Ausschussobmann Stummvoll: Wir sind bei den Reformen gut unterwegs
Wien (pk) - Eine Delegation aus dem Finanzausschuss des Baden-Württembergischen Landtages besuchte
am Dienstag (05. 07.) das Parlament und traf mit österreichischen Fachkollegen zu einem Informationsaustausch
über finanzpolitische Themen zusammen. Der Obmann des Finanzausschusses Günter Stummvoll begrüßte
die Landtagsabgeordneten und leitete die Unterredung, an der auch der Obmann der österreichisch-deutschen
parlamentarischen Freundschaftsgruppe Kurt Eder (S) und Abgeordneter Maximilian Hofmann (F) teilnahmen.
"Wie machen das die Österreicher?", lautete die einleitende Frage der deutschen Gäste, die
auf immer positivere Medienberichte über den Wirtschaftsstandort Österreich hinwiesen.
Abgeordneter Stummvoll (V) erläuterte zunächst das "strategische Dreieck der österreichischen
Finanzpolitik" seit der politischen Wende im Jahr 2000: 1.) Stabilität im Staatshaushalt im Sinne eines
ausgeglichenen Haushalts über den Konjunkturzyklus hinweg, 2.) Entlastung von Bürgern und Betrieben sowie
3.) Investitionen in die Zukunft. Diese drei Ziele seien gleichwertig, sagte Stummvoll, der im Konkreten an das
Nulldefizit der Jahre 2001 und 2003, an die Steuerentlastung durch die jüngste Steuerreform und an Investitionen
in Forschung und Entwicklung erinnerte. "Wir sind gut unterwegs", fasste Stummvoll die bisherige Entwicklung
in einem Satz zusammen.
Angesichts der konjunkturellen Entwicklung seit 2001 habe sich die Regierung in jedem Jahr veranlasst gesehen,
ein Konjunkturpaket zu verabschieden. Dabei habe sie nicht einfach Geld in die Wirtschaft gepumpt, sondern Konjunkturpolitik
mittels Investitionen in die Infrastruktur betrieben. Er kenne keine Regierung, die innerhalb von vier Jahren so
viel für die Wirtschaft getan habe, sagte Stummvoll. Das Motiv dieser Politik sei das Schaffen von Arbeitsplätzen:
Es gehe darum, Produktionen in Österreich zu halten - denn viele Unternehmen stünden vor der Entscheidung,
Betriebe in eines der neuen EU-Mitgliedsländer zu verlagern.
Abgeordneter Kurt Eder (S) erinnerte aus der Sicht der Opposition daran, dass Einschnitte in das Sozialsystem –
Stichwort: Pensionsreform - zu einer Verschlechterung der politischen Stimmung im Land geführt haben. "Es
geht der österreichischen Wirtschaft gut", räumte Eder ein, "den Arbeitnehmern aber nicht mehr
so gut wie früher". Auf Fragen der deutschen Gäste eingehend, schilderte der Vorsitzende des Verkehrsausschusses
die Ausgliederung des hochrangigen Straßennetzes in Form der ASFINAG aus der staatlichen Verwaltung, wobei
er darauf aufmerksam machte, dass das Eigentum an den Straßen staatlich blieb. Wie die ebenfalls verselbständigten
ÖBB kann auch die ASFINAG Schulden aufnehmen und Einnahmen einheben, wobei die Höhe der Straßenmaut
politisch festgelegt werde, führte Eder aus.
Als ein spezielles Problem des EU-Nettozahlers Österreich bezeichnete Eder die Schieflage auf dem Arbeitsmarkt
an den Grenzen zu den neuen EU-Ländern. Besorgt zeigte sich Eder auch darüber, dass die Zahl der Arbeitslosen
steige, obwohl Arbeitsplätze geschaffen werden. Die Ursache dafür sah der Abgeordnete in der Rationalisierung
der Produktion.
In diesem Zusammenhang machte Abgeordneter Maximilian Hofmann (F) darauf aufmerksam, dass Deutschland 3 % und Österreich
3,5 % Wachstum bräuchten, um die Arbeitslosigkeit reduzieren zu können. Mit Genugtuung äußerte
Hofmann über die Umsetzung der Pensionsreform, die schon lange, auch von SPÖ-Politikern, gefordert wurde.
Die Harmonisierung der Pensionen habe das Pensionssystem insgesamt gerechter gemacht. Erfolge der Regierung sah
Hofmann auch in der Privatisierungspolitik, durch die es gelungen sei, die ÖIAG-Schulden abzubauen.
Auf Detailfragen erfuhren die Gäste aus Baden-Württemberg von Ausschussobmann Stummvoll, dass die Methode
der österreichischen Budgetsanierung auf der Ausgabenseite liege und die jüngste Steuerreform unter anderem
auch dazu geführt habe, dass 40 % der Einkommensteuerpflichtigen keine Steuern zahlen. Beim Thema Pensionsreform,
deren Härten die SPÖ zurücknehmen würde, merkte Abgeordneter Eder an, das Problem der Alterung
der Gesellschaft werde eine der zentralen Fragen der kommenden Jahre werden. |