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Wiener Kaffeehaus: Umschlagplatz für junge Literatur |
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Schriftsteller Wolfgang E. Eigensinn bietet seine Werke in Form der Direkt-Kolportage in Wiener
Kaffeehäusern an Wien (rk) - "1938" steht nicht nur synonym für nationalsozialistische Judenverfolgung und Verfemung der modernen Kunst, "1938" bedeutet gleichsam auch Anfang vom Ende der Blütezeit der Wiener Kaffeehauskultur mit all ihren Literaten wie etwa Alfred Polgar, Karl Kraus und Friedrich Torberg. Doch das neue Jahrtausend hat wieder frisches Leben in die heimische Literaturszene gebracht: Wolfgang E. Eigensinn, Jahrgang 1964, sucht seit 2000 - wie schon der Philosoph Sokrates im antiken Griechenland - das direkte Gespräch mit Menschen, um mit ihnen einen intensiven Diskurs über seine Gedanken zu führen. Das Kaffeehaus ist für Eigensinn Ort der Begegnung und Umschlagplatz für eigene literarische Werke. Seit mehr als fünf Jahren prägt der in Oberösterreich geborene Schriftsteller Wolfgang E. Eigensinn das gastronomisch- kulturelle Leben der Donaumetropole. Vor allem Kaffeehausbesucher in den innerstädtischen Bezirken kennen den jungen, sympathischen Mann mit wirrem Haar, ständig einen Stapel handkopierter Zettel mit sich unter den Armen umhertragend. "Haben Sie ein paar Euro für einen Schriftsteller?", fragt Eigensinn einen jeden Gast, der nicht schnell genug abwinken kann. Einige würden aus karitativen Gründen kaufen, doch "die meisten interessiert schon, was ich schreibe." Bis zu 50 Euro pro Tag könne Eigensinn mit dem Verkauf seiner Geschichten lukrieren. Gegen eine kleine oder größere Spende gibt es dann Prosa, Lyrik und auch Experimentelles - "damit die Leute auch mal was anderes als das Übliche im Kaffeehaus lesen", so Eigensinn - übrigens ein Pseudonym. Seine Form der literarischen Direkt- Kolportage sei als "kulturelle Dienstleistung" für alle Wienerinnen und Wiener zu verstehen. Der spezielle Service: Literatur frei (Kaffee-)Haus. Probleme mit Gastronomen gäbe es so gut wie keine: "Mit ein paar Lokalbesitzern habe ich eine Abmachung, dass ich nur zwei Mal die Woche vorbeikomme." Mittlerweile sei ein "Stammpublikum" entstanden, für das Eigensinn regelmäßig schreibe. Unter den zahlreichen Abnehmern seien auch bekannte Persönlichkeiten aus Politik und Kultur vertreten. Noch im "Herbst oder Winter" dieses Jahres soll sein erstes Buch im heimischen Verlag "VIZA Edit" erscheinen. Die geplante Publikation bedeute allerdings nicht das Ende seines Nomaden- Daseins: Eigensinn möchte noch viele lange Jahre durch die Stadt ziehen und sein Vertriebsmodell beibehalten. "Ich brauche die Direkt-Kolportage und die Konfrontation mit den Dumpfbacken", erzählt der Literat nicht ganz frei von Ärger, obwohl die Reaktionen auf seine Texte allesamt durchwegs "positiv" seien. Jedoch bekomme er ab und zu schon mal Phrasen wie "Ich kann nicht lesen" oder "Schleich Dich" an den Kopf geworfen. Eigensinn verfolgt mit seinen Geschichten vor allem ein Ziel: "Ich möchte das Publikum auf bestimmte Problematiken aufmerksam machen, die von der Gesellschaft sowieso gerne weg retouchiert werden." So behandeln viele Texte seine langjährige Heroin- Abhängigkeit. Eigensinn, der sich selbst als "legalisierten Morphinisten" bezeichnet, befindet sich zurzeit in einem Substitutionsprogramm für Drogenabhängige. Im Schreiben findet er die Ruhe und Kraft, seine Sucht vielleicht irgendwann einmal zu überwinden. Und DIESE Geschichte ist jederzeit live nachzulesen: Im Wiener Kaffeehaus! Informationen: http://www.wienzeile.at/ |
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