St. Pölten (nöwpd) - Schwere Zeiten macht momentan das heimische
Güterbeförderungsgewerbe durch. Die EU-Erweiterung im vergangenen Jahr hat bewirkt, dass tschechische,
slowakische, ungarische oder polnische Frächter alle grenzüberschreitenden Transporte innerhalb des gemeinsamen
Wirtschaftsraums abwickeln dürfen, also z.B. auch Lieferungen von Wien nach Budapest oder von Wien nach Berlin.
"Weil die Ost-Frächter ihren Fahrern viel geringere Löhne zahlen und darüber hinaus die Kfz-Steuer
in diesen Ländern erheblich niedriger ist als bei uns, verlieren die österreichischen Transportunternehmen
kontinuierlich Marktanteile. Im ganzen Jahr 2003 hatten wir im Transportgewerbe insgesamt 317 Insolvenzen verzeichnet,
im ersten Quartal 2005 waren es bereits 117", teilt Christian Moser, Obmann der Fachgruppe Güterbeförderung
der NÖ Wirtschaftskammer mit.
Es seien vor allem die kleinen Transportunternehmen, die in Anbetracht des wachsenden Kosten- und Konkurrenzdrucks
aus dem Ausland untergingen. "Drei Viertel aller Insolvenzen im Güterbeförderungsgewerbe betreffen
Unternehmen mit bis zu sechs Fahrzeugen", gibt Moser bekannt. Die Branche brauche unbedingt eine Entlastung
bei den Kfz-Steuern, die in Österreich mehr als dreimal so hoch liegen wie im EU-Durchschnitt.
Der Fachgruppenobmann wünscht sich auch mehr Verständnis für die Anliegen der Frächter, die
mit ihren Fahrzeugen in der Öffentlichkeit oft als "Watschenbaum" für alle Verkehrsprobleme
auf den Straßen herhalten müssen. "Wir fahren ja nicht aus Jux und Tollerei durch die Landschaft.
Bei bestimmten Transporten gibt es nun einmal keine Alternative zum Lkw. Jedes Lebensmittelgeschäft muß
mit dem Lkw beliefert werden. Jeder private Häuselbauer verursacht im Durchschnitt 40 Lkw-Fuhren", nennt
Moser Beispiele aus der Praxis.
Den heimischen Transportunternehmern droht indes schon die nächste Attacke der Ost-Frächter: Aufgrund
einer EU-Verordnung müssen nämlich alle nach dem 5. August 2005 erstzugelassenen Lkw mit einem digitalen
Kontrollgerät zur Überprüfung der Sozialvorschriften im Straßengüterverkehr, wie Lenkzeiten
und Ruhepausen, ausgestattet sein. Aber: "Nur sechs EU-Länder, darunter Österreich, werden die Verordnung
zum genannten Termin auch tatsächlich in der Praxis umsetzen. Polen, Tschechien, die Slowakei, Ungarn und
Slowenien jedoch nicht. Damit droht das Szenario, dass ausländische Lkw weiterhin mit ihren alten, leicht
manipulierbaren Tachoscheiben in Österreich unterwegs sind. Unsere Transporteure hingegen belastet man mit
der verpflichtend vorgeschriebenen Verwendung von Geräten, die bei Anschaffung und Einschulung hohe Kosten
verursachen", wettert Moser. |