Industrie: Moderates Wachstum nach Atempause  

erstellt am
18. 07. 05

IV-Konjunkturumfrage: Derzeitige Geschäftslage nach Zwischentief wieder erholt - Konjunkturbarometer der IV steigt von 19 auf 23 Punkte
Wien (PdI) - Ein sich deutlich belebender Geschäftsgang kennzeichnet die jüngste Konjunkturumfrage der Industriellenvereinigung, an der sich 448 Unternehmen mit 233.857 Beschäftigten beteiligt haben. Das konjunkturelle Zwischentief des ersten Quartals wurde damit erwartungsgemäß rasch überwunden, allerdings gestattet der sich weiter verschärfende Preisdruck auf den Absatzmärkten lediglich verhaltenen Optimismus für die Geschäftslage in sechs Monaten.

Das Konjunkturbarometer der IV, welches als Mittelwert aus den Beurteilungen der gegenwärtigen Geschäftslage und der für den Jahresultimo 2005 erwarteten Geschäftslage berechnet wird, hat dementsprechend per saldo von 19 auf 23 Punkte zugelegt.

IV-Generalsekretär Mag. Markus Beyrer: „Der moderate Anstieg des IV-Konjunkturbarometers im zweiten Quartal bestärkt uns in der Erwartung, dass die österreichische Wirtschaft im Jahre 2005 nach einer Atempause im ersten Quartal des heurigen Jahres in einer Größenordnung von rund 2% wachsen wird. Angesichts einer stabilen Kapazitätsauslastung ist es denn auch weniger der operative Geschäftsgang bei unseren Mitgliedsunternehmen, der Anlass zur Sorge bereitet. Vielmehr gilt dies für die konjunkturell kontraproduktiven Themenspenden auf politischer Ebene - angefangen bei kreativen Steuerfindungen auf verschiedenen gebietskörperschaftlichen Ebenen bis zur gegenstandslosen Debatte um allfällige Ausstiege aus der gemeinsamen europäischen Währung. Bei den ökonomischen Rahmenbedingungen drohen derzeit hingegen im Wesentlichen lediglich bei einem weiteren deutlichen Anstieg des Rohölpreises oder des Euro negative konjunkturelle Auswirkungen.“

Die Ergebnisse der IV-Konjunkturumfrage im Detail
Für die (beschäftigungsgewichtete) Mehrheit der befragten Unternehmen stellt sich die gegenwärtige Geschäftslage im zweiten Quartal des heurigen Jahres wieder günstiger als zuvor dar - der Saldo aus den Prozentanteilen positiver und negativer Beurteilungen steigt kräftig von 25 auf 38 Punkte.

Bei einem zeitlichen Horizont von sechs Monaten überwiegt auch weiterhin die Erwartung einer moderat günstigeren Geschäftslage, wenngleich die relative Mehrheit der Unternehmen mit optimistischen Geschäftserwartungen weiter schrumpft: der Saldo beläuft sich auf nur noch 9 nach zuvor 13 Punkten.

„Erfreulicherweise haben sich die Gesamtauftragsbestände auf einem Niveau stabilisiert, welches in saisonbereinigter Betrachtung eine deutlich zunehmende Produktionstätigkeit und damit auch eine höhere Kapazitätsauslastung im laufenden dritten Quartal erwarten lässt“, so Dr. Christian Helmenstein, Chefökonom der Industriellenvereinigung. „Insbesondere die Auslandsaufträge erfuhren aus der Korrektur der drastischen Aufwertung des Euro gegenüber dem US Dollar um gut 10 Prozent im Vergleich zum Jahresultimowert 2004 wesentliche Unterstützung. Dementsprechend ist das Risiko eines forcierten Personalabbaus im heurigen Jahr aufgrund der stabilen Auftragslage gebannt, doch reicht die Wachstumsdynamik nicht für eine Ausweitung des Beschäftigtenstandes aus.“

Während die sich gegen Ende des Vorjahres bereits abzeichnende Konjunkturschwäche im Vorjahresvergleich der Beschäftigtenstände noch nachwirkt (Saldo: -6 Punkte), hält sich der (beschäftigungsgewichtete) Anteil der Unternehmen, die in den nächsten Monaten einen steigenden Beschäftigtenstand (13%) erwarten, mit dem Anteil der Unternehmen mit negativem Beschäftigungsausblick (13%) bereits seit zwei Quartalen exakt die Waage.

Hinsichtlich der gegenwärtigen Ertragssituation berichten die befragten Unternehmen eine günstigere Lage als im Vorquartal. Insbesondere hat der Anteil der Unternehmen, die ihre Ertragslage als schlecht bewerten, deutlich von 20% auf 13% abgenommen, während der Anteil der Unternehmen mit guter Ertragslage bei 28% nahezu stagnierte. Allerdings lässt die - trotz Aufwertung des US Dollar - zunehmend ungünstige Preisentwicklung auf den Absatzmärkten bestenfalls marginale Ertragsverbesserungen in der zweiten Jahreshälfte zu.

Einzelne beispielhafte Branchenergebnisse
Die IV wertet im Rahmen ihrer Konjunkturumfrage die Antworten über die Beurteilung des Auftragsbestandes auch nach der jeweiligen Fachverbandszugehörigkeit aus. Infolge der Zusammenlegung der Fachverbände „Maschinen und Stahlbau“ sowie „Metallwaren“ zum Fachverband „Maschinen und Metallwaren“ sinkt die Zahl der betrachteten Branchen von bisher 16 auf nunmehr 15.

Für eine weiterhin stabile Konjunkturlage spricht die Beobachtung, dass mit der Papierindustrie (-26) und der Textilindustrie lediglich zwei Branchen einen negativen Saldo von positiven und negativen Einschätzungen aufweisen. Der Durchschnitt über alle Branchen liegt bei +37 und damit marginal um einen Punkt über dem Ergebnis der Frühjahrsumfrage.

Die höchsten positiven Überhänge verzeichnen die Branchen Bau (79), Bergwerke und Eisenerzeugung (64, bei allerdings markant fallender Tendenz), Gießerei (61, größte positive Veränderung), Nicht-Eisen-Metallindustrie (zuvor Metallindustrie, 60) und Fahrzeuge (55).

Bei den unterdurchschnittlich abschneidenden Branchen sind zum Teil drastische Negativrevisionen zu beobachten. Hierzu zählen Textil (minus 7 Punkte auf -1), Nahrungs- und Genussmittel (Einbruch von 26 auf 11) und Stein und Keramik (minus 25 auf 17). Noch im Mittelfeld, wie die Textilindustrie allerdings deutlich verschlechtert, liegt die Lederverarbeitung mit einem Saldo von 12 nach zuvor 36 Punkten.

Expertenbefragung der IV: Politische Situation günstiger, Konjunkturlage ungünstiger eingeschätzt
Der Kurs der Österreich-Aktie liegt bei einem aktuellen Wert von 72 Euro auf dem Niveau des ersten Halbjahres 2004.

Die Kursentwicklung der Österreich-Aktie basiert auf einer Befragung von 13 Expertinnen und Experten aus Wirtschaft und Wissenschaft, welche die konjunkturelle Entwicklung, wichtige Standortfaktoren und die politische Situation in den Kategorien mit „unverändert, besser/schlechter bzw. deutlich besser/deutlich schlechter“ bewerten.

Die Ergebnisse für die einzelnen Kategorien stellen sich uneinheitlich dar. Während die Einschätzungen im Vergleich zur letzten Befragung vor 3 Monaten in den Kategorien „Konjunkturlage“ kräftig ungünstiger liegen, fällt die Bewertung in der Kategorie „Politische Situation“ substanziell günstiger aus. „Allerdings reicht diese Verbesserung nicht ganz aus, um den Wertverlust aus der konjunkturellen Komponente vollumfänglich zu kompensieren.“, erläutert IV-Generalsekretär Markus Beyrer.

Innerhalb der Kategorie „Standortbedingungen“ bewerten die Panelisten die Bereiche F&E-Politik und Kapitalmarktpolitik derzeit ausgesprochen positiv. Negativ hingegen werden die zu geringen Fortschritte bei der Flexibilisierung des Arbeitsmarktes und bei der Entbürokratisierung sowie nach wie vor überbordende sonstige Kostenbelastungen für die Unternehmen gesehen.
     
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