Kärnten: Zusammenleben in gemischtsprachigen Gebieten  

erstellt am
23. 06. 05

LH Haider für gemeinsame Lösungsfindung - Probleme der Mehrheitsbevölkerung vorwiegend in Bereichen Kirche, Schule und Vereinsförderung angesprochen
Neuhaus (lpd) - Das Zusammenleben der Menschen in den gemischtsprachigen Gebieten Kärntens war am Mittwoch (22. 06.) Abend Thema eines Bürgersprechtages in der Gemeinde Neuhaus. In der offen und diszipliniert geführten Diskussion sprach man sich in großer Breite gegen Polemisierungen und für eine Entpolitisierung der Sprache sowie die Förderung des Gemeinsamen aus. Vor Landespolitikern, Vertretern der Kärntner Slowenen, der Heimatverbände, der Kirche und des Schulwesens, brachten die Bürger vor allem Probleme im Bereich der Kirche, der Schulen und der Vereinsförderung aufs Tapet. Hier würde sich die Mehrheitsbevölkerung oftmals als Minderheit fühlen, war der Tenor. Das sehr um Lösungen bemühte Podium betonte, die Gefühle der Menschen ernst zu nehmen. Man strich auch hervor, dass viele der aufgezeigten Probleme aus dem Verhalten Einzelner resultieren würden.

Landeshauptmann Jörg Haider meinte als Initiator der Bürgersprechtages, dass die faire Diskussion wichtig sei, um Lösungen zu finden. Man dürfe nicht Konflikte vertiefen, sondern müsse daran arbeiten, Sorgen und Probleme abzubauen. Zu den Ortstafeln merkte er an, dass man die Entscheidung nicht zurück nach Wien gespielt habe. Man wolle eine Kärntner Lösung, ein Verfassungsgesetz sei jedoch notwendig, damit das geschnürte Paket dann auch halte.

Dass in bestimmten Pfarren slowenische Messen jene in deutscher Sprache deutlich überwiegen und Familienfeiern (Begräbnisse, Taufen, usw.) oft entgegen dem Wunsch der Angehörigen auf Slowenisch gehalten würden, war ein Thema, das vermehrt von der Bevölkerung angesprochen wurde. Der Landeshauptmann kündigte dahingehend ein Gespräch mit dem Bischof an und ersuchte die Kirche, verstärkt im Sinne einer ausgewogenen Messgestaltung mitzuwirken.

Einige Eltern orteten Nachteile für einsprachige Kinder in zweisprachigen Schulklassen. Deutlich unterstrichen wurden jedoch von vielen die Wichtigkeit und der Nutzen von Mehrsprachigkeit sowie die Bereitschaft, ihre Kinder Slowenisch lernen zu lassen. Haider regte an, zu überprüfen, ob hier eine Zusammenlegung der Volksschule Neuhaus und der Expositur Schwabegg eine Lösung bringen könne. Dies müsse jedoch in der Gemeinde als Schulerhalter entschieden werden.

Diskutiert wurde weiters über Ungleichheiten bei Vereinsförderungen, da slowenischen Kulturvereinen zusätzlich Bundesförderungen zustehen würden. Der Landeshauptmann betonte, dass man seitens des Landes stets bemüht sei, diese mit Mitteln aus dem Kärntner Kulturbudget auszugleichen.

An der Diskussion in Neuhaus teilgenommen haben Landtagspräsident Jörg Freunschlag, Bundesrätin Ana Blatnik, Klubobmann Raimund Grilc, Landesamtsdirektor-Stellvertreter Dieter Platzer, der Neuhauser Bürgermeister Gerhard Visotschnig, die Slowenenvertreter Marjan Sturm und Bernard Sadovnik, Heimatdienstobmann Josef Feldner, Abwehrkämpferbundobmann Fritz Schretter, Landesschulinspektor Thomas Ogris und Monsignore Ivan Olip.

Der Landeshauptmann nahm den Bürgersprechtag außerdem zum Anlass, der Gemeinde einen Scheck über 5.000 Euro für die Integrationsgruppe des Kindergartens zu überreichen. Das Geld sei für die Feier zur Enthüllung der zweisprachigen Schwabegger Ortstafel vorgesehen gewesen und nun vom Land auf Wunsch der Bevölkerung - aufgerundet - für einen guten Zweck zur Verfügung gestellt worden.
     
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