Wien: 100.000 bei der "Langen Nacht der Kirchen"  

erstellt am
13. 06. 05

1200 Programmpunkte -Zulehner: "Es wäre übertrieben, zu glauben, dass die Leute gleich in das Innerste des Evangeliums vordringen wegen dieser einen Nacht"
Wien (kath.net/PEW) - "Rund 100.000" Teilnehmer haben laut Veranstalter bei der ersten "Langen Nacht der Kirchen" in Wien teilgenommen. An die 200 Gotteshäuser aller in Wien vertretenen christlichen Kirchen öffneten bei der "Langen Nacht" die Tore und luden zu Gottesdiensten, Konzerten, Führungen, Lesungen und Diskussionen ein. Insgesamt gab es rund 1.200 Programmpunkte. "Es war eine Initiative der 'Basis', die von den Kirchenleitungen mit ganzer Kraft unterstützt worden ist", meinte Erich Leitenberger, der Pressesprecher der Erzdiözese Wien. In der "Langen Nacht" sei sichtbar geworden, "wie viel Kreativität und Engagement es in den christlichen Gemeinden gibt - und wie groß die Sehnsucht der Menschen in Wien nach der Begegnung mit dem Heiligen ist".

Die gemeinsame Mühe der christlichen Kirchen Wiens für das "Wohl der Stadt" war am Freitagabend zum Auftakt der "Langen Nacht" im Zentrum der ökumenischen Gebetsstunde im Wiener Stephansdom gestanden. "Wir sind miteinander auf einem Weg der Suche, des Findens und des Gebets", betonte Kardinal Christoph Schönborn in seinen Begrüßungsworten zur Gebetsstunde. "Möge diese Nacht für viele Menschen ein Zeichen der Hoffnung und eine Stärkung auf ihrem Weg sein", sagte der Wiener Erzbischof, der die "Lange Nacht" eröffnete.
"'Müht euch um das Wohl dieser Stadt', dieses biblische Wort ist unsere gemeinsame Verpflichtung in der Ökumene", betonte Karl Rühringer, Bischofsvikar für das Vikariat Wien-Stadt der Erzdiözese Wien. "Viele Menschen, besonders auch jene, die viel in der Nacht unterwegs sind, haben Hunger nach Nähe, Geborgenheit und Orientierung", sagte Rühringer. Hier den Menschen die "gute Botschaft" des Evangeliums anzubieten ihnen Orientierung zu geben, sei unabdingbar. Im Stephansdom herrschte bis Mitternacht ein ständiges Kommen und Gehen. Sowohl bei der "Stunde der Barmherzigkeit" als auch in der Bischofsgruft - dort insbesondere vor dem Sarkophag von Kardinal Franz König - drängten sich die Menschen.

Positiv hat der Wiener Pastoraltheologe Paul Zulehner die Initiative der "Langen Nacht der Kirchen" in Wien bewertet. "Ich glaube, dass das Schule machen wird, wenn man merkt, dass da Leute kommen, dass es gute Begegnungen gibt", so Zulehner am Samstag im Gespräch mit dem "Standard". Es sei gut, dass Einrichtungen, die nicht nur etwas mit dem vordergründig Materiellen zu tun haben - also mit Kaufen, Arbeiten und den "harten Dingen des Lebens" - den Menschen in einer originellen Weise nahe gebracht werden.

Allzu hohe Erwartungen auf Nachhaltigkeit dürfe die Kirche aber nicht haben. Derartige "flüchtige Ereignisse" ließen sich nämlich kaum institutionalisieren. Zulehner: "Es wäre übertrieben, zu glauben, dass die Leute gleich in das Innerste des Evangeliums vordringen wegen dieser einen Nacht". Aber man könne hoffen, dass die Besucher der "Langen Nacht der Kirchen" eine "Grundsympathie" mitnehmen. "Das wäre schon viel wert", so der Pastoraltheologe.
     
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