"Escalero" und "Doraja" starteten ihre Jungfernflüge über die Alpen
Wien/Fusch (wwf) - Das Training ist eröffnet! Noch wirken die ersten Flugversuche der jungen
Bartgeier im Nationalpark Hohe Tauern etwas unbeholfen, aber es ist schließlich noch kein Geier vom Himmel
gefallen. "Dass die beiden Jungvögel ausfliegen, ist ein weiterer großer Erfolg", freut sich
WWF-Artenschutz-Expertin Jutta Jahrl. "Damit kommen wir dem Projektziel - einer sich selbst erhaltenden
Bartgeier-Population in den Alpen - einen wichtigen Schritt näher." Als erstes wagte "Escalero",
Patenkind der Österreichischen Lotterien und des WWF, die Freilassungsnische zu verlassen und seine ersten
Flugversuche zu starten. Kurz darauf traute sich dann auch Geierdame "Doraja", ihrer Nestpartnerin zu
folgen.
"Bartgeier werden bereits ausgesetzt bevor sie flügge werden, da sie dort ein Heimatgefühl entwickeln,
wo sie zum ersten Mal ausfliegen", erklärt Jutta Jahrl vom WWF. Dadurch erreicht man eine Bindung der
Vögel an das Gebiet, in dem sie angesiedelt werden sollen. Mit der Zeit werden die jungen Bartgeier dann
immer weitere Kreise ziehen und ausgiebigere Flüge unternehmen. Nachdem sie anfangs noch gefüttert
werden, sind sie dann bald in der Lage, selbst Nahrung zu finden. Mit etwa fünf Jahren werden die Tiere schließlich
geschlechtsreif und pflanzen sich dann hoffentlich fort, so dass die Alpen wieder durch den Anblick dieses eindruckvollen
Vogels bereichert werden. Der WWF rät dringend davon ab, die Geier auf eigene Faust im Gelände suchen
zu gehen. Für BesucherInnen des Nationalparks gibt es beim Gasthaus "Fuscherlacke" eine Beobachtungsmöglichkeit.
Der Bartgeier war in Österreich mehr als 100 Jahre lang ausgestorben, da er einem Aberglauben zum Opfer fiel:
Dem imposanten Tier wurde nachgesagt, nicht nur Lämmer, sondern sogar Kinder zu töten, was zu seiner
Ausrottung in den Alpen führte. Dies entspricht keinesfalls der Wahrheit da sich Bartgeier ausschließlich
von Aas ernähren. Seit 1986 führt der WWF ein Ansiedelungsprojekt durch, um im Alpenraum wieder einen
überlebensfähigen Bestand an Bartgeiern aufzubauen. Im Rahmen dieses Projektes werden immer wieder junge
Bartgeier ausgewildert. Im gesamten Alpenraum wurden bisher mehr als 130 Bartgeier freigelassen, davon 39 in Österreich.
Elf der bisher ausgewilderten Vögel stehen unter der Patronanz des WWF und der Österreichischen Lotterien.
Dank des Engagements der Österreichischen Lotterien und der Projektpartner WWF, Nationalpark Hohe Tauern,
Verein Eulen- und Greifvogelschutz Österreich, Veterinärmedizinische Universität Wien, Zoologische
Gesellschaft Frankfurt, Tiergarten Schönbrunn und Alpenzoo Innsbruck gibt es heute wieder Hoffnung, dass
die Alpen für "Escalero" und Co. wieder ein dauerhaftes Zuhause werden. |