Altbürgermeister DDr. Alois Lugger verstorben  

erstellt am
12. 08. 05

Bürgermeisterin Hilde Zach: Unter Lugger wurde Innsbruck zur kleinen Weltstadt mit Herz im Alpenraum.
Innsbruck (rms) - In den Morgenstunden des 11. August ist Ehrenbürger DDr. Alois Lugger im Sanatorium in Hochrum, versehen mit den heiligen Sterbesakramenten, friedlich eingeschlafen. Am 12. Juli hatte er noch im Kreis der Familie seinen 93. Geburtstag gefeiert. Dr. Lugger war mit


NR-Präsident Dr. Andreas Khol, Bgm. Hilde Zach, Preisträger Alain Chénard, LH DDr. Herwig van Staa und Alt-Bürgermeister DDr. Alois Lugger.

Foto: Frischauf
Gattin Luise seit 1939 verheiratet, der Ehe entstammen vier Kinder: Jörg, Klaus, Sissy und Marie-Luise und in weiterer Folge sieben Enkel und drei Urenkel.

Bis kurz vor seinem Tod verfolgte Dr. Lugger mit großem Interesse die kommunalen und regionalen wie auch internationalen Geschehnisse. Sein besonderes Interesse erregten alle europäischen Aktivitäten und natürlich alles, was mit der Universität und mit dem Congress Innsbruck zu tun hat. Mit Freude nahm Dr. Lugger auch in seinem hohen Alter offizielle Einladungen an, die fast täglich auf seinen Schreibtisch flattern. 2003 nahm Dr. Lugger auf Schloss Ambras an der Verleihung des Maximilianpreises an Alain Chenard teil.

Stadt und Land Tirol haben diese Auszeichnung mit dem Namen "Kaiser-Maximilian-Preis" im Jahr 1997 aus Anlass des 85. Geburtstages von DDr. Alois Lugger, in Anerkennung seiner außerordentlichen europäischen Verdienste gestiftet. Mit dem Preis werden nun jährlich anerkannte und verdiente Persönlichkeiten aus dem Bereich der europäischen Regional- und Kommunalpolitik geehrt, die sich vor allem für die Weiterentwicklung und rechtliche Absicherung des Subsidiaritätsprinzips einsetzen.

Altbürgermeister DDr. Alois Lugger war mit einer Amtszeit von 27 Jahren (1956 bis 1983) das am längsten dienende Stadtoberhaupt in der Geschichte von Innsbruck. Die Attribute, die die Bürger ihm gaben, markieren die Höhepunkte seines Wirkens. "Olympia-Luis" ist wohl das geläufigste. Unter ihm fanden zweimal Olympische Winterspiele statt, die Maßstäbe für alle künftigen Spiele auf der Welt setzten. Innsbruck wurde unter ihm zur kleinen Weltstadt mit Herz im Alpenraum.

Auch auf das Attribut "Europa-Bürgermeister" durfte er stolz sein. Mit fünf Partnerstädten knüpfte Innsbruck unter der Amtszeit Luggers enge Bande, die in guten und auch in schlechten Zeiten "gehalten" haben. (Sarajevo, Tbilissi). DDr. Luggers Stimme hatte in europäischen Organisationen Gewicht. Der Europarat verlieh Innsbruck 1964 den Europapreis. Von 1965 bis 1979 war Dr. Lugger gleichzeitig auch Landtagspräsident.

Alois Lugger wurde am 11. Juli 1912 in der Südtiroler Bischofsstadt Brixen geboren. Sein Vater war Gendarmeriebeamter. Seine Familie musste politischer Macht weichen und wurde, als der heutige Jubilar vier Jahre alt war, in Nordtirol ansässig. Nach der Volksschule und Realgymnasium in Kufstein und dem Studium an der Rechts- und staatswissenschaftlichen Fakultät der Innsbrucker Universität promovierte er 1935 (mit Auszeichnung in sämtlichen Prüfungsfächern) zum Dr. iur. und ein Jahr später mit dem gleichen Erfolg zum Dr. rer. pol. Er wurde zunächst Sekretär des Landeshauptmannes. 1940 wurde er zur Wehrmacht einberufen. Verwundet aus dem Krieg heimgekehrt, trat Lugger 1945 als Verwaltungsbeamter in den Dienst der Stadt. Mit 35 Jahren wurde er Mitglied der Tiroler Landesregierung und führte dort das Gemeindereferat. Lugger war auch Südtirol-Politiker seit der ersten Stunde.

1953 wurde DDr. Lugger in den Innsbrucker Gemeinderat und am 11. Dezember 1956 nach einem glänzenden Wahlsieg zum Bürgermeister gewählt - ein Amt, das er bis 1983 mit voller Kraft ausübte. 1965 erfolgte seine Wahl zum Präsidenten des Tiroler Landtages. Er lenkte die gesetzgebende Versammlung bis 1979.

Alois Lugger hielt seine beiden hohen Ämter ebenso intuitiv wie auch bewusst streng getrennt, was den Stil betrifft. Der unerhört populäre Bürgermeister "residierte" im Haus des Tiroler Landtages als liebenswürdiger und großzügiger Herr, der seine Pflichten ebenso genau nahm wie die Würde des Hauses. Wie es ein Kenner des Geschehens im Landtag einmal formulierte: "Stets ein souveräner, gelassener, nicht bequem verbindlicher, doch die Parteien und Meinungen zu einem Orchester verbindender Dirigent. Humorvoll hat er manche Spannung zwischen den Fraktionen beseitigt, klug von der Unterbrechung der Sitzung Gebrauch gemacht, damit sich die Gemüter beruhigen. Immer war er ein strenger, kompromissloser Demokrat, wenn es um die Ordnung im Hause, um die Würde des Landtags, um die Achtung vor der Persönlichkeit ging."

Lugger hatte Spitzenfunktionen im Österreichischen Gemeindebund, im Städtebund und im Rat der Gemeinden Europas inne. Er war Präsident der europäischen Kommunalkonferenz des Europarates; die Präsidentschaft in der Gesellschaft für Raumforschung und Raumplanung markiert eine weitere Station seiner Laufbahn. Auch seine Kandidatur um das Amt des Bundespräsidenten ist im Zeichen seiner stets erkennbar gewesenen Verpflichtung gegenüber dem Dienst an Österreich zu sehen.

Die Ehrungen, die sein Wirken würdigen, haben auf einer Seite nur auszugsweise Platz. Nur zwei seien erwähnt: Die Ehrenbürgerschaft der Stadt Innsbruck (verliehen am 21. 12. 1981), der Ehrenring des Landes Tirol als höchste Auszeichnungen dieser Körperschaften. Auch die Republik Österreich verlieh ihm eine ihrer höchsten Auszeichnungen.
     
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