Bürgermeisterin Hilde Zach: Unter Lugger wurde Innsbruck zur kleinen Weltstadt mit Herz im
Alpenraum.
Innsbruck (rms) - In den Morgenstunden des 11. August ist Ehrenbürger DDr. Alois Lugger im Sanatorium
in Hochrum, versehen mit den heiligen Sterbesakramenten, friedlich eingeschlafen. Am 12. Juli hatte er noch im
Kreis der Familie seinen 93. Geburtstag gefeiert. Dr. Lugger war mit
NR-Präsident Dr. Andreas Khol, Bgm. Hilde Zach, Preisträger Alain Chénard, LH DDr. Herwig van
Staa und Alt-Bürgermeister DDr. Alois Lugger.
Foto: Frischauf |
Gattin Luise seit 1939 verheiratet, der Ehe entstammen vier Kinder: Jörg, Klaus, Sissy und Marie-Luise und
in weiterer Folge sieben Enkel und drei Urenkel.
Bis kurz vor seinem Tod verfolgte Dr. Lugger mit großem Interesse die kommunalen und regionalen wie auch
internationalen Geschehnisse. Sein besonderes Interesse erregten alle europäischen Aktivitäten und natürlich
alles, was mit der Universität und mit dem Congress Innsbruck zu tun hat. Mit Freude nahm Dr. Lugger auch
in seinem hohen Alter offizielle Einladungen an, die fast täglich auf seinen Schreibtisch flattern. 2003 nahm
Dr. Lugger auf Schloss Ambras an der Verleihung des Maximilianpreises an Alain Chenard teil.
Stadt und Land Tirol haben diese Auszeichnung mit dem Namen "Kaiser-Maximilian-Preis" im Jahr 1997 aus
Anlass des 85. Geburtstages von DDr. Alois Lugger, in Anerkennung seiner außerordentlichen europäischen
Verdienste gestiftet. Mit dem Preis werden nun jährlich anerkannte und verdiente Persönlichkeiten aus
dem Bereich der europäischen Regional- und Kommunalpolitik geehrt, die sich vor allem für die Weiterentwicklung
und rechtliche Absicherung des Subsidiaritätsprinzips einsetzen.
Altbürgermeister DDr. Alois Lugger war mit einer Amtszeit von 27 Jahren (1956 bis 1983) das am längsten
dienende Stadtoberhaupt in der Geschichte von Innsbruck. Die Attribute, die die Bürger ihm gaben, markieren
die Höhepunkte seines Wirkens. "Olympia-Luis" ist wohl das geläufigste. Unter ihm fanden zweimal
Olympische Winterspiele statt, die Maßstäbe für alle künftigen Spiele auf der Welt setzten.
Innsbruck wurde unter ihm zur kleinen Weltstadt mit Herz im Alpenraum.
Auch auf das Attribut "Europa-Bürgermeister" durfte er stolz sein. Mit fünf Partnerstädten
knüpfte Innsbruck unter der Amtszeit Luggers enge Bande, die in guten und auch in schlechten Zeiten "gehalten"
haben. (Sarajevo, Tbilissi). DDr. Luggers Stimme hatte in europäischen Organisationen Gewicht. Der Europarat
verlieh Innsbruck 1964 den Europapreis. Von 1965 bis 1979 war Dr. Lugger gleichzeitig auch Landtagspräsident.
Alois Lugger wurde am 11. Juli 1912 in der Südtiroler Bischofsstadt Brixen geboren. Sein Vater war Gendarmeriebeamter.
Seine Familie musste politischer Macht weichen und wurde, als der heutige Jubilar vier Jahre alt war, in Nordtirol
ansässig. Nach der Volksschule und Realgymnasium in Kufstein und dem Studium an der Rechts- und staatswissenschaftlichen
Fakultät der Innsbrucker Universität promovierte er 1935 (mit Auszeichnung in sämtlichen Prüfungsfächern)
zum Dr. iur. und ein Jahr später mit dem gleichen Erfolg zum Dr. rer. pol. Er wurde zunächst Sekretär
des Landeshauptmannes. 1940 wurde er zur Wehrmacht einberufen. Verwundet aus dem Krieg heimgekehrt, trat Lugger
1945 als Verwaltungsbeamter in den Dienst der Stadt. Mit 35 Jahren wurde er Mitglied der Tiroler Landesregierung
und führte dort das Gemeindereferat. Lugger war auch Südtirol-Politiker seit der ersten Stunde.
1953 wurde DDr. Lugger in den Innsbrucker Gemeinderat und am 11. Dezember 1956 nach einem glänzenden Wahlsieg
zum Bürgermeister gewählt - ein Amt, das er bis 1983 mit voller Kraft ausübte. 1965 erfolgte seine
Wahl zum Präsidenten des Tiroler Landtages. Er lenkte die gesetzgebende Versammlung bis 1979.
Alois Lugger hielt seine beiden hohen Ämter ebenso intuitiv wie auch bewusst streng getrennt, was den Stil
betrifft. Der unerhört populäre Bürgermeister "residierte" im Haus des Tiroler Landtages
als liebenswürdiger und großzügiger Herr, der seine Pflichten ebenso genau nahm wie die Würde
des Hauses. Wie es ein Kenner des Geschehens im Landtag einmal formulierte: "Stets ein souveräner, gelassener,
nicht bequem verbindlicher, doch die Parteien und Meinungen zu einem Orchester verbindender Dirigent. Humorvoll
hat er manche Spannung zwischen den Fraktionen beseitigt, klug von der Unterbrechung der Sitzung Gebrauch gemacht,
damit sich die Gemüter beruhigen. Immer war er ein strenger, kompromissloser Demokrat, wenn es um die Ordnung
im Hause, um die Würde des Landtags, um die Achtung vor der Persönlichkeit ging."
Lugger hatte Spitzenfunktionen im Österreichischen Gemeindebund, im Städtebund und im Rat der Gemeinden
Europas inne. Er war Präsident der europäischen Kommunalkonferenz des Europarates; die Präsidentschaft
in der Gesellschaft für Raumforschung und Raumplanung markiert eine weitere Station seiner Laufbahn. Auch
seine Kandidatur um das Amt des Bundespräsidenten ist im Zeichen seiner stets erkennbar gewesenen Verpflichtung
gegenüber dem Dienst an Österreich zu sehen.
Die Ehrungen, die sein Wirken würdigen, haben auf einer Seite nur auszugsweise Platz. Nur zwei seien erwähnt:
Die Ehrenbürgerschaft der Stadt Innsbruck (verliehen am 21. 12. 1981), der Ehrenring des Landes Tirol als
höchste Auszeichnungen dieser Körperschaften. Auch die Republik Österreich verlieh ihm eine ihrer
höchsten Auszeichnungen. |