Mailath-Pokorny: "Wiener Kulturjuwel muss erhalten bleiben"
Wien (rk) - "Der St. Marxer Friedhof als einziger erhaltener Biedermeier-Friedhof und
wertvolles Kulturdenkmal muss erhalten bleiben", sagten Wiens Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny und Landeskonservatorin
Barbara Neubauer bei einer Führung durch das Areal. Der Wiener Friedhof von St. Marx zählt zu den bedeutendsten
Friedhöfen der Welt. Hunderte bedeutende Persönlichkeiten - Künstler, Wissenschaftler, Politiker
und andere Prominente - fanden hier von 1784 bis 1878 ihre letzte Ruhe. Unvergänglichen Ruhm erlangte der
St. Marxer Friedhof mit der legendenumwobenen Begräbnisstätte Mozarts, die jedes Jahr von tausenden Touristen
und Mozart-Fans besucht wird. Mehrmals von gänzlicher Auflassung und Zerstörung bedroht, hat sich der
Friedhof von St. Marx wie durch ein Wunder erhalten. Seit 1937 ist er für die Öffentlichkeit zugänglich,
1943 wurde das Stadtgartenamt mit der Pflege des als Park gewidmeten Friedhofes betraut.
Witterung und andere Umwelteinflüsse haben den Grabmälern schwer zugesetzt und gefährden die Existenz
dieses einzigartigen Kulturdenkmals. Nun sollen durch viele Einzelmaßnahmen Schritt für Schritt wichtige
Grabsteine restauriert werden. In einem ersten Schritt wurde im Auftrag der Kulturabteilung der Stadt Wien von
Architekt Gunter Breckner eine Datenbank erstellt, die ein Inventar der Gräber und eine Beschreibung des aktuellen
Erhaltungszustandes enthält: Mehr als 8.000 Grabstellen (Erdgräber und Grüfte) konnten erfasst und
erforscht werden, wobei in Einzelfällen erst die Auswertung archivalischer Quellen die Zuordnung bisher anonymer
Grabsteine zu historischen Persönlichkeiten ermöglichte. Derzeit werden Proberestaurierungen an fünf
ausgewählten Grabdenkmälern durchgeführt. Die Erfahrungen, die aus diesen Restaurierungen gewonnen
werden, sollen als Basis für alle weiteren Restaurierungen dienen.
Mit der Bestandstandsaufnahme sind die Experten des Bundesdenkmalamtes nunmehr in der Lage, das detaillierte Restaurierungs-,
Pflege- und Erhaltungskonzept Schritt für Schritt in die Tat umzusetzen. Die Umsetzung des Gesamtprojekts
wird sich über mehrere Jahre erstrecken, Gesamtkosten sind daher noch nicht zu nennen. Die Kosten für
die bisherigen umfangreichen Arbeiten (Inventarisierung und Proberestaurierungen) wurden aus Mitteln des Altstadterhaltungsfonds
finanziert und betrugen rund 260.000 Euro.
Zur Geschichte des Friedhofes St. Marx
Der St. Marxer Friedhof war einer jener fünf Kommunalfriedhöfe, die 1784 auf Veranlassung Kaiser
Josephs II. aus hygienischen Überlegungen außerhalb der Stadt errichtet wurden. Nach der Eröffnung
des Zentralfriedhofs im Jahr 1874 fanden kaum mehr Begräbnisse auf dem St. Marxer Friedhof statt. Von über
insgesamt 8000 Gräbern sind 5.635 erhalten geblieben, darunter die Grabstellen vieler prominenter Wienerinnen
und Wiener. Allerdings wurden die Leichname der Berühmtesten exhumiert und auf den Zentralfriedhof transferiert.
Auch das 1859 für Mozart geschaffene Ehrengrab wurde 1891 auf dem Ehrengräberhain des Zentralfriedhofs
aufgestellt. Der Friedhofswärter Alexander Kugler schmückte als Ersatz die Stelle des Schachtgrabes auf
dem St. Marxer Friedhof, in dem Mozart beerdigt worden war, mit einem aus Überresten anderer Grabdenkmäler
zusammengestellten Denkmal. |