"Irren ist menschlich?!"  

erstellt am
01. 07. 05

Vortrag: Wirtschaftsexperte Joachim Goldberg zum Spannungsfeld zwischen Ökonomie und Psychologie
Salzburg/Linz (spängler) - Unter dem Titel "Irren ist menschlich?!" lud das Bankhaus Spängler am Donnerstag (30. 06.) in das Linzer Lentos Kunstmuseum sowie einen Tag später in das Salzburger Bildungshaus St. Virgil zu einem Vortrag des deutschen Wirtschaftsexperten Joachim Goldberg. Insgesamt rund 220 Gäste verfolgten dessen Ausführungen über die Folgen emotionaler Entscheidungen in Finanzfragen. Goldberg skizzierte den Menschen im Spannungsfeld zwischen dem Drang zur Geldmaximierung und dem Wunsch nach Wohlbefinden - für Goldberg zwei Gegensätze, denn: "Wohlbefinden kostet Geld."

Der Autor mehrerer Fachbücher charakterisiert den Investitionsprozess eines jeden Anlegers durch die drei Faktoren Motivation, Information und Entscheidung. "Bei Ersterem steht - zumindest in Kontinentaleuropa - immer zuerst das Thema Sicherheit im Vordergrund. Das wichtigste Motiv für finanzielle Handlungen ist die Hoffnung auf Absicherung gegen Verluste, erst an zweiter Stelle steht der Wunsch nach Gewinnen", so Goldberg. Eine zentrale Rolle spiele aber auch "der Drang, vor dem sozialen Umfeld gut da zu stehen, also seinen Status zu wahren bzw. zu heben!"

"Selektive Wahrnehmung verhindert richtige Entscheidungen"
Überschätzt sieht Goldberg den Nutzen der heute weltweiten Kommunikationsmöglichkeiten für Finanzentscheidungen. Maßgeblich sei nämlich nicht nur die Menge und Qualität der Informationen, wichtig sei deren Wahrnehmung und Beurteilung durch den Investor. Und gerade hier spielen die menschlichen Emotionen eine nur schwer auszuschließende Rolle. Goldberg: "Die selektive Wahrnehmung des Menschen verhindert gerade in der Finanzwelt oft die richtigen Entscheidungen. Die meisten Investoren sehen vor allem die Dinge, die sie gerne sehen wollen, egal ob es sich um Nachrichten, Statistiken oder Finanzcharts handelt."

Laut Goldberg ist dieses Verhalten auf die Tendenz, eigene Entscheidungen vor sich selbst und anderen zu rechtfertigen, zurückzuführen. Der Mensch vermindert so das negative Gefühl der "kognitiven Dissonanz", dem unvermeidlichen, ständigen Zweifeln an der Richtigkeit einmal getroffener Entscheidungen. "Gerade beim Handeln mit Aktien führt diese selektive Wahrnehmung von Informationen aber leider sehr oft zu den falschen Entscheidungen", so Goldberg weiter. Steigende Gewinne würden zu schnell realisiert und Verluste zu lange laufen gelassen.

Disziplin und breite Streuung als Ausweg
Der einzige Ausweg scheint hier eine verstärkte, selbst auferlegte Disziplin zu sein. Diese drückt sich formell zum Beispiel in Stop-Loss-Orders aus, Wertpapiere werden bei einem vorher bestimmten Kurs unter dem Kaufwert automatisch abgestoßen.

Abschließend riet der Wirtschaftsexperte zu einer möglichst breiten Streuung von Geldanlagen, denn: "Je mehr Geld ich in einer Investition gebunden habe, desto höher ist auch mein emotionales Commitment zu dieser Entscheidung. Und je stärker diese emotionale Bindung desto schwieriger ist die rationale Bewertung künftiger Informationen darüber." Ein breiteres Depot dagegen mache vor allem kurzfristige Finanzentscheidungen leichter.

Goldberg ruft seine Zuhörer abschließend trotz aller aufgezeigten Problemfelder zu Bewegung statt Stillstand auf. Wer erfolgreich sein will, muss immer wieder Entscheidungen treffen. Oder eben treffen lassen: "Dafür stehen ja die kompetenten Experten des Bankhaus Spängler zur Verfügung."
     
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