Funktion der Nukleoli beschränkt sich nicht nur auf Herstellung von
Ribosomen
Heidelberg (pte) - Wissenschaftler des Deutschen Krebsforschungszentrums DKFZ in Heidelberg haben
entdeckt, dass Stress dazu führt, den Startschuss für das zelluläre Selbstmordprogramm (Apoptose)
zu geben. Wie die Forscher in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift Molecular Cell berichten, wird bei Stress
das Apoptoseprotein p53 aktiviert. Dieses Protein stößt eine Signalkaskade an, die zum Absterben der
Zelle führt.
Die Kernkörperchen, so genannte Nukleoli, übernehmen dabei die Funktion von Stress-Sensoren. Gesundheit
und Wachstum einer Zelle hängen maßgeblich von funktionierenden Ribosomen ab. Ein essenzieller Bestandteil
der Ribosomen, die ribosomale Ribonukleinsäure (rRNS), wird jedoch nur gebildet, wenn der Transkriptionsfaktor
TIF-IA in den Nukleoli die RNS-Polymerase I dazu stimuliert, an die Gene für die ribosomale RNS anzudocken
und eine Abschrift davon zu produzieren. Fehlt der Transkriptionsfaktor oder ist das Protein inaktiviert, kommt
es zu gravierenden Veränderungen in den Nukleoli: die Zelle hört auf, sich zu teilen, und das Selbstmordprogramm
läuft an.
Den beiden Molekularbiologinnen Ingrid Grummt und Xuejun Yuan gelang es mit einem Forscherteam des DKFZ, genetisch
veränderte Mäuse herzustellen, die kein TIF-IA bilden können. Diese Mäuse waren nicht überlebensfähig,
die Embryonen starben bereits nach wenigen Tagen ab, außerdem waren die ungeborenen Tiere deutlich kleiner
und weniger weit entwickelt als ihre normalen Artgenossen. Diese Forschungsergebnisse machen deutlich, dass sich
die Funktion der Nukleoli nicht nur auf die Herstellung von Ribosomen beschränkt, sondern dass diese auch
eine wichtige Rolle bei der Kontrolle von Zellerhalt und Zellwachstum spielen.
Die damit gewonnen Erkenntnisse sollen in der Krebstherapie Anwendung finden, denn eine Überproduktion von
rRNS scheint ein erster Schritt in der Tumorentstehung zu sein. |