1 Promille des Wiener Stadtgebietes. Die Neuerungen beginnen aber bereits vor der Anlage: Die großen
Abwassersammelkanäle des 2.300 Kilometer langen Wiener Kanalnetzes werden als gigantischer Speicher mit einem
Volumen von 600.000 m3 genutzt. Über ein aufwändiges elektronisches Steuer- und Pumpsystem - die Wiener
Kanalnetzsteuerung - gelangt das Abwasser kontrolliert in die Kläranlage, "Überforderungen"
der Anlage sind damit ausgeschlossen. Sima: "Durch die sinnvolle Doppelnutzung der Kanäle als Abwasserabfluss
und als Speicher erspart sich die Stadt den Bau von Überlaufbecken und damit rund 50 Millionen Euro."
Innerhalb der Anlage sind die 15 riesigen Nachklärbecken mit einem Durchmesser von 64 Metern - in jedes von
ihnen passt ein Gasometer - die auffälligsten Neuerungen. Sie wurden gemeinsam mit den 15 neuen Belebungsbecken
im Zuge der neuen, zweiten biologischen Reinigungsstufe errichtet. Durchfloss das Abwasser die Anlage bisher in
fünf Stunden, steigt die Verweildauer nun auf 20 Stunden. Dadurch kann die Reinigungsleistung von 85 auf mehr
als 95 Prozent gesteigert werden.
Biologische Reinigung - die Natur als Vorbild
So funktioniert die erweiterte Hauptkläranlage Wien: Das über die Hauptsammelkanäle zufließende
Abwasser wird im Schotterfang von Schotter und Kies befreit. Sechs Schneckenpumpen heben das Abwasser in die Höhe,
so dass es im natürlichen Gefälle die Kläranlage durchlaufen kann. Die mechanische Reinigung, die
Rechenanlage, Sandfang und Vorklärbecken umfasst, befreit das Abwasser von den groben und feinen ungelösten
Verunreinigungen, rund 30 Prozent der gesamten Schmutzstoffe werden entfernt.
Daran anschließend beginnt die biologische Reinigung. Sie funktioniert nach dem Vorbild der Natur. In den
Belebungsbecken der ersten Stufe reinigen Mikroorganismen das Abwasser der Wiener. Hier wird Kohlenstoff abgebaut,
wofür die Zufuhr von Sauerstoff notwendig ist. In den Zwischenklärbecken setzen sich diese Mikroorganismen
samt dem von ihnen aufgenommenen Schmutz als so genannter Belebtschlamm ab. Das Abwasser fließt weiter in
die neuen Belebungsbecken, wo wiederum Mikroorganismen ihre Arbeit tun und für den Stickstoff-Abbau sorgen.
In den Nachklärbecken wird der Belebtschlamm vom gereinigten Abwasser, das anschließend in den Donaukanal
fließt, getrennt.
Rund 180.000 m3 eingedickter Schlamm fallen pro Jahr in der Hauptkläranlage Wien an. Der in Zentrifugen entwässerte
Schlamm wird in vier Wirbelschichtöfen der Fernwärme Wien bei 850 Grad Celsius verbrannt. Aus dem dabei
entstehenden Dampf entsteht Strom, die Restwärme wird als Fernwärme zur Beheizung und Warmwasserbereitung
über das Wiener Fernwärmenetz genützt.
Neue Verfahrenstechnik
Gemeinsam mit einem Expertenteam der Technischen Universität Wien haben die Entsorgungsbetriebe Simmering
GmbH (EbS) - eine 100-prozentige
Luftaufnahme Frühjahr 2005, Foto: EbS |
Tochter der Stadt Wien, die für Errichtung und Betrieb der Hauptkläranlage Wien verantwortlich zeichnen
- eine neue Verfahrenstechnik für die erweiterte Anlage entwickelt. Künftig können zwei Betriebsweisen
angewendet werden. Beim Bypass- Verfahren wird ein Teil des vorgeklärten Abwasserstroms direkt in die zweite
Belebungsstufe geführt, und so der zweiten Stufe leicht abbaubarer Kohlenstoff für die Denitrifikation
zugeführt. Das Hybrid-Verfahren kommt bei Trockenwetter zur Anwendung: Hierbei gelangt der gesamte Abwasserstrom
in die erste Belebungsstufe. Als Kohlenstoffquelle für die zweite Stufe dient dann hochaktiver Belebtschlamm
aus der ersten Stufe. Je nach Grad der Verschmutzung, der Temperatur des Abwassers und der Wetterlage wird das
Abwasser bei beiden Verfahren automatisiert in der Anlage verteilt und die Sauerstoffzufuhr dosiert. Die Steuerung
dieser Prozessabläufe erfolgt über ein komplexes Online-Messsystem.
Fest für alle Wienerinnen und Wiener
Kommenden Samstag, 18. Juni 2005, um 11 Uhr wird Bürgermeister Dr. Michael Häupl die erweiterte Hauptkläranlage
Wien eröffnen. Alle Wienerinnen und Wiener sind zum Mitfeiern eingeladen, das Festprogramm beginnt um 10 Uhr.
Bis 18 Uhr unterhalten Jazz-Gitti, Matt Schuh und viele andere. BesucherInnen haben die Möglichkeit, die Anlage
in Stockautobussen unter fachkundiger Führung zu erkunden.
Das Festgelände (1110 Wien, 11. Haidequerstraße 7) erreicht man am besten mit einem eigens eingerichteten
Shuttle-Bus, der von der U3-Station Erdberg (Park & Ride) abfährt. |