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Schönborn: "Weder Evolutionismus noch biblischer Fundamentalismus" |
erstellt am |
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Kardinal nahm im ORF-"Mittagsjournal" zur Diskussion um seinen "New York Times"-Gastkommentar
Stellung Wien (stephanscom.at) - Kardinal Christoph Schönborn hat im ORF-"Mittagsjournal" am Montag am Montag (11. 07.) neuerlich die Thesen seines Gastkommentars in der "New York Times" erläutert. Es sei ihm dabei um eine größere Bereitschaft zur Diskussion über die Zielgerichtetheit der Evolution gegangen ("Intelligent design") gegangen, betonte der Wiener Erzbischof. Er habe sich aber auch gegen biblischen Fundamentalismus gewandt. Unter "Intelligent Design" wird ein der Evolution zu Grunde liegender Schöpfungsplan verstanden, der Rückschlüsse zulässt auf ein Wesen, das die Welt gewollt, geplant und geschaffen hat. Er wolle darlegen, dass die "Evolutionisten" einem "Dogmatismus" anhängen, sagte der Kardinal: "Manche Leute wollen im Namen der Wissenschaft quasi dogmatisch befehlen: Es darf darüber nicht diskutiert werden. Natürlich darf über 'Intelligent Design' diskutiert werden. Das wird in der Physik gedacht, das wird in der Biologie gedacht, das wird sehr intensiv in der Kosmologie gedacht". Einen "vernünftigen Plan" im Hinblick auf das Erscheinen des Lebens auf der Erde zu diskutieren, sei etwas absolut Legitimes, so der Wiener Erzbischof: "Wer das wissenschaftlich abdrehen will, der handelt im Grunde so, wie man es der Kirche vorwirft: dass sie nämlich Inquisition betreibt. Das ist eigentlich die Speerspitze meines Artikels. Ich plädiere für wissenschaftliche Freiheit". Er habe sich aber auch gegen fundamentalistische Gruppen mit wörtlichem Glauben an die biblische Schöpfungsgeschichte gewandt, so Schönborn: "Ich halte solche Versuche für schlichtweg unsinnig. Man kann nicht gegen das Wissen handeln. Glauben und Wissen sind kein Widerspruch. Und der Versuch, mit abenteuerlichen Hypothesen die Erdgeschichte auf sechs Tage zu reduzieren, entbehrt meines Erachtens jeder Seriosität. Ich glaube, jeder, der versucht, die Diskussion über Zielgerichtetheit, über Finalität, in der Biologie in diese Ecke abzudrängen, der begeht ein Unrecht. Man darf nicht mit einer Karikatur eine ernsthafte Auseinandersetzung beiseite schieben". Die Annahme einer Zielgerichtetheit der Natur betreffe alle Religionen, erinnerte der Wiener Erzbischof: "Es gehört zum Wesen der Religion, dass sie so etwas wie einen Schöpfer annimmt - jemanden, der die unglaubliche Ordnung, die wir im Universum und im menschlichen Leben bis hinein in das kleinste Atom finden, verantwortet". Die Religion glaube, dass diese unglaubliche Ordnung nicht einfach das Produkt von Zufall sein könne, sondern dass dahinter ein "Designer", ein Planer, stehe - "einer, der mit einer für uns unbegreiflichen Intelligenz dieses Wunderwerk geschaffen hat und der uns vor allem die Möglichkeit gegeben hat, es auch zu erforschen und langsam, allmählich, immer tiefer in es einzudringen". "Versuch, im Dialog zu bleiben" Schützenhilfe für Kardinal Christoph Schönborn kommt von den Wiener Theologen Paul Zulehner und Rudolf Langthaler. "Das ist der Versuch, in einem Dialog zu bleiben, zwischen Glauben und Biologie", meinte Zulehner am Montag zu den Aussagen Schönborns über die Evolutionstheorie. Für Langthaler wollte Schönborn lediglich klarstellen, dass er sowohl eine "biblizistische" Auslegung der Schöpfungsgeschichte im Sinne US-amerikanischer "Creationisten" als auch eine evolutionistische Erklärung ablehnt, die völlig ohne göttliche Schöpfung auskommt. Dass der Wiener Erzbischof mit seinen Aussagen einen "biblizistischen Kurzschluss" im Sinne der wörtlichen Interpretation der Sieben-Tage-Schöpfungsgeschichte begünstigen wollte - wie manche voreiligen Kommentatoren in Österreich meinten - glaubt Langthaler nicht. Einen Widerspruch zwischen katholischem Schöpfungsglauben und Evolutionstheorie sieht Langthaler nicht. Denn, so der Professor am Institut für christliche Philosophie an der Katholisch-theologischen Fakultät der Universität Wien: "Die Evolution hat in Gott ihren zureichenden Grund". Über die Existenz oder Nicht-Existenz eines göttlichen Planes in der Schöpfung können die Naturwissenschaften nach Ansicht von Langthaler keine Aussage treffen. "Die empirischen Wissenschaften blenden notwendigerweise alle Faktoren aus, die nicht empirisch feststellbar sind", sagte Langthaler. Daher könne ein göttlicher Plan für sie "in dieser Weise nicht vorkommen". Ähnlich Zulehner: "Schöpfung findet unentwegt statt. In dem, was da zufällig erscheint, kann Gottes Handeln präsent sein. Schöpfung findet immer statt, auch in dem vermeintlich Zufälligen". Zulehner betonte im Gespräch mit der APA, dass die katholische Kirche nur dann ein Problem mit der Evolutionstheorie habe, "wenn sie überzogen wird und sagt, die Biologie erklärt alles". Aber, so Zulehner: "Das ist ein Problem, das es bei uns in den Wissenschaften in Europa so nicht gibt. Ich sehe das auf beiden Seiten nicht". Vielmehr herrsche in Österreich auch in der Naturwissenschaft eine "Offenheit für spirituelle Aspekte". |
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