Gesamtsieger vor Schweden – Lettland und Slowenien bestplatzierte neue Mitgliedstaaten – Schwarzer:
Sorgenkind Kyoto-Ziel
Wien (pwk) - Zum vierten Mal hintereinander ist Österreich Gesamtsieger des EU-Nach- haltigkeitskontests.
Der erstmals einschließlich der neuen Mitgliedstaaten durchgeführte Vergleich weist Österreich
vor Schweden, Dänemark und Deutschland auf Platz 1 aus. Von den neuen Mitgliedern schneiden Lettland und Slowenien
am besten ab. Grundlage des von der Wirtschafskammer Österreich erstellten Rankings sind offizielle Daten
der Europäischen Union und anderer Internationaler Organisationen
Den Spitzenplatz hat sich Österreich zum einen als Gewinner einiger Einzelwertungen, zum anderen als Kombinationssieger
über alle „Disziplinen“ hinweg erkämpft. Führend ist Österreich beim Einsatz erneuerbarer Energien
zur Stromerzeugung (insbesondere Solarenergie, Kleinwasserkraft) und beim Umweltmanagement nach der Europäischen
Umweltmanagement- norm, bei der Altpapierverwertung und beim biologischen Landbau. „Stockerlplätze“ erringt
Österreich bei der Energieeffizienz, bei der Luftreinhaltung, sowie beim Verpackungsrecycling, hoben der Leiter
der Umweltpolitischen Abteilung in der WKÖ, Stephan Schwarzer, und der Nachhaltigkeitskoordinator der UP-Abteilung,
Christoph Haller, am Freitag (05. 08.) in einem Pressegespräch im Haus der Wirtschaft hervor.
Erstmals wurden auch die Daten der zehn neuen Mitgliedstaaten herangezogen. Von ihnen schneiden Lettland als 9.
und Slowenien als 11. am besten ab. Im Mittelfeld landen die Slowakei als 14. und Tschechien als 15. Die letzten
sechs Plätze belegen durchwegs Länder aus der Gruppe der „Neuen“.
Wie Schwarzer ausführte, gelingt es den bisherigen Nachzüglern unter den „EU-15“ immer besser, Boden
gegenüber den Spitzenreitern gut zu machen. „Die Spannweite zwischen den vorderen und den hinteren Plätzen
wird geringer. Dies ist ein Ergebnis der intensiven Bemühungen der Europäischen Union um die Harmonisierung
der Umweltstandards und als Angleichung nach oben zu begrüßen“, unterstrich der WKÖ-Umweltpolitiker:
„Die EU-Umweltpolitik erfüllt eine wichtige Funktion. Dies wird von einem Großteil der Österreicher
sehr positiv beurteilt“.
Die Stärke Österreichs hat nach den Worten des Nachhaltigkeitsexperten Haller vor allem zwei Gründe:
Durch kontinuierliche Investitionen in Anlagen und Infrastruktur weist die Wirtschaft einen hohen technologischen
Entwicklungsstand auf. Fast noch wichtiger sei aber der „Faktor Mensch“. Know how und Engagement der Umweltverantwortlichen
in der heimischen Wirtschaft seien dafür verantwortlich, dass die Anforderungen auf eine betriebswirtschaftlich
leistbare Weise umgesetzt werden können.
Nicht von ungefähr habe Österreich in der Wertung Umweltmanagement (EMAS) schon seit Jahren den ersten
Platz „gepachtet“. Dies bestätigt, so Haller, dass Umweltschutz Teil der Unternehmensziele und der Unternehmenskultur
geworden ist.
Das schwächste Ergebnis weist Österreich, wie schon in den Vorjahren, in der Wertung Klimaschutz (Distanz
zum Kyoto-Ziel) auf. Hier liegt es jetzt nur mehr an 21. Stelle, nachdem sich die neuen EU-Mitglieder durchwegs
vor Österreich einreihen konnten. Eine Trendwende sei nicht in Sicht, bedauert Schwarzer, da die dazu notwendige
neue Klimastrategie der Bundesregierung noch nicht vorliegt. Aus Sicht der WKÖ wäre es vor allem wichtig,
die thermische Sanierung der Altgebäude entschlossen anzugehen. „Es geht um rund 5 Millionen Tonnen CO2, die
eingespart werden sollten. Jetzt drängt die Zeit, da die Kyoto-Verpflichtung schon 2008 in Kraft tritt“.
Das mäßige Abschneiden in der Klimawertung ist nach Meinung Schwarzers insofern zu relativieren, als
hier das überambitionierte österreichische Kyoto-Ziel wie ein Klotz am Bein hängt. Misst man die
C02-Emissionen bezogen auf die Wirtschaftsleistung, belegt Österreich wie gewohnt einen Platz im Vorderfeld
(Platz 4).
Umgekehrt ist das gute Ergebnis einzelner neuer EU-Staaten darauf zurückzuführen, dass diese Länder
relativ komfortable Reduktionsverpflichtungen in den Bereichen Luftreinhaltung und Klimaschutz ausgehandelt haben.
Dies bewirkt, dass diese Länder keine großen Anstrengungen zur Zielerreichung mehr unternehmen müssen
und daher jetzt vergleichsweise gut dastehen.
„Österreichs gutes Abschneiden stimmt mit der Wahrnehmung durch das Ausland überein. Unser Land wird
bei einschlägigen Konferenzen weltweit als Vorbild gehandelt“, berichtete Schwarzer aus eigener Erfahrung.
Der vorliegende Vergleich war auf die EU-Mitglieder beschränkt. Würde man die Schweiz und Norwegen dazunehmen,
wären diese beiden sicherlich Anwärter auf Spitzenplätze. Nach einem Schweizer Vergleich werden
übrigens die Schweiz und Österreich gleichermaßen auf den ersten Platz gereiht, fügte Schwarzer
abschließend hinzu |