Finanzmarktstabilität in Österreich weiter verbessert  

erstellt am
04. 07. 05

Direktor Christl präsentiert den Finanzmarktstabilitätsbericht Nr. 9 der OeNB
Wien (oenb) - „Die Krisenfestigkeit des österreichischen Finanzsystems hat sich im vergangenen Jahr und im Verlauf dieses Jahres weiter erhöht“, stellte Direktor Christl anlässlich der Präsentation des Finanzmarktstabilitätsberichts der OeNB fest. „Die Gewinne der österreichischen Banken sind kräftig gestiegen, ihre Ausstattung mit Eigenmitteln ist komfortabel. Auch die finanzielle Situation von Unternehmen und Haushalten hat sich positiv entwickelt.“


Finanzposition von Unternehmen und Haushalten gestärkt
Der Unternehmenssektor hat im Jahr 2004 seine Gewinne um 5% gesteigert und damit zum einen seine Bilanzstruktur und Bonität verbessert und zum anderen sein Innenfinanzierungspotenzial erhöht. Die Aussichten für die weitere Konjunkturentwicklung sind allerdings eher gedämpft. Auf den internationalen Anleihemärkten lagen die langfristigen Renditen bis zuletzt auf einem tiefen Niveau, gleichzeitig waren sehr niedrige Renditeaufschläge für Unternehmensanleihen zu beobachten. Daher fanden die österreichischen Unternehmen, aber auch die privaten Haushalte günstige Finanzierungsbedingungen vor. Die Zinsen für Unternehmenskredite lagen im Durchschnitt des 1. Quartals 2005 um 0,2 Prozentpunkte niedriger als im 1. Quartal 2004, bei den privaten Haushalten betrug der Rückgang sogar 0,3 Prozentpunkte. Auch auf dem Aktienmarkt waren die Bedingungen für die Mittelbeschaffung günstig. Mit einem Plus von 20% bis Mitte Juni übertraf die Kursentwicklung des ATX im bisherigen Verlauf 2005 alle bedeutenden internationalen Aktienindizes.

Die privaten Haushalte Österreichs haben 2004 Kursgewinne im Ausmaß von 3,5 Mrd EUR erzielt und ihre Anlagestrategie an das günstige Finanzmarktumfeld angepasst und verstärkt in Kapitalmarktinstrumente veranlagt. Der Anteil der Wertpapiere (Aktien, Investmentzertifikate, Anleihen) an der Geldvermögensbildung verdoppelte sich auf 35%. „Die zunehmende Wichtigkeit der zweiten und dritten Säule der Pensionsvorsorge wird die Rolle des Kapitalmarkts bei Veranlagungen der privaten Haushalte auch in Zukunft stärken“, merkte Direktor Christl in diesem Zusammenhang an. Aber nicht nur das Geldvermögen, auch die Verschuldung der Haushalte nahm 2004 zu; diese ist aber im europäischen Vergleich mit gut 50 % des BIP noch immer relativ gering.

Ostgeschäft treibt Gewinnwachstum der österreichischen Banken
Auch die österreichischen Banken konnten ihre Gewinne im Jahr 2004 weiter verbessern. Ein großer Teil des Gewinnwachstums stammte aus ihrem erfolgreichen Engagement in Zentral- und Osteuropa, wo die Tochterbanken der österreichischen Kreditinstitute ihre Marktanteile auf mittlerweile gut 22% steigern konnten. Die Rentabilität des Inlandsgeschäfts bleibt im internationalen Vergleich nach wie vor niedrig. Nur dank einer signifikanten Ausweitung des Beteiligungs- und Provisionsergebnisses und eines Rückgangs der Risikovorsorgen konnte bei einer sich weiter verengenden Zinsspanne eine Gewinnsteigerung im Jahr 2004 erzielt werden. „Für die österreichischen Banken besteht damit weiterhin die Notwendigkeit, ihre Ertragskraft insbesondere auf dem Inlandsmarkt zu stärken und sich nicht nur auf die Gewinne auf den zentral- und osteuropäischen Märkten zu verlassen“, führte Direktor Christl aus.

Hinsichtlich der Stabilität des österreichischen Bankensystems zog Direktor Christl eine positive Bilanz. Neben höheren Gewinnen befindet sich die Eigenmittelausstattung der Banken auf unverändert hohem Niveau. Auch verschiedene Stresstests zeigen, dass die Schockresistenz des Bankensektors hoch ist. „Insgesamt hat sich die Lage des österreichischen Bankensystems im Laufe des Jahres 2004 und im bisherigen Verlauf 2005 weiter verbessert“, stellte Direktor Christl abschließend fest. Besorgniserregend sei aber – trotz aller Warnungen von FMA und OeNB vor den Risken – die weiterhin steigende Inanspruchnahme von Fremdwährungskrediten bei privaten Haushalten.

Der halbjährlich erscheinende Finanzmarktstabilitätsbericht der OeNB enthält regelmäßige Analysen finanzmarktstabilitätsrelevanter Entwicklungen in Österreich und im internationalen Umfeld. Daneben werden im Rahmen von Schwerpunktartikeln auch gesonderte Themen behandelt, die im Zusammenhang mit der Stabilität der Finanzmärkte stehen. In der aktuellen Ausgabe sind dies Hedge Fonds, die Eigenkapitalbildung der österreichischen Unternehmen, das kroatische Bankensystem und die Auswirkungen der demographischen Entwicklung in Österreich auf die kapitalgedeckte Pensionsvorsorge. Der Finanzmarktstabilitätsbericht ist auf der Website der OeNB unter http://www.oenb.at abrufbar.
     
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