Grazer "Pfarre zur Unbefleckten Empfängnis" wird 100 Jahre
Gaz (stadt) - Mit einem von Bischof Dr. Egon Kapellari zelebrierten Festgottesdienst begeht die „Pfarre
zur Unbefleckten Empfängnis“ im Areal der Geriatrischen Gesundheitszentren (GGZ) in der Albert-Schweitzer-Gasse
am Donnerstag (30. 06.) ab 14 Uhr ihr 100-jähriges Bestehen. Das Besondere an dieser Pfarre: Sie steht
unter der Patronanz der Stadt Graz, die nicht nur für das Gebäude aufkommt, sondern auch für die
Dienstwohnung und eine kleine finanzielle Pauschale für den Pfarrer, Geistlichen Rat Otto Wagner. Dieser leistet
für die GGZ unbezahlbare Dienste, zollt der zuständige Referent für die Geriatrischen Gesundheitszentren,
Bürgermeister-Stellvertreter Walter Ferk, dem mittlerweile 74-Jährigen Respekt.
Unverzichtbare Stütze
Als im Jahr 1848 die Stadtgemeinde Graz das damalige Siechenheim übernahm, war auch die 1731 geweihte
„Kirche zur Unbefleckten Empfängnis“ mit an „Bord“. Diese Kirche hatte aber noch keine pfarrlichen Rechte;
auch Trauungen und Taufen durften beispielsweise hier nicht durchgeführt werden. Das wurde exakt am 1. Juli
1905 nachgeholt: An diesem Tag wurde die bestehende Kirche zum Mittelpunkt der „Pfarre zur Unbefleckten Empfängnis“
erhoben und ein Pfarrer eingesetzt.
Der längstdienende Oberhirte dieser Pfarre ist der derzeitige Pfarrer, Geistlicher Rat Otto Wagner: Bereits
seit mehr als 27 Jahren versieht er seinen schwierigen Dienst in den Geriatrischen Gesundheitszentren. Der mittlerweile
74-Jährige, der längst in Pension sein könnte, ist zu einer unverzichtbaren Stütze für
die Betreuung der Patientiennen und Patienten in den GGZ geworden, streuen der zuständige Stadtsenatsreferent,
Bürgermeister-Stellvertreter Walter Ferk, und GGZ-Geschäftsführer DI Dr. Gerd Hartinger, dem Gottesmann
Blumen: „Er gibt Kranken und Sterbenden Trost und hat immer Zeit für Gespräche, wobei er für die
Patienten gar nicht immer als Geistlicher erkennbar ist!“ Sehr oft tauscht Wagner nämlich die Soutane mit
dem „Zivilgewand“ und geht in den Krankenzimmern auf Tour. „Damit verdient er sich eigentlich mehr als jene Pauschale,
die wir dem Herrn Pfarrer zusätzlich zur Wohnung zur Verfügung stellen“, streicht Ferk die Einsatzbereitschaft
Wagners hervor. Die Kirche birgt übrigens neben ihrem Hirten ein weiteres Kleinod: Eine Marienstatue, die
früher in der Marienmühle (Mariengasse) stand, ist seit vielen Jahren hier untergebracht.
Guter Mensch
Der 74-Jährige, der sein „gewöhnliches“ Gehalt von der Diözese bezieht, winkt bei so viel Lob bescheiden
ab: „Ich wollte immer schon lieber ein guter Mensch sein als ein Pfarrer!“ Eigentlich hatte er früher einmal
von einem Einsatz in einer Landpfarre geträumt - in den GGZ kann er seine Sehnsucht nach Kontakt mit möglichst
vielen Menschen, die seiner Hilfe bedürfen, jedoch voll ausleben. „Ich will Hoffnung geben, und ich habe das
Gefühl, dass sich die Menschen über meine Besuche freuen!“ Das bestätigt auch Hartinger: „Nach den
Gesprächen mit dem Herrn Pfarrer ist allen leichter zumute!“
Damoklesschwert
Allerdings schwebt ein Damoklesschwert über der Pfarre, die für die Betreuung der Geriatrischen Gesundheitszentren
in der Albert-Schweitzer-Gasse, des Pensionistenheims Rosenhain und des Seniorenzentrums in der Theodor-Körner-Straße
- Letzteres wird jedoch in der Praxis durch die nahe Salvatorpfarre mitbetreut - zuständig ist: Wenn Geistlicher
Rat Otto Wagner im nächsten Jahr 75 Jahre alt wird, muss er beim Bischöflichen Ordinariat seine Pensionierung
einreichen. Wird diese angenommen, steht die Pfarre vermutlich ohne neuen Oberhirten da: Ein Nachfolger ist nicht
in Sicht. Damit könnte die „Pfarre zur Unbefleckten Empfängnis“ das Schicksal vieler Landgemeinden teilen,
die ebenfalls ohne eigenen Pfarrer dastehen und von einer Nachbarpfarre mitbetreut werden.
Vorerst rüstet man jedoch für das große Jubiläum: Der 100. Geburtstag der „Pfarre zur Unbefleckten
Empfängnis“ wird am Donnerstag, 30. Juni, ab 14 Uhr in der Albert-Schweitzer-Gasse 36 mit einem Jubiläumsgottesdienst
begangen, den Diözesanbischof Dr. Egon Kapellari zelebriert. Anschließend steht eine Agape auf dem Programm.
Grußworte kommen von Bürgermeister Mag. Siegfried Nagl und Bürgermeister-Stellvertreter Walter
Ferk, die Begrüßung übernimmt GGZ-Geschäftsführer DI Dr. Gerd Hartinger, und die Geschichte
der Kirche und der Pfarre wird von Geistlichem Rat Otto Wagner erläutert. Die Musik kommt vom Chor Resurexit
und von der Polizeikapelle Graz. |